Moschee-Bau in Nürnberg spaltet die Gemüter
5.6.2013, 07:00 UhrSein Wort in Gottes Ohr. Nürnberg sei reif für einen Moschee-Bau an einem zentralen Ort, glaubt SPD-Stadtrat Michael Ziegler. Betrachtet man das aktuelle Neubau-Projekt der Nürnberger Ahmadiyya-Muslim- Jamaat-Gemeinde (AMJ), die an der Conradtystraße eine Moschee errichten will, könnte man ins Zweifeln kommen.
Nachbarn fürchten Lärm und Verkehr, am 26. Juni muss das Ansbacher Verwaltungsgericht über die Klagen einer benachbarten Eigentümergemeinschaft gegen den Neubau entscheiden. Ein zentraler Ort ist die Lage zwischen Rangierbahnhof und Gewerbegebiet weiß Gott nicht. Auch die zehn übrigen Nürnberger Moscheen residieren abseits, in alten Lagerhallen oder ausrangierten Fabriken, die umgebaut wurden.
Glaubt man Architekt Alan Jasarevics Vortrag, war der Weg seines islamischen Forums im oberbayerischen Penzberg weit weniger steinig. Ein moderner Kubus mit blauem Glas, ein Minarett aus durchbrochenem Stahl und seitliche Schotten, durch die Passanten ins Haus blicken können, dafür habe man auf der Ochsentour durch Politik und Verbände geworben. Anfangs habe es Bedenken gegeben. „Lasst’s halt das Minarett weg“, riet man dem Architekten. Dann wurde einstimmig genehmigt.
Bekannt durch den Neubau
Dass sich die islamische Gemeinde intensiv ins Stadtleben einbringt, dass ihr Vorsitzender den Bürgermeister duzt und in Penzberg jeder jeden kennt, sei hilfreich gewesen. Am Ende, so Jasarevic, „stand die öffentliche Meinung hinter uns“. Vorher habe kein Mensch Penzberg gekannt; heute kennt alle Welt den ehemaligen Bergarbeiterort - wegen seiner illustren Moschee, die 2005 eröffnet wurde.
Evangelischen Gemeinden, die im katholischen Bayern bauen wollten, sei es in der Nachkriegszeit nicht viel anders gegangen, sagt Klaus Raschzok, Kunsthistoriker und Theologe. Es habe die gleichen Debatten über Architektur und Standorte gegeben.
Heute wiederum würden laut Raschzok 50 Prozent aller protestantischen Nachkriegskirchen nicht mehr benötigt. Die Frage aus dem Publikum, ob man ungenutzte Bauten zum Beispiel den Moslems überlassen könne, zielte in diese Richtung. Vor allem auf der emotionalen Ebene, so der Theologe, tobe da oft Krieg. An Kirchen mache sich Überfremdungsangst fest und mancher vernachlässigte Bau werde plötzlich zum Kulturdenkmal hochstilisiert.
Wie eine Moschee an prominenter Stelle, etwa am Einfallstor zur Südstadt, aussehen könnte, hat Amela Biscic in ihrer Abschlussarbeit im Fach Architektur gezeigt. Ihr fiktives islamisches Gotteshaus hat weder eine traditionelle Kuppel noch ein Minarett. Zuwanderer der dritten Generation müssten sich an Moderneres wagen und sich mehr an den hiesigen Baustilen orientieren, glaubt die gebürtige Nürnbergerin.
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