Marlene Mortler rätselt über Nürnberger Drogenszene
7.10.2015, 18:59 UhrMarlene Mortler hat in ihrer neuen Aufgabe ganz schön was erlebt. Sie wurde als Massenmörderin beschimpft, weil sie der Menschheit das Allheilmittel Cannabis verwehre, ertrug Hasstiraden, als sie ein Bild einer Flasche Kräutergeist ins Netz stellte und hielt den Ärger ihres eigenen Sohnes aus, der unverhofft in die Öffentlichkeit geriet, nachdem Mortler ausplauderte, dass auch er, „ihr Jörg“, früher mal gekifft habe — selbstverständlich nur ein einziges Mal.
Wichtigere Themen als Hasch
„Ich halte aus“, sagt Mortler. Damit meint sie nicht nur ihren Spagat zwischen (Groß-)Mutterrolle und der Arbeit, dem heimischen Bauernhof und dem Bundestag, dem nationalen Auftrag und der Verbundenheit zum hiesigen Wählerkreis. Mehr stört sie, dass sie oft nur zum Thema Cannabis Auskunft geben darf. „Wir können die Tür nur aufmachen, aber nicht mehr zu“, schließt die 60-Jährige mit den Legalisierungs-Fragen ab und fügt hinzu, dass „wir eh so viele Probleme mit Alkohol und Tabak haben, da brauchen wir nicht noch zusätzliche mit Cannabis.“
Andere Themen, beispielsweise die vielen Drogentoten, machen ihr da mehr Sorgen. Doch auch Marlene Mortler als Drogenexpertin über Nacht und Kennerin der Region kann nur rätseln, warum Nürnberg bei den Drogentoten trauriger Spitzenreiter der Nation ist. Zum Vergleich: In Nürnberg starben 2013 6,1 Personen pro 100.000 Einwohner an Rauschgift; in München waren es nur drei. „Selbst die absoluten Experten von der Mudra können das nicht erklären.“ Dabei wies Bertram Wehner, Geschäftsführer der Mudra, erst zuletzt darauf hin, dass es an Behandlungsplätzen für Suchtkranke fehle.
Auch wenn sie nach eigenen Angaben als erste Drogenbeauftragte überhaupt einen Konsumraum von innen betrat, überraschen ihre Erkenntnisse der letzten anderthalb Jahre wenig: Mortler referiert trocken-theoretisch über Drogen-Zielgruppen und kichert über ihre Wortneuschöpfung, den „Cannabis-Dimpfl“.
Selbst war sie einst nur dem Nikotin verfallen. "Ich bin ein Mensch von dieser Welt. Ich trinke auch Alkohol." Ein Gläschen aber nur, denn: „Ich vertrage fast nichts, habe geringe Grenzen und die haben sich auch nicht geändert, als ich nach Berlin gegangen bin.“ Brav bestellt sie Espresso mit Kaffeesahne und Zucker. Wobei ja guter Kaffee durchaus auch sein Suchtpotential hat.
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