Kommentar: Sonnenstrom - nur noch überflüssiger Schrott?

Claudine Stauber

Lokalredakteurin Nürnberg

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14.6.2020, 13:09 Uhr

"Sunny Boy" steht im Keller, neben den Einmachgläsern. Ein lackierter Blechkasten, für den Johannes Potschka 10.000 Euro hingelegt hat. Wenn die Sonne scheint, soll "Sunny Boy" den Ökostrom speichern, den Potschkas Solaranlage auf dem Dach seines Gostenhofer Hinterhauses produziert.

Der 67-Jährige hat das viele Geld für den Batteriespeicher nicht freiwillig ausgegeben. Auf der idyllischen Terrasse unter Holunder- und Fliederbüschen macht er seinem Groll über die Gesetzeslage Luft: "Es ist ein Irrwitz. Die wollen die Solarenergie totmachen." Harte Worte, doch Johannes Potschka ist mit seinem vernichtenden Urteil nicht alleine.

Dass funktionierende Solaranlagen der ersten Stunde, die mittlerweile 20 Jahre alt sind, ab 2021 nicht mehr durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gefördert werden, treibt überall die Solarpioniere der ersten Stunde auf die Barrikaden. Gerade wurde in Berlin eine Petition mit 120.000 Unterschriften übergeben, die "Kein Aus für Solaranlagen nach 20 Jahren" fordert.

Lobbyisten haben die Nase vorn

Für Potschka ist klar, wer hinter der drohenden Null-Lösung für Altanlagen steckt: die Energie-Konzerne, die ihren Kohle- und Atomstrom verkaufen wollten und deren Lobbyisten wieder einmal ganze Arbeit geleistet hätten. Er könnte seine Solaranlage jetzt verschrotten, obwohl sie seit über zwei Jahrzehnten zuverlässig liefert. Doppelt so viel Strom übrigens, wie der Gostenhofer Haushalt verbraucht. Denn die Politik tut nichts dafür, dass sie erhalten bleibt und weiter saubere Energie liefert. Doch die Paneele abzubauen bringt der Mann, der aus Überzeugung kein Auto hat, nicht übers Herz. Also hat er "Sunny Boy" gekauft, auch wenn‘s furchtbar teuer war. "Das ist jetzt eben mein Hobby."

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