Das sagen Schausteller und Polizei
Nach dem Attentat von Solingen: Wie sicher ist das Nürnberger Volksfest?
25.8.2024, 15:54 UhrDeutschland ist erschüttert über den Messerangriff von Solingen, bei dem am Freitag drei Menschen ums Leben kamen, acht weitere wurden verletzt. Der inzwischen festgenommene mutmaßliche Täter nutzte das Jubiläumsfest zum 650. Gründungstag der Stadt Solingen – dem "Festival der Vielfalt", um scheinbar wahllos Menschen zu attackieren. Wie immer, wenn Gewalttaten auf öffentlichen Großveranstaltungen passieren, steigt, wenn auch meist auch nur kurzzeitig, die Sorge innerhalb der Bevölkerung: Wie sicher sind Großveranstaltungen? Wie gut sind Veranstalter auf Ausnahmesituationen wie Terroranschläge vorbereitet? Kann ich dort bedenkenlos hingehen?
Ja, sagt Lorenz Kalb, Vorsitzender des Süddeutschen Verbandes reisender Schausteller und Handelsleute mit Sitz in Nürnberg und Vizepräsident des Deutschen Schaustellerbundes. Vom Sicherheitskonzept des Nürnberger Volksfestes ist er nach wie vor überzeugt:
Sicherheit