Verkehr:
Mobilitätsplan Schwabach: Hier drückt der Schuh
10.6.2021, 11:00 Uhr"Wo drückt der Schuh?" So lautete die zentrale Frage am Dienstagabend bei der jüngsten Veranstaltung zum geplanten Mobilitätsplan. Rund drei Stunden ging es um Verkehrsbrennpunkte und mögliche Lösungen. Die wichtigsten Stichworte.
Der Mobilitätsplan
Er soll den Verkehr in Schwabach grundsätzlich neu regeln und dabei verschiedene Mobilitätsformen (Autos, Busse, Fahrräder, Fußgänger) besser aufeinander abstimmen.
Die Bürgerbeteiligung
Sie ist so umfassend wie noch nie. Neu ist vor allem: Die Stadt stellt keine Pläne zur Diskussion, sondern geht umgekehrt vor. Erst werden die Bürgerinnen und Bürger gehört, dann wird konkret geplant. OB Peter Reiß appellierte an alle, ihre Ideen einzubringen. Entscheiden wird der Stadtrat 2023.
Mitmachen erwünscht: Wie sieht Schwabachs Mobilität der Zukunft aus?
Erstmals wieder mit Publikum
Die relativ niedrige Corona-Inzidenz machte es möglich. Zumindest rund 30 Interessierte, die sich angemeldet hatten, konnten die gestreamte Diskussion live verfolgen und diskutieren.
Die Atmosphäre
Unter der Moderation des früheren Bürgermeisters Dr. Thomas Donhauser entwickelte sich eine angenehm sachliche und konstruktive Aussprache, in der auch strittige Themen offen angesprochen und Argumenten ausgetauscht wurden.
Die Themen
Verkehr ist äußert komplex. Um den Abend zu strukturieren, wurden sechs Schwerpunkte gebildet: Auto, Parken, Ampeln, ÖPNV, Fahrrad, Fußgänger.
Auto
Die Mobilität in Schwabach ist sehr autolastig. Problemstellen gibt es folglich einige. An diesem Abend wurden unter anderem drei genannt: An der Kreuzung Penzendorfer/Fürther Straße mit den "donnernden Lkw's" sei die "hohe Belastung unverantwortlich für die Kinder der Helmschule", kritisierte eine Anwohnerin.
Ein Bürger aus der Bogenstraße (zum TV 48) bezeichnete diese als "Horrorstraße", weil es seit den Parkgebühren in der Innenstadt "einen Run auf gebührenfreie Parkplätze gebe. Jürgen Fiebig vom Bürgerforum Eichwasen kritisierte das nach wie vor "wilde Parken" und den starken Durchgangsverkehr in der Wilhelm-Dümmler-Straße.
Kritisch gesehen werden auch Pläne der Stadt, die Bundesstraßen umzuwidmen. "Ich hoffe, der Mobilitätsplan wird kein Immobilitätsplan für die Innenstadt und außen kommt immer mehr Verkehr", betonte eine Frau mit Blick auf etwa die Fürther Straße.
Einzelhändler Christian Frenzel erklärte im Namen der Wirtschaftsverbände: "Die B2 und die B466 sind eine wichtige Quelle für Frequenz: Die Erreichbarkeit Schwabachs muss gegeben bleiben." Die Einzelhändler seien "keine Autolobby", doch müsse man Wege finden, um Schwabach als Wirtschaftsstandort attraktiv zu halten. Aus dem Livechat kam dafür Unterstützung: "Unsere Einzelhändler brauche Kunden auch aus dem Umland."
Parken
"Nicht mehr zumutbar" findet eine Anwohnerin den Parksuchverkehr im Bereich Benkendorferstraße/Wöhrwiese. "Ich träume von einer Innenstadt ohne Autos mit Parkmöglichkeiten am Rand", so ein Bürger. Vorgeschlagen wurden deshalb Parkdecks eventuell am Parkplatz Bismarckstraße und der Badstraße.
FDP-Stadtrat Tobias Ritzer möchte dagegen Parkplätze in der Innenstadt mit Rücksicht auf den Handel "auf jeden Fall erhalten". CSU-Stadträtin Miriam Adel plädiert für ein "intelligentes Parkleitsystem" in der Innenstadt wie in anderen Städten.
Eine Bürgerin verwies auf die Tiefgarage unterm Marktplatz: "Ich habe noch nie ein Problem gehabt, dort einen Parkplatz zu finden." Es sei doch erstaunlich, dass diese Möglichkeit so schlecht angenommen werde. Thomas Donhauser sieht das auch so und wagte eine provokante These: "Schwabach hat wohl die einzige Tiefgarage der Welt, die zentral liegt und dennoch immer freie Parkplätze hat." Kaspar Apfelböck sieht zwei Gründe: die enge Zufahrt und die schmalen Parkplätze. In den siebziger Jahren habe es eben noch keine SUV's gegeben.
