Leukämie: Junger Vater aus Franken braucht Stammzellspender

Isabel Lauer

Lokalredaktion Nürnberg

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17.11.2020, 14:44 Uhr
Tilo aus Nürnberg sagt: "Für meine zwei Kinder lohnt es sich zu kämpfen." Der 35-Jährige hat chronisch lymphatische Leukämie. Langfristig bietet ihm nur die heftige Therapie einer Stammzelltransplantation die Aussicht auf Heilung.

© DKMS/privat Tilo aus Nürnberg sagt: "Für meine zwei Kinder lohnt es sich zu kämpfen." Der 35-Jährige hat chronisch lymphatische Leukämie. Langfristig bietet ihm nur die heftige Therapie einer Stammzelltransplantation die Aussicht auf Heilung.

Ein befreundetes Pärchen, das namentlich nicht öffentlich erscheinen will, hat sich deshalb an die Deutsche Knochenmarkspenderdatei DKMS gewandt, um einen Aufruf zugunsten des Nürnbergers zu starten. "Wir beten dafür, dass er dadurch eine Chance bekommt und solange durchsteht", sagt Tilos Freund. "Sein Zustand hat sich massiv verschlechtert, er wiegt gefühlt nur noch die Hälfte."

In den sozialen Netzwerken teilt der Freundeskreis die Hinweise rege. Menschen zwischen 17 und 55 Jahren können sich bei der DKMS registrieren lassen. Jeder zusätzliche Registrierte erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwann jemand in der Datei ist, dessen genetische Merkmale denen Tilos – oder denen eines anderen Schwerkranken - ähneln. Trotzdem: Eine erste Typisierungsaktion der Aktion Knochenmarkspende Bayern in Eibach 2019 brachte noch kein Ergebnis.

Schmerzen und Müdigkeit

"Es geht halbwegs", so beschreibt Tilo, der nicht mit vollem Namen genannt werden möchte, seinen aktuellen Zustand. Seine Blutwerte seien derzeit stabil, aber er habe mit Schmerzen und extremer Müdigkeit zu kämpfen. "An manchen Tagen komme ich nicht vor die Tür." Der Familienvater arbeitet als Fahrer für den Kartendienst "Google Street View", er ist froh, dass er den Vollzeit-Job weiter bewältigt. "Wenn ich aufhören würde zu arbeiten, hätte ich schon verloren, glaube ich."

Zweimal pro Woche muss er sich selbst eine Infusion zur Immuntherapie verabreichen. Damit und mit einer Chemotherapie ist die Krankheit vorerst zurückgedrängt. "Aber leider kann niemand sagen, wie lange das noch gutgeht." Vor eineinhalb Jahren erhielt Tilo die Diagnose. Wochenlang litt er damals unter Fieberschüben, Medikamente blieben ohne Wirkung. Schon in seiner Kindheit trat eine Immunschwäche auf; eine Vorstufe der CLL.


Ein Registrierungsset ist kostenlos bestellbar unter dkms.de/tilo-will-leben.

Spendenkonto der DKMS: DE64 6415 0020 0000 2555 56, Verwendungszweck: Tilo


Bei der Behandlung bestimmter Formen von Leukämie kann eine Stammzelltransplantation (auch: Knochenmarktransplantation) die Rettung bringen. Bei Leukämie ist die Blutbildung, die im Knochenmark abläuft, gestört. Aus Blutstammzellen entstehen rote und weiße Blutkörperchen und Blutplättchen. Für eine Übertragung von gesunden Stammzellen eines Spenders auf einen Patienten müssen mindestens neun von zehn bestimmten genetischen Gewebemerkmalen übereinstimmen.

Der Spender muss sich zur Entnahme entweder einer Art Blutwäsche oder, seltener, einer Operation am Becken unterziehen. Der Empfänger erhält die aus dem Blut oder dem Knochenmark gewonnenen Stammzellen dann mittels Infusion. Er benötigt dazu eine risikoreiche Behandlung aus Chemotherapie und Bestrahlungen, die seine eigenen erkrankten Zellen zerstören.

Rückläufige Zahlen wegen Corona

In der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) sind zehn Millionen Spender weltweit registriert. Registrieren lassen kann man sich per Post mit einem Abstrich aus dem Mund. Auch im Rahmen einer Blutspende kann man sich erfassen lassen. Durch die Corona-Pandemie seien die Teilnahmezahlen leider stark eingebrochen, sagt Mario Scherb, Spenderbetreuer bei der DKMS. Die Organisation erhalte 2020 rund 60 Prozent weniger Anmeldungen als im Vorjahr. Schuld sei der Ausfall von Werbeaktionen in der Öffentlichkeit, Schulbesuchen und Typisierungsaktionen für einzelne Patienten.

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