"Miserables Geschäft": Eisdielen leiden unter dem Wetter

28.3.2018, 05:55 Uhr
Das "Cristallo" in Mögeldorf bietet seinen Gästen nicht mehr nur Eis, sondern nun auch Waffeln – damit diese auch an kälteren Tagen den Weg in das Eiscafé finden. Die Junior-Chefs Fabio (links) und Stefano Giacin servieren’s.

© Horst Linke Das "Cristallo" in Mögeldorf bietet seinen Gästen nicht mehr nur Eis, sondern nun auch Waffeln – damit diese auch an kälteren Tagen den Weg in das Eiscafé finden. Die Junior-Chefs Fabio (links) und Stefano Giacin servieren’s.

Passanten mit dicken Daunenmänteln, Schal und Mütze laufen vorbei. Stefano Giacin ist gerade dabei, die Tische und Stühle vor der Eisdiele "Cristallo" am Mögeldorfer Plärrer zu drapieren. Hoffnung, dass die Außenplätze tatsächlich jemand nutzen wird, hat er wenig. An diesem Montagvormittag herrschen Temperaturen im unteren einstelligen Bereich. Der Frühling scheint weit weg.

Stefano Giacin will in den nächsten Jahren das Geschäft seines Vaters übernehmen – trotz des deutschen Wetters. Zusammen mit seinem Bruder Fabio wird er das Eiscafé in vierter Generation weiterführen. Lohnt sich das überhaupt, ins Eisgeschäft einzusteigen? Das Wetter in Deutschland ist schon immer sehr schwankend, antwortet der 24-Jährige gelassen. Und das "Cristallo" gebe es seit mittlerweile 60 Jahren. Es könne immer irgendwann passieren, dass das Geschäft zugrunde gehe. Aber er vertraue auf den guten Namen, den sich der Familienbetrieb gemacht habe. Deshalb und wegen Temperaturen im zweistelligen Bereich herrschte hier am Wochenende Hochbetrieb. Auch wenn sich der Frühling nur kurz hat blicken lassen.

Eiscreme mit Glühwein

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Dabei hat das Eiscafé bereits seit Februar geöffnet. "Das erste Wochenende funktioniert immer gut." Weil die Menschen nach der Winterpause seit Oktober meist ausgehungert seien. Zwar spielte das Wetter in den vergangenen Wochen nicht mit, Giacin könne sich dennoch nicht beschweren. Auch weil der Betrieb seit diesem Jahr sein Sortiment erweitert hat: Torten, Crêpes und Waffeln kommen auch an kälteren Tagen an. Sogar Glühwein-Eis haben sie in der Vergangenheit mal ausprobiert. Im Frühling ist traditionell Blutorange eine beliebte Sorte – da ist schließlich Saison für die Früchte.

Beim Eiscafé "Sirena" an der Königstraße haben bis zum Mittag nur wenige Kunden vorbeigeschaut, erzählt der Inhaber. Das Geschäft läuft an diesem Montag "miserabel", sagt Inhaber Charalambos Cascanis. Und für die nächsten Tage wird außerdem Regen vorhergesagt. Im vergangenen Jahr seien die Umsätze um diese Jahreszeit viel besser gewesen, da war es um einiges wärmer. Die bisher wenigen sonnigen Tage hätten die Einbußen auch nicht wieder wettgemacht. "Das waren nur Tropfen auf den heißen Stein." Zehn Mitarbeiter beschäftige er, er zahle 8000 Euro Miete im Monat. Wie seine Rechnung da ausfalle, brauche er wohl nicht erläutern. Doch er habe Verantwortung gegenüber seinem Personal. Die Mitarbeiter müssten ja auch ihre Familie ernähren. Seit 40 Jahren ist Cascanis dabei, weshalb er weiß: "Kasse ist erst am 31. Dezember", abgerechnet wird am Schluss. "Jetzt muss ich es erst einmal hinnehmen, wie es ist." Höhen und Tiefen gebe es immer.

"Heute ist es eine Katastrophe"

Die Klassiker unter seinen Eissorten haben aber immer Hochzeit: Erdbeere, Vanille und Schoko gehen seit jeher am besten weg. 28 Geschmacksrichtungen habe er insgesamt im Angebot. Für seine Nuss- und Pistazien-Kreationen bekomme er regelmäßig Lob, sagt er stolz.

In der "Gelateria 4D" beim Hauptmarkt sitzen vereinzelt Gäste. "Heute ist es eine Katastrophe", meint Juliano Debona. "Aber so ist das Eisgeschäft eben." Zumindest gab es am Wochenende sehr, sehr viel zu tun.

Allseits beliebt sind die Sorten Cookies, Snickers und Mozart. Letzteres ist aus Pistazienpralinen und Marzipan gemacht, 30 Kilo verkaufe die Eisdiele davon durchschnittlich an guten Tagen. An Vanille kommt das noch lange nicht ran: Davon gehen im Sommer an einem Tag um die 140 Kilo über die Ladentheke. An kalten Tagen wie diesem seien es um die zehn Kilo. 52 Geschmacksrichtungen habe das Eiscafé im Sommer, nun sind es knapp über 30. Karamell sei neu hinzugekommen. Debona selbst stammt aus Brasilien: Dort ist das Wetter zwar um einiges wärmer, doch seine Landsleute stünden nicht so sehr auf Eiscreme wie die Deutschen.

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