Kreatives Pflänzchen in den alten AEG-Werkshallen
30.03.2012, 17:08 Uhr
Inzwischen heißt AEG „Aus Einsparungsgründen geschlossen“, dafür hat sich in deren Räumen im Jahr 2008 die „Zentrifuge“ eingerichtet: ein loser Verband von Künstlern und solchen, die es werden wollen, von Querdenkern, Ideenschöpfern, verkannten Genies und anderen kreativen Geistern.
Damit steht Nürnberg nicht alleine da; gerade die Industriebrachen der Großstädte locken Menschen mit viel Ideen und wenig Geld an und erblühen zu neuem Leben. Wie aber bringt man die Zentrifuge an den Mann? Eine lohnende Aufgabe für Designstudenten der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule: 40 Studenten der obersten Semester hirnten in mehreren Gruppen über die passende Außendarstellung in Gestalt von Bildern, Texten, Grafiken und Broschüren.
Keine einfache Aufgabe. Denn die Zentrifuge ist kein Unternehmen aus einem Guss, das nur für ein bestimmtes Produkt steht, sondern ein lockerer Verbund verschiedenartiger Persönlichkeiten, ein Netzwerk, das ständig neue Knoten knüpft und löst, ein Ameisenhaufen, in dem es drunter und drüber geht, ein Bienenstock, in dem die Ideen schwirren.
Dabei galt es obendrein, zwei verschiedene Zielgruppen zu beachten: nämlich den Otto Normalnürnberger, der vielleicht immer noch nicht weiß, welch kreatives Pflänzchen in den Werkshallen sprießt, und zum anderen potente Wirtschaftsunternehmen, die sich mit originellen Künstlern schmücken wollen (in der Hoffnung, dass diese eines Tages groß rauskommen).
Das Ergebnis liegt nun in zwei Broschüren vor: die Studenten Florian Bärschneider und Ilja Zepelewitsch – beide im siebten Semester – stellen sich die Zentrifuge als eine Persönlichkeit vor, die Synergien schafft und Brücken zwischen entlegenen Ufern baut. Und zwar mit Enthusiasmus, Neugier und Verbundenheit mit der Region.
Wer nun eine rotierende leichtbekleidete Tänzerin erwartet, liegt falsch. Die Broschüre präsentiert neben Texten mit den üblichen locker durcheinandergeschüttelten Wort-Bausteinen „Synergie, Potenzial, Kreativität, Inspiration, Innovation, Dynamik“ Porträts der Tonangeber in der Zentrifuge (in altertümelndem Sepiaton angehaucht), und Fotografien vom Schauplatz, meist Bilder von Künstlern bei der Arbeit mit Flex und Kettensäge.
Kurios allerdings das Foto, das regionale Verbundenheit suggerieren soll: unten Flachdach, rechts ein rätselhaftes elektronisches Konstrukt, in der Bildtiefe Hausdächer und hoher Himmel – wäre da nicht der Fernmeldeturm, wer käme darauf, dass es sich hierbei um Nürnberg handelt?
Die schönste Idee gelingt Bärschneider und Zepelewitsch mit ihrem Z-Siegel: einem z in einem Kringel, ganz offensichtlich dem Zeichen @ nachgebildet. Somit wäscht eine Hand die andere: die Zentrifuge bekommt gute Werbung, und die Studenten sammeln Erfahrungen und gute Noten für den rauhen Reklameberuf. Das nennt man wohl Synergie.
Die Broschüren zum Thema „Zentrifuge“ stehen auch online zur Verfügung unter www.zentrifuge-nürnberg.de.
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