Fall 17 von "Freude für Alle"

Leben im Schimmel: In Lauf kämpft eine Familie mit drei kleinen Kindern gegen die Gesundheitsgefahr

Irini Paul

NN-Lokales

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28.11.2024, 17:00 Uhr
Die Enge ist nicht das einzige Problem in der Wohnung der fünffachen Familie: Der Schimmel hat sich dort breit gemacht - auch in dem Zimmer, in dem die drei kleinen Söhne schlafen.

© Irini Paul Die Enge ist nicht das einzige Problem in der Wohnung der fünffachen Familie: Der Schimmel hat sich dort breit gemacht - auch in dem Zimmer, in dem die drei kleinen Söhne schlafen.

Diesen Kampf kann sie nicht gewinnen. Auch wenn im Schlafzimmer und im Zimmer der Kinder immer wieder die Fenster offenstehen. Auch wenn sie ständig mit speziellem Putzmittel in der Wohnung unterwegs ist. Es riecht einfach in der ganzen Wohnung nach Schimmel - vor allem dort, wo Sahra K. (Name geändert) und ihr Mann schlafen. Aber auch in dem Zimmer, in dem sich die drei kleinen Söhne ein großes Etagenbett teilen, hat man den Geruch in der Nase - und irgendwann ein Kratzen im Hals.

Schuld ist die feuchte Hauswand der Souterrainwohnung - an einer Stelle ist die Wand so feucht, dass sich ein Wasserfleck abzeichnet. Das bleibt auch in den Schränken nicht ohne Folgen: Und so musste Sahra K. bereits Kleidung wegwerfen oder immer wieder Schulhefte neu kaufen, weil sich sofort Schimmelflecken bilden. So auch an der Decke des winzigen Bads. In der Wohnung kann kaum etwas länger an einem Platz liegen, ohne dass es zu stocken beginnt.

Familie aus Lauf hat schlechte Karten auf dem Wohnungsmarkt

"Natürlich habe ich das meinen Vermieter gesagt", erzählt die 31-Jährige. "Aber der hat gesagt, ich kann mir ja was anderes suchen, wenn es mir nicht passt." Also müssen die drei Jungs im Alter von zwei, fünf und acht Jahren in diesem Durchgangszimmer ausharren. "Er weiß ja, dass wir nicht so schnell etwas finden." Denn die Familie hat es nicht leicht: Sahra K. kam vor zehn Jahren aus Äthiopien nach Deutschland und hat seit 2021 einen Aufenthaltstitel. Inzwischen hat auch ihr Mann einen Titel, sodass die fünf heute in Lauf an der Pegnitz zusammenleben. Zuvor hatte ihr Partner noch in einer Gemeinschaftsunterkunft in Nürnberg wohnen müssen, während Sahra K. für sich und die Kinder, die alle in Deutschland geboren sind, auf eigene Initiative eine Privatwohnung fand, nachdem sie aus der Unterkunft hatte ausziehen dürfen.

Da die Familie nun vereint ist, können beide auch arbeiten und haben es so inzwischen aus der Abhängigkeit vom Jobcenter geschafft: Er arbeitet voll als Hilfskraft in einem Krankenhaus, sie in Teilzeit als Pflegehilfe. Das Budget ist entsprechend knapp, wie auch der Wohnraum.

Gerade einmal 53 Quadratmeter stehen der fünfköpfigen Familie zur Verfügung. Platz für einen Esstisch gibt es hier nicht. Für die Mahlzeiten sitzt man auf dem kleinen Sofa und den drei Stühlen, die an der Wand parken. Die Kinder haben kaum Spielzeug und kaum Raum. Weil die Wohnung so finster ist, muss Sahra K. gerade in den dunklen Monaten das Licht auch tagsüber anmachen. Doch der größte Stromfresser sind die drei Nachtspeicheröfen, mit denen die Wohnung beheizt wird. Also bleibt noch weniger zum Leben.

Ärger mit dem früheren "Vermieter"

Dabei schien es zunächst so, als sei gerade diese Wohnung die Rettung. Denn Sahra K. hatte schon einmal Pech mit einer Wohnung in schlechtem Zustand. Mehr noch: Ihr früherer Vermieter stellte sich im Nachgang gar nicht als Vermieter heraus: Er hatte die Wohnung ohne Wissen des Eigentümers vermietet. Was folgte, war der Auszug. Bis heute versucht sie ihre Kaution zurückerstattet zu bekommen - ohne Erfolg.

Auch mit ihrer früheren Stelle hatte sie Pech: Der Lohn war im Voraus bezahlt worden, ihr wurden aber zu wenige Dienste ermöglicht. Die Folge waren Rückzahlungsaufforderungen ihres einstigen Arbeitgebers. Denen kam sie in Raten nach, bekam aber weniger Bürgergeld, da der vermeintliche Lohn verrechnet wurde. Finanzielle Schwierigkeiten waren die Folge.

Die Wohnsituation bleibt eine Zumutung und so hofft das Paar, eine bessere Wohnung zu finden. Sahra K. träumt unterdessen davon, endlich die Ausbildung zur Kinderpflegerin machen zu können. Damit die Familie auf sicheren finanziellen Beinen steht. Sie spricht gut Deutsch. Doch ihre schriftlichen Kenntnisse reichen bisher für die Zulassung zur Ausbildung noch nicht aus. Also wird sie sich erneut darum bemühen, einen entsprechenden Sprachkurs machen zu können. Sie ist trotz allem zielstrebig oder wie es die Sozialpädagogin formuliert, die Sahra K. berät: "Ich habe sie über mehrere Jahre als engagierte und aktive Frau erlebt."

Um die Familie unterstützen zu können, bitten wir herzlichst um Spenden.

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