Langer nannte israelisches Gefangenenlager ein «KZ»

17.9.2009, 00:00 Uhr
Langer nannte israelisches Gefangenenlager ein «KZ»

© Daut

Der Wirbel um die hohe deutsche Auszeichnung für Felicia Langer reißt nicht ab. Die Jüdin hatte vergangene Woche gegenüber den Nürnberger Nachrichten dementiert, den jüdischen Staat jemals mit dem NS-Regime verglichen zu haben. Es ist brisant, Parallelen zwischen dem Nationalsozialismus und Israel zu ziehen, denn ein solcher Vergleich wird nach einer EU-Definition als Antisemitismus gewertet.

Jetzt liegen den NN Äußerungen Langers aus Dokumenten des amerikanischen Kongresses, der Vereinten Nationen und aus einem ihrer Bücher vor, die den von ihr abgestrittenen Nazi-Vergleich belegen. So hat Felicia Langer ein israelisches Gefangenenlager während des Libanon-Krieges 1982 als «das Konzentrationslager Ansar im Südlibanon» bezeichnet. In ihrem 2001 erschienen Buch «Quo vadis Israel? Die neue Intifada der Palästinenser», schreibt sie über die israelische Armee: «Die Soldaten führten die Befehle ihrer Vorgesetzen aus. Das erinnert mich doch sehr an Begebenheiten in unserer Geschichte.» Zudem beschrieb sie eine militärische Einrichtung in Israel als «Konzentrationslager von Sarafand.»

Konfrontiert mit diesen Äußerungen in Bezug auf Israel, wollte Langer keine Stellungnahme mehr abgeben. Arno Hamburger, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Nürnberg, meint dazu, er habe gewusst, dass das Dementi Langers «unwahr» sei. Hamburger hatte seine Bundesverdienstkreuze aus Protest gegen die Ehrung Langers zurückgegeben. Für Kritiker Langers gibt es «keine Zweifel» an ihrem Vergleich Israels mit dem NS-Regime. Viele ihrer Statements seien antisemitisch. Sie sei eine regelrechte «Israel-Hasserin.»

Hamburger erfährt unterdessen neben Kritik auch viel Lob aus dem ganzen Bundesgebiet für die Rückgabe seiner Orden. In einem Brief, den das Bundespräsidialamt an den Nürnberger IKG-Vorsitzenden geschrieben hatte, war von tiefem Bedauern über Verletzungen die Rede, die Langers Ehrung ausgelöst habe. Alle Beteiligten, so hieß es weiter in dem Schreiben, wünschten, die entstandenen Verwerfungen ließen sich ungeschehen machen. Dafür fehle jedoch die Grundlage.

Jetzt schrieb das Präsidium der Jüdischen Gemeinde Bremen an Arno Hamburger: «Mit der Rückgabe Ihrer wohlverdienten Auszeichnungen an das Präsidialamt haben Sie die richtige Form des Protests gefunden - gegen die Israel-Hasserin, gegen die Ausbreitung der israelfeindlichen und letztendlich antisemitischen Stimmung in Deutschland. Sie sind damit für die Würde des deutsch-jüdischen Dialogs eingetreten, haben Stolz bewahrt, die Gerechtigkeit angemahnt.»

Außerdem äußerte sich Stephan J. Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, auf Anfrage: «Arno Hamburger gebührt Hochachtung und Anerkennung. Er ließ seinen Worten Taten folgen und hat damit erneut Glaubwürdigkeit und Charakterstärke bewiesen. Durch die Rückgabe seiner Orden vermochte Hamburger das Bundespräsidialamt wachzurütteln und zu einer Reaktion zu bewegen.»

Die Entscheidung Hamburgers, seine Orden zurückzugeben, nannte Kramer gleichwohl «traurig»: «Wie kaum ein anderer hat sich Hamburger seit Jahrzehnten unermüdlich für die christlich-jüdischen und die deutsch-israelischen Beziehungen eingesetzt.»