Müllproblem
Massig Müll in Nürnbergs Grünanlagen: Diese Idee soll helfen
7.6.2021, 05:52 UhrSo ein Pizzakarton passt einfach nicht in einen gängigen Abfallbehälter. Also wird die Schachtel zusammengeknüllt und verstopft damit den Einwurf des eigentlich nicht vollen Behälters. Andere werfen das Ding gleich auf die Wiese oder legen es auf den Mülleimer, statt es mit nach Hause zu nehmen. Ob nun take-away-Verpackungen, Bierflaschen oder Papp-Teller: Gerade nach dem Wochenende oder einem Feiertag bietet sich mancherorts ein Bild der Verwüstung in manchen Grünanlagen, aber auch auf öffentlichen Plätzen.
Die Pandemie und das damit verbundene lange geltende Bewirtungsverbot für die Gastronomie verschärfte das Problem, da die Menschen mehr Essen bestellten. Laut Deutscher Gesellschaft für Abfallwirtschaft hat sich die Menge an "gelitterten" Verpackungen, insbesondere von Kunststoffeinwegverpackungen und To-go-Getränkebechern, während Corona verdoppelt. Zudem werden die Grünanlagen nach wie vor in den Sommermonaten stärker genutzt.
„Abfall ist und bleibt in den Grünanlagen ein Dauerthema“, da macht sich auch Nürnbergs Bürgermeister Christian Vogel, in dessen Zuständigkeitsbereich auch der Servicebetrieb öffentlicher Raum (Sör) fällt, nichts vor. Dass die Stadt mit dem Problem nicht alleine ist, ist dabei kein Trost. Laut einer Studie des Verbands kommunaler Unternehmen aus dem vergangenen Jahr nimmt der Müll in den Städten zu - allen voran der aus Einwegplastik. Demnach hinterlässt jeder Bürger 140 Liter Müll pro Jahr im öffentlichen Raum.
Dabei ist man auch in Nürnberg nicht untätig: Es wurden mehr und auch größere Abfallbehälter an manchen Stellen installiert und die Müllbehälter häufiger entleert. Eine pfiffige Idee kam den Sör-Mitarbeitern mit einer eigens geschweißten Auffangstation speziell für Pizzakartons am Schnepperschütz. Die wird gut angenommen, ist aber nach wenigen Stunden voll.
Es gibt viele Klagen
Trotz aller Bemühungen erreichen Vogel und auch unsere Redaktion immer wieder Klagen von Bürgern über die herrschenden Zustände an manchen Orten. Mit einer neuen Idee für den öffentlichen Raum will Vogel das Problem besser in den Griff bekommen. „Neben dem Appell an die Nutzer der Grünanlagen, die bereitgestellten Abfalleimer zu nutzen und die mitgebrachten Sachen nicht einfach liegen zu lassen, wollen wir in diesem Sommer erstmals auch die Mülltrennung anbieten“, so Vogel.
Mögliche Grünanlagen könnten unter anderem Annapark, Hallerwiese, Westpark oder der Volkspark Dutzendteich sein, in denen die neuen Behältnisse für Papier, Glas, Kunststoff/Dosen und Restmüll aufgestellt werden sollen. Dabei handelt es sich um 120-Liter-Tonnen, die Freitags und Montags geleert werden sollen. Bei Bedarf auch unter der Woche. Ob getrennt oder nicht getrennt wird, soll mit Fotos festgehalten werden, um die Akzeptanz für diesen Versuch dokumentieren zu können.
„Damit wollen wir zum einen dem Wunsch nach einer möglichen Mülltrennung auch in Grünanlagen nachkommen. Es soll aber dadurch auch eine zusätzliche Entsorgungskapazität in den Grünanlagen geschaffen werden, um damit das Aufsammeln des Mülls vom Boden zu reduzieren“, so Vogel.
Und das ist dringend notwendig. Musste das Sör-Team 2018 insgesamt 6287 Tonnen Abfall im Straßenraum einsammeln, waren es 2019 gut 300 Tonnen mehr. In den Grünanlagen waren es 2019 rund 6.000 Kubikmeter, eine Steigerung von rund 700 Kubikmetern gegenüber 2017. Für 2018 liegen keine Zahlen vor. Seit Ausbruch der Pandemie rechnet man bei der Stadt mit mindestens 20 Prozent mehr Müll im öffentlichen Raum und das, obwohl Großveranstaltungen wie etwa Silvester, Rock im Park oder die Blaue Nacht wegen der Corona-Pandemie gar nicht stattfinden konnten.
Gesonderte Container am Pferdemarkt
Geleert werden sollen die neuen Tonnen dann am Wertstoffhof Pferdemarkt. Derzeit prüft der Abfallwirtschaftsbetrieb Stadt Nürnberg (ASN ), eine Schüttvorrichtung zu mieten, um die Tonnen einfach in die Container entleeren zu können. „Sofern der Einwurf des Mülls in die Tonnen nicht sortenrein erfolgt, wird er gegebenenfalls in einen gesonderten Container abgeladen und in der Müllverbrennungsanlage entsorgt“, so Vogel weiter.
Es ist ein erheblicher Mehraufwand für die Stadt, zumal die Sör-Mitarbeiter mit der Entsorgung schon heute stark gebunden sind. „Personell ist der Modellversuch für uns alleine nicht leistbar“, sagt Vogel, weshalb man sich die Unterstützung der Noris-Arbeit (NOA) zukaufen wird. „Ob das Angebot bezüglich einer Trennung des Mülls angenommen wird, wird sich zeigen. Das lässt sich aber nur in der Praxis ermitteln. Insofern ist das Konzept als Pilotversuch zu sehen.“
Im Spätherbst beziehungsweise Winter wolle man es bewerten und über weitere Schritte nachdenken. Dennoch bleibt der Bürgermeister bei seinem alten Appell: „Es wird nur funktionieren, wenn sich die Menschen auch aktiv an dem Projekt beteiligen. Nur darüber reden und den anderen das Handeln überlassen, wird nicht ausreichen.“
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