Kosten-Explosion: Nürnbergs Brecht-Schule wird viel teurer
16.9.2018, 11:00 UhrVor mehr als sechs Jahren nickte der Stadtrat eines der größten Schulbauprojekte der Stadtgeschichte ab: den Neubau der Bertolt- Brecht-Schule (BBS) in Langwasser. Am Ende der Großen Straße, in nächster Nähe zur Messe und zu Wohnquartieren soll sie entstehen. Die alte BBS ist nach über 40 Jahren noch in Betrieb. Der mächtige Betonklotz mit rund 1700 Schülerinnen und Schülern, die sich im Schulzentrum auf Haupt- und Realschule sowie auf ein Gymnasium verteilen, ist marode, an vielen Stellen tropft‘s durchs Flachdach. Einige Räume können gar nicht mehr genutzt werden. Eine Sanierung wäre die Stadt teuer zu stehen gekommen.
Doch die Spirale für die kalkulierten Kosten des geplanten Neubaus dreht sich nach oben. War anfänglich von 100 Millionen Euro Baukosten die Rede, ging es Mitte 2017 schon um 140 Millionen Euro. Am kommenden Mittwoch steht die neue BBS in nicht-öffentlicher Sitzung des Stadtrats wieder auf der Tagesordnung.
Einzug soll spätestens Pfingsten 2022 stattfinden
Nach hinten haben sich auch die anfänglichen Einzugstermine verschoben. Schulreferat, Finanzreferat und die städtische "wbg Kommunal", die Bauherrin des Projekts ist, gingen davon aus, dass die Schülerinnen und Schüler 2019 in ihre neue BBS einziehen können. Erste Arbeiten auf dem Gelände gegenüber der Messe starten aber Ende dieses Jahres. Jetzt sieht der Terminplan so aus: Übergabe des Neubaus im November 2021, Einzug der Schülerinnen, Schüler und Lehrer spätestens Pfingsten 2022.
Allerdings werden Stadtkämmerer Harald Riedel (SPD) und Schulbürgermeister Klemens Gsell (CSU) dem Stadtrat am Mittwoch eine weitere bittere Pille verabreichen müssen. Denn auch mit den 140 Millionen Euro Gesamtkosten ist nicht das letzte Wort gesprochen. 170 Millionen Euro haben Stadt und wbg Kommunal mit dem ausführenden Generalbauunternehmer ausgehandelt. Nach einer europaweiten Ausschreibung bewarben sich zwei Bieter um die Bauausführung. Ein Großunternehmen machte schließlich das Rennen, den Namen der Firma wollen Riedel, Gsell und wbg-Geschäftsführer Ralf Schekira auf Nachfrage aber jetzt noch nicht nennen.
"Hier sprechen wir von einer Pauschale"
Um die Gesamtkosten für die Stadt "beherrschbar" zu machen, so Riedel, hat man mit dem Generalbauunternehmer eine Obergrenze festgelegt. Demnach sollen 179 Millionen Euro für den Neubau mit seinen 21 500 Quadratmetern Nutzfläche (inklusive 5650 m2 für neue Sporthallen) nicht überschritten werden. Ein gewisses Risiko bei den Baukosten bleibt trotz Obergrenze bestehen. Riedel: "Nach allem, was mir versichert wurde, gehe ich davon aus, dass wir aber die 170 Millionen Euro halten können."
Doch warum so hohe Kosten? Zum einen steigen im Allgemeinen die Baukosten von Jahr zu Jahr, so Schekira. Das schlage bei einem Bauprojekt in dieser Größenordnung stärker zu Buche. Die Stadt legt auch großen Wert auf Terminsicherheit. Dass die Schule im Frühjahr 2022 auch wirklich einziehen kann, lasse sich der Generalunternehmer etwas kosten. Hinzu kommt der im Gesamtpreis enthaltene Zuschlag für den Generalunternehmer, der sogenannte GU-Zuschlag. Damit stellt das Unternehmen seine Koordinierungsleistung in Rechnung. Der GU-Zuschlag liegt in der Regel zwischen zehn und 15 Prozent.
Gsell und Schekira betonen, dass in anderen Kommunen bei Schulneubauten meist die reinen Baukosten in der Öffentlichkeit kommuniziert werden. "Hier sprechen wir von einer Pauschale", so der wbg-Geschäftsführer. Neben den Baukosten sind auch Posten wie Planung, Erschließung, Abwassertechnik und mehr enthalten. "Wir haben mit dem Generalbauunternehmer einen Partner, der bei diesem Komplex alles übernimmt. Auch die Vergabe von Aufträgen", sagt Schekira.
Grünes Licht für das Projekt gibt es seit kurzem auch von der Regierung von Mittelfranken. Der Freistaat bezuschusst den Neubau mit rund 25 Prozent.(Siehe StandPunkt links)
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