Ampeln
Besonders in der Kritik: die Ampel am Postplatz. "Für Fußgänger sind die Wartezeiten extrem lang, vor allem wenn kleine Kinder dabei sind", sagte Andrea Hopperdietzel, die Vorsitzende der Frauenkommission. "Unzumutbar" findet auch Kaspar Apfelböck die Situation. Über den Live-Chat kritisiert wurde außerdem die Kreuzung B2/Pointgraben, also die Abzweigung Richtung Eichwasen. Hier bildeten sich noch immer Staus teils bis Höhe Raubershof.
ÖPNV
SPD-Stadtrat Martin Sauer fordert besseren Service wie Buswartehäuschen auf beiden Straßenseiten und bessere Fahrplananzeigen. Linken-Stadtrat Jonas Wagner hält einen Zehn-Minuten-Takt auf Hauptstrecken der Stadtbuslinien für erforderlich. Aus dem Chat wurde etwa die schlechte Anbindung des Wohngebiets Wildbirnenweg kritisiert und gefragt: "Wieso soll ich in einen ungemütlichen Bus umsteigen, der nur selten fährt?"
Fahrrad
"Wir brauchen Radwege, die den Namen verdienen", betonte ein Bürger. Selbst die erste "Fahrradstraße" am Siechweiher hält eine Anwohnerin für sehr gefährlich, weil im Winter der Schnee nicht geräumt werde und das Linksabbiegen in die Wittelsbacherstraße riskant sei. Auch die Radschutzstreifen werden kritisch gesehen. So seien sie etwa in der Südlichen Ringstraße viel zu schmal.
Ökologische Mobilität: Schwabach soll umdenken
Antje Boas vom Fahrradclub ADFC hofft auf ein Radwegenetz, auf dem auch Alltagsfahrten gefahrlos erledigt werden können. Angeregt wurde auch der Ausbau der Südlichen und Nördlichen Mauerstraße zu Fahrradstraßen in der Altstadt. Zudem werden mehr Fahrradabstellplätze gefordert, am besten auch für Lastenräder.
Fußgänger
CSU-Stadträtin Rosy Stengel wünscht sich vor allem für Seniorinnen und Senioren eine "laufsichere und laufbequeme Innenstadt". Im Mittelpunkt der Kritik: das teils grobe Kopfsteinpflaster am Marktplatz und am Martin-Luther-Platz. Gefordert wurden zudem sichere Gehwege und Übergänge über die Regelsbacher Straße zum Naherholungsgebiet Brünst.
Ebenso wie ein Gehweg An der Reit zwischen dem Eichwasen und dem Krankenhaus. Einen "versteckten Kleinkrieg" sieht Kaspar Apfelböck zum Teil auf kombinierten Geh- und Radwegen. Dabei sei klar: "Die Fußgänger haben Vorrang."
Zwei weitere Veranstaltungen
Im Rahmen der Bürgerbeteiligung zum Mobilitätsplan sind demnächst zwei weitere wichtige Veranstaltungen geplant, die beide wieder über www.schwabach.de gestreamt werden.
Donnerstag, 17. Juni, 19 Uhr, Markgrafensaal: Der Verkehrsexperte Wolfgang Aichinger aus Berlin spricht über "Öffentliche Räume als Ressource in der Stadt und Verkehrsplanung, Umgang mit Flächenkonkurrenz". Dabei geht es unter anderem um die Frage, wie der begrenzte Raum etwa auf Autos, Radfahrer und Fußgänger aufgeteilt wird.
Montag, 12. Juli, 19 Uhr, Markgrafensaal: Unter der Frage "Wo wollen wir hin?" ist eine "Zieldiskussion" vorgesehen. Dieser Abend ist dank der derzeit relativ niedrigen Corona-Inzidenz als Präsenzveranstaltung geplant. Bürgerinnen und Bürger können konkrete Anregungen vor der Zieldiskussion bis 23. Juni und im Nachgang bis 28. Juli einbringen.
Drei Wege für Ideen
Dazu gibt es mehrere Wege:
Übers Internet unter www.schwabach.de/mobilitaetskonzept oder über www.schwabach-bewegen.de.
Per E-Mail an: verkehrsplanung-buergerbeteiligung@schwabach.de.
Oder per Post an: Amt für Stadtplanung und Bauordnung, Verkehrsplanung, Stichwort Mobilitätsplan, Albrecht-Achilles-Straße 6/8, 91126 Schwabach.
Die bisherigen Veranstaltungen findet man im Archiv unter www.schwabach.de.
1 Kommentar
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen