Leiche in der Aisch: Verlobter ab Dienstag vor Gericht
29.4.2014, 11:22 UhrAls am 12. Juni 2013 Rettungstaucher der Polizei eine stark mit Schlamm verschmutzte, unbekleidete Frauenleiche aus der Aisch zogen, gab es im gesamten Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim wohl keinen einzigen Menschen, der nicht voller Mitleid für Roy E. war. Bei der Toten handelte es sich um seine vermisste Braut – und so musste Roy E. statt der geplanten spektakulären Hochzeit eine Trauerfeier ausrichten und mit der gemeinsamen Tochter, mittlerweile ist sie vier Jahre alt, Mutter Nadine verabschieden.
Seit dem heutigen Dienstag sitzt Roy E. als mutmaßlicher Mörder der 32-Jährigen vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth. Er schweigt zu den Vorwürfen, schüttelt nur hin und wieder den Kopf. Doch schon damals, als der Leichnam gefunden wurde, konnte sich niemand vorstellen, dass sich die Frau, die in ihrem Heimatort als höflich und zurückhaltend galt, das Leben genommen hatte – schon gar nicht wenige Tage vor der aufwendig geplanten Vermählung. Was war geschehen?
Die Ergebnisse der Erlanger Rechtsmedizin bestätigten die schlimmsten Befürchtungen. Die Blutergüsse am Hals waren eindeutig, die Rede war von „Fremdeinwirkung“. Die 32-Jährige war erwürgt worden. Dazu kam: ausgerechnet der trauernde Mann gestand, seine Zukünftige getötet zu haben.
Unbekannter Erpresser
Ein Geständnis, das Roy E. kurz darauf widerrief. Nun schilderte er eine abenteuerliche Geschichte von unbekannten Erpressern: Demnach hätten drei bis vier maskierte Personen den Mord begangen und ihn danach gezwungen, die Leiche zu beseitigen. Staatsanwältin Jutta Schmiedel hält dies für bloße Schutzbehauptungen – sie wirft Roy E. einen heimtückischen Mord vor. Die Anklägerin ist davon überzeugt, dass Roy E. in einer finanziell desolaten Situation steckte.
In seiner Gaststätte liefen die Geschäfte schleppend, der anstehende Polterabend und die Hochzeit – mit sehr vielen Gästen im großen Stil geplant – setzten ihn demnach massiv unter Druck. Als ihn seine Lebensgefährtin am Abend des 5. Juni 2013 verführen wollte, soll er auch im Bett versagt haben. Angeblich wurde dies zum Auslöser für seinen Gewaltausbruch. Derzeit wird mit sieben Verhandlungstagen gerechnet, ein Urteil wird am 15. Mai erwartet.
Dieser Artikel wurde am 29. April um 11.22 Uhr aktualisiert.
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