Happy End

Hundekeks-Rezept rettet schwerkranken Hund: Ginos Geschichte und das Rezept für „Sabines Hundekekse“

Saskia Muhs

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18.7.2024, 13:57 Uhr
Sabine Peterreins konnte mit ihren Keksen einem Hund wieder Appetit aufs Leben machen.

© Tierheim Nürnberg/Sabine Peterreins Sabine Peterreins konnte mit ihren Keksen einem Hund wieder Appetit aufs Leben machen.

"Wir brauchen eure Hilfe! Wer hat diese Hundekekse für unser Sommerfest gebacken?" schrieb das Tierheim Nürnberg Anfang Juli in einem öffentlichen Facebookbeitrag. Der Grund für den Aufruf ist der schwerkranke Hund einer Tierheim-Mitarbeiterin, der sämtliches Futter ablehnt – bis auf besagte Kekse, die eine damals noch unbekannte Frau zum Sommerfest im Nürnberger Tierheim am 30. Juni mitbrachte.

Gino - schwer krank und in tiefer Trauer

Wie uns das Tierheim mitteilt, leidet der Hund, für den das Rezept so dringend gesucht wurde an Blasenproblemen, hat eine beginnende Kehlkopflähmung und litt zudem noch unter einer Magen-Darm-Erkrankung. Als wäre das nicht schon schlimm genug, habe Gino vor kurzem auch noch seine langjährige Hundepartnerin verloren. Zu viel für den kleinen Vierbeiner: Durch Krankheit und Trauer verlor er seinen Appetit - bis zum Sommerfest am 30. Juni. Die Hundekekse waren die erste Nahrung, die der Hund seit längerem zu sich genommen hat.

Um an Bäckerin und Rezept zu kommen, wandte sich das Tierheim mit dem Facebookpost an die Öffentlichkeit. Über 4.000 Mal wurde der Beitrag geteilt, inzwischen finden sich darunter mehr als 130 Kommentare. Die Suchaktion in den sozialen Medien wurde nun mit Erfolg gekrönt: Sowohl Bäckerin als auch Rezept konnten dank des großen Engagements einiger Facebook-Nutzerinnen und Nutzer ausfindig gemacht werden, verkündete das Tierheim Anfang der Woche in der Kommentarspalte unter dem Beitrag. Kurz darauf meldete sich dort auch die Bäckerin persönlich zu Wort – wir haben mit ihr gesprochen.

"Von dem Hype habe ich erst gar nichts mitbekommen!"

Sabine Peterreins unterstützt das Nürnberger Tierheim seit Jahren und hat in der Vergangenheit selbst Hunde gehabt. Aktuell gehe das nicht, da in ihrer Wohnung keine Hunde erlaubt sind. Doch das sei gar nicht schlimm, erzählt sie uns, denn ihre beiden Töchter, die fernab in Islamabad und Marrakesch leben und arbeiten haben die Tierliebe ihrer Mutter geerbt: Sie haben dort mehrere Straßenhunde adoptiert, auf die sich Sabine Peterreins bei jedem Besuch freut, als wären es ihre eigenen.

Seit Jahrzehnten kocht und backt sie mit viel Leidenschaft – gerne auch für Festlichkeiten im Tierheim. Die weit gereiste Frau ist es gewohnt, Gerichte für viele hungrige Mäuler zuzubereiten: Einst habe sie in einem Pflegeheim in Belgien täglich dutzende Menschen bekochet, erinnert sich die 72-Jährige. So hatte sie dem Nürnberger Tierheim für das Sommerfest vorab per Mail auch gleich fünf Kuchen versprochen. "Bei dieser Gelegenheit habe ich die zwei Dutzend Hundekekse übergeben, nichtsahnend, was das für einen Hype verursachen würde."

Doch von dem Hype sollte Sabine Peterreins erst später erfahren: durch einen Todesfall in der Familie und eine damit verbundene kleine Auszeit vom Internet hatte sie von der Suchaktion in den Sozialen Medien zunächst gar nichts mitbekommen. Erst eine verzweifelte Mail aus dem Tierheim brachte den Groschen zum Fallen.

"Mein Rezept ist eigentlich zufällig entstanden, denn nachdem ich die Kuchen für das Sommerfest gebacken hatte, wollte ich den Hunden auch etwas Gutes mitbringen und so ist mein Hundekeks "Bobby" (das ist der Spitzname von Sabine Peterreins) entstanden, mit den Zutaten, die ich gerade zu Hause hatte", kommentiert die Hobby-Bäckerin schließlich öffentlich unter dem Facebookbeitrag. Denn inzwischen suchte nicht nur das Tierheim, sondern auch viele andere Hundebesitzer, die von der Erfolgsgeschichte erfahren hatten, händeringend nach dem Rezept für die Wunder-Kekse.

Das Rezept für Sabines Hundekekse

160 g Roggenmehl

160 g Dinkelmehl

2 EL Kokosöl

100 g Wildleberpastete (vermutlich geht auch Leberwurst)

gegarte Dinkelkörner

Zutaten mischen und formen, vor dem Backen etwas antrocknen lassen

200 Grad (Umluft 180 Grad)

18 Minuten

Keksglück mit Langzeitwirkung?

Laut Tierheim habe die Kollegin, die lieber anonym bleiben möchte, die Kekse natürlich sofort nachgebacken und Gino frisst sie offenbar noch bis heute gern. Es kommt sogar noch besser: Höchstwahrscheinlich sorgten die Kekse auch für die erneute Anregung seines Appetits, wodurch er seit Anfang der Woche sogar wieder etwas Nassfutter zu sich nehme. "Unsere Kollegin ist sehr erleichtert und freut sich, dass es mit Gino wieder bergauf geht und möchte sich herzlich bei allen bedanken, die bei der Rezeptsuche behilflich waren" schreibt das Tierheim in einer Mail an unsere Redaktion.

Sabine Peterreins hat durch unser Telefonat erfahren, dass es Hund Gino nun besser geht und freut sich sehr über den Erfolg ihrer Kekse. Sie wünscht sich, dass ihre Geschichte mehr Leute dazu animiert, den Tieren und Mitarbeitern im Nürnberger Tierheim etwas Gutes zu tun, durch Gebäck, Spenden oder ehrenamtliches Engagement.

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