Laden ausgeraubt: Gerechtigkeit für Nürnberger Juwelier?
9.1.2018, 05:57 UhrDer erste Prozesstag vor dem Landgericht verläuft zäh. Zwar wird die Anklageschrift verlesen. Ansonsten passiert nicht viel. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft haben es aber in sich. Demnach soll der bislang unbekannte Komplize von Darko K. (Name geändert) an einem Julitag im Jahr 2004 bei dem Juwelier geklingelt haben. Udo Makosch erkannte den Mann wieder, schließlich hatte er sich erst einige Tage zuvor Schmuckstücke zeigen lassen und wollte mit Geld wiederkommen.
Statt eines guten Geschäfts begann für Makosch jedoch ein Albtraum. Der damals 62-Jährige wurde von dem vermeintlichen Kunden und Darko K. mit einer Pistole bedroht, musste den Tresor öffnen. Die Räuber packten 175 Schmuckstücke im Wert von rund 260.000 Euro ein, fesselten Makosch dann mit Handschellen, verbanden ihm mit Klebeband Augen und Mund und sperrten ihn in den Toilettenraum. Dann verschwanden sie.
Makosch hatte Glück im Unglück. Er kam mit ein paar Schrammen davon, konnte sich aus dem Toilettenraum befreien und mit den Händen am Rücken die Nummer seiner Frau wählen. Dann jedoch begann der Albtraum, der sich für den Juwelier noch heute viel schlimmer anfühlt als der Überfall selbst: Die Versicherung glaubte ihm nicht. Und das, obwohl die Ermittler der Polizei davon überzeugt waren, dass es sich bei der Tat tatsächlich um einen echten Überfall gehandelt hat und Makosch sehr wohl das Opfer und nicht der Täter ist. "Eigentlich müssten die Leute von der Versicherung heute mit auf der Anklagebank sitzen", sagt Makosch am Rande des Prozesses.
Auch privater Schmuck gestohlen
Sechs Jahre Rechtsstreit - so lange hatte es gedauert, bis die Mannheimer Geld hat fließen lassen. Und das auch nur, weil sich Makosch zermürben hat lassen und einem Vergleich zugestimmt hat. 300.000 Euro - ein Betrag, der den Schaden seiner Meinung nach lange nicht reguliert. Nach dem Überfall hatte Makosch nur noch 20 Prozent seiner Ware, konnte kaum noch Schmuck verkaufen.
Was besonders schwer wiegt: Am Tag des Überfalls hatten Makosch und seine Frau auch noch ihren privaten Schmuck im Geschäft gelagert - und auch der war weg. Erinnerungsstücke, wertvolle Preziosen - dafür bezahlt die Assekuranz keinen Cent.
Lediglich ein Schmuckstück aus dem Überfall ist wieder aufgetaucht: ein Collier, das im Internet für 600 Euro angeboten wurde. Dort wurde die Polizei auf das Schmuckstück aufmerksam - und konnte es Makosch zurückgeben. Im Moment kann man das Collier im Schaufenster bewundern - oder es für 9200 Euro kaufen.
Der Streit mit der Versicherung, er hat auch dazu geführt, dass Makosch im Alter von 76 Jahren immer noch in seinem Geschäft steht - finanzielle Einbußen von damals machen eine frühere Rente eben nicht möglich.
Der Prozess gegen Darko K. wird fortgesetzt. Der 45 Jahre alte ehemalige Polizist wurde von den Ermittlern übrigens schon im Jahr 2006 verdächtigt - der Versicherung war das offenbar egal. Sie hat sich bis heute nicht bei Udo Makosch entschuldigt. Im Juli vergangenen Jahres wurde Darko K. indes in Ungarn geschnappt. Von seinem Komplizen fehlt weiter jede Spur.