Kulturhauptstadt-Bewerbung: "Unsere Leidenschaft ist rübergekommen"
23.10.2020, 18:31 UhrSie sahen alle ein bisschen platt und mitgenommen aus. Kein Wunder: Fünf Stunden lang war die Nürnberger Bewerbungs-Delegation Gastgeber für fünf Kulturhauptstadt-Jurymitglieder. Gastgeber im virtuellen Raum, versteht sich. "Es war sehr anstrengend, eine digitale Höchstleistung, aber wir haben unglaublich stark performed", sagte Oberbürgermeister Marcus König bei der (natürlich auch virtuellen) Pressekonferenz, nachdem die Jury, die über die Vergabe des Titels Kulturhauptstadt Europas 2025 entscheidet, "abgereist" war, also sich vom PC abgemeldet hatte.
Der OB gerät über den Auftritt des vielköpfigen Nürnberger Teams, zu dem unter anderem auch Alt-Oberbürgermeister Ulrich Maly, die Generalmusikdirektorin Joanna Mallwitz, die junge Nürnberger Künstlerin Anusia Albert, Milan Ther, Leiter des Nürnberger Kunstvereins Albrecht-Dürer-Gesellschaft und Katharina Fink vom Iwalewahaus in Bayreuth gehörten, nachgerade ins Schwärmen: "Unsere Leidenschaft für diese Bewerbung ist rübergekommen. Da bin ich sicher."
Sinnlichkeit und Inhalte
„Wir konnten tatsächlich Gefühle und Sinnlichkeit und vor allem die starken Inhalte unseres Bewerbungsbuches vermitteln“, sagt Kulturbürgermeisterin Julia Lehner und nennt die Mannschaftsleistung „formidabel“.
Nürnbergs Bewerbungsleiter Hans-Joachim Wagner, der im Vorfeld wiederholt betont hatte, wie schade es gerade für die Stadt Nürnberg sei, dass die Juroren sie nicht wirklich vor Ort mit all ihren Widersprüchen und ihrer ganz besonderen Atmosphäre erleben könnten, meinte nach der Präsentation: „Es ist gelungen, der Jury ein sehr umfassendes Bild zu vermitteln. Einige der Jurymitglieder waren ja noch nie in der Region.“
Neben den schönen, alten Teilen der Stadt habe man auch „andere Stellen“ gezeigt, die deutlich gemacht hätten, warum Nürnberg diesen europäischen Titel so dringend braucht, meint Wagner.
Konkret ging das so: OB Marcus König bestieg mit dem Performance-Künstler Marcus John Henry Brown einen Touristen-Bus und fuhr durch sein Nürnberg. Das hatte dann ein bisschen was von einer Privatführung durch das Stadtoberhaupt. „Der OB im Touri-Bus war der rote Faden, der sich durch die drei Teile der Präsentation zog“, erklärt Wagner. Das Reichsparteitagsgelände und die Erinnerungskultur spielten natürlich eine Rolle, ebenso das Thema Spielen und das Arbeiten im 21. Jahrhundert.
Entscheidung am Mittwoch
Drei Mal 70 Minuten lang hatte Nürnberg — wie an den Tagen zuvor schon Chemnitz, Hannover, Hildesheim und Magdeburg — Zeit, sich virtuell vor der Jury zu präsentieren. „Die anderen haben das teilweise openair getan, wir haben alles an einem Ort gemacht. Das hat gut funktioniert, auch die jeweils anschließende Befragung durch die Jury“, sagt Lehner. Als „Sendestudio“ hatte man das Zukunftsmuseum in Nürnberg gewählt.
Nürnberg war als letzte Stadt an der Reihe für den digitalen Jury-Besuch. Klar, dass sich auch die Mitbewerber nur begeistert über ihre eigenen Auftritte äußern und Zuversicht auf den Sieg verbreiten. Wem die zwölfköpfige Jury den Titel zuspricht, wird am kommenden Mittwoch um 13 Uhr bekanntgegeben.
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