Kreativität schlägt zu: Stadtpark wird zum Kunst-Parcours
30.9.2020, 05:51 UhrAngestoßen hat die Gratis-Ausstellung das Projektbüro Nürnberg. Dessen Chef Andreas Radlmaier erläutert wie die Schau zu ihrem Namen kam: "Lost – in der Corona-Zeit haben wir viel Kunst verloren. Aber diese Erfahrungen gaben auch Denkanstöße. Haben wir nicht in der Krisenzeit etwas gewonnen?" Möglich gemacht haben die Dialog-Skulpturen etliche Sponsoren und Mäzene.
"Bühne der Beiläufigkeit"
Erste Station des Kunstwegs, der täglich von 9 bis 22 Uhr geöffnet ist, ist eine Gemeinschaftsarbeit von Bühnenbildner Andreas Wagner und Regisseur Christian Schidlowsky. Sie nennen ihr Statement unweit des Neptunbrunnens "Bühne der Beiläufigkeit". Als Anregung dazu diente ihnen der britische Theaterregisseur Peter Brook. Der meinte, "Theater ist, wenn ein Mensch durch einen leeren Raum geht und ihm ein anderer dabei zuschaut". Und so hat sich dieses imaginäre Theater aus dem Musentempel direkt zu den Zuschauern aufgemacht
Im Pagodengang am südwestlichen Parkende findet sich das Harfenlabyrinth von Petra und Konstantin Krischke. Die Expertin für Kunst im öffentlichen Raum und der Kommunikationsdesigner haben einen Laubengang aus Klangröhren geschaffen, der ein bisschen die Verwirrung der Pandemie verdeutlichen soll. Wo ist ein Ausweg? Gibt es nur den einen Weg, der aus der Krise führt? Mit künstlerischen Mitteln wollen sie ein deutliches Fragezeichen hinter die Auffassung setzen, dass wir uns in Maskenzeiten nur in Hygiene-Verweigerer oder besserwisserische Möchtegern-Erzieher teilen lassen.
Eine audiovisuelle Komposition namens "Sonido Blanco" haben der Musiker Frieder Nagel und der Lichtdesigner Stephan Scheiderer entworfen. Die empfängt die Besucher am südöstlichen Eingang, ist allerdings nur zwischen 19 und 22 Uhr aktiv: Ein Zusammenspiel von Geäst, Musik und Lichtern, bei dem das Blätterdach synchron zu instrumentalen Klängen leuchtet.
Drei launige Skulpturen aus Materialien der Wegwerfgesellschaft haben Licht-Künstler Ignazio Tola, und die Keramik- und Klangkünstlerin Veronika Riedelbauch entworfen. "Die Mimosen" thematisieren mit dem Untertitel "Berühr mich nicht!" die Ölindustrie, die Pharmaindustrie und den Menschen allgemein.
Gedicht von Hermann Kesten
Sehr apart hat auch Sascha Banck ihre Skulpturen im Park verteilt. Ob es Absicht war, dass die Henne bei "Mein Vater sagte" ein bisschen an Kulturbürgermeisterin Julia Lehner erinnert? Schön ist, dass die Fürther Künstlerin ihre lustigen Weggestalten jeweils mit Texten und Musik verbindet. So sieht man zwei Raubtiere (nahe dem Teich, hinter dem "parks"), die sich anfletschen, und hört ein Gedicht von Hermann Kesten. Nebenan reitet der "Lügenbaron" Münchhausen auf einer Corona-Kugel: Dazu ertönt die Geschichte "Da draußen da drinnen" des Bamberger Journalisten und Suppenkochs ("SuppKultur") Andreas Thamm.
Wer tiefer in die Materie einsteigen möchte: Jeweils donnerstags (18 Uhr) und sonntags (15 Uhr) führt das KPZ zur Park-Kunst. Am 18. Oktober und 1. November tun dies die Künstler selber. Treffpunkt ist am Neptunbrunnen. Wie sagt Andreas Radlmaier? "Wir trauen uns neue Kunstorte zu entdecken." Nach dem "Zirkus Wagner" 2013 darf Corona nun seine zirzensischen Qualitäten unter Beweis stellen...
Karten für die Führungen: Kultur-Info im Künstlerhaus (Tel. 09 11 / 2 31 40 00); Gruppen wenden sich direkt an das KPZ (Tel. 09 11 / 1 33 12 38.)
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