Los geht's: Das Klinikum Nürnberg impft seine Mitarbeiter
29.12.2020, 16:19 UhrEs herrscht ein gespanntes Warten auf den Gängen. Die Geriatrische Tagesklinik ist momentan eigentlich geschlossen. Doch am Dienstagmittag sollen hier im Haus 32 die ersten Mitarbeiter des Nordklinikums gegen Covid-19 geimpft werden. Um Punkt 12.06 Uhr ist es so weit: Dr. Undine Samuel steht in der Tür. Die Medizinische Referentin des Klinikvorstands bringt den Behälter mit den begehrten Impffläschchen.
Bis die ersten Impfstoffe von Biontech/Pfizer verabreicht werden, dauert es allerdings noch einige Minuten. Denn aus jedem Fläschchen werden für fünf Personen Dosen à 0,3 Milliliter entnommen. Maßarbeit ist gefragt.
Der Chef packt mit an
"Hier impft der Chef persönlich", scherzen einige Mitarbeiter, als Professor Achim Jockwig zur Spritze greift. Der Vorstandsvorsitzende des Klinikums lässt es sich nicht nehmen, den ersten Impfstoff selbst zu verabreichen. "Patientin" Agnes Himmler verzieht keine Miene, als sie den Pieks der Nadel spürt. Nach wenigen Sekunden hat sie die Prozedur überstanden.
Die Bereitschaft, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen, war für die erfahrene Hygienefachkraft "eine klare Sache". Eigentlich ist Agnes Himmler nach 40 Jahren am Klinikum bereits in Rente. Doch derzeit nimmt sie im Betriebsärztlichen Dienst Abstriche bei Patienten. In drei Wochen nun wird sie ein zweites Mal geimpft.
Auch Christoph Stimpel freut sich, gleich am ersten Tag in einem der vier Impfräume behandelt zu werden. "Damit wir aus der Nummer mit der Pandemie rauskommen, sollte man sich auf jeden Fall impfen lassen", ist der Intensivpfleger überzeugt.
Nächste Lieferung an Silvester
225 Dosen wurden am Dienstag geliefert, so dass die ersten 225 Mitarbeiter des Nord- und des Südklinikums - dort im derzeit geschlossenen Spielhaus - geimpft werden können. Die nächsten 750 Dosen soll an Silvester folgen "Ich bin froh, dass es endlich losgeht," sagt Achim Jockwig und betont, dass die Impfung der Klinikumsmitarbeiter freiwillig erfolge. Es werde nicht überprüft, wer sich hat impfen lassen und wer nicht.
Pannen zum Impfstart weiten sich aus: Immer mehr fränkische Kreise betroffen
"In meinen Augen ist Impfen ein Akt der Solidarität, denn man kann sich und andere vor einer Erkrankung schützen", sagt der Vorstandsvorsitzende. Gesamtgesellschaftlich betrachtet, ist für ihn die Sache klar: "Wer sich nicht impfen lässt und darauf hofft, dass es andere tun, ist für mich ein Sozialschmarotzer."
Die Impfungen am Klinikum werden nach einer festen Reihenfolge durchgeführt. Zuerst ist das Personal an der Reihe, das auf den Corona-Stationen oder in der Notaufnahme arbeitet. Das betrifft sowohl Ärzte und Pflege- als auch Service- und Reinigungskräfte. Auch die Beschäftigten der onkologischen, anästhesiologischen und palliativen Stationen werden bei den Impfungen vorrangig behandelt.
So kommt der Corona-Impfstoff zu uns
"Uns ist wichtig, zunächst die Mitarbeiter zu schützen, die besonderen Risiken ausgesetzt sind“, erklärt Jockwig weiter. Er rechnet mit 2000 bis 3000 Mitarbeitern, die je nach Verfügbarkeit des Impfstoffes in den nächsten zwei Monaten geimpft werden sollen. Anschließend können sich auch alle weiteren der rund 7000 Beschäftigten impfen lassen.
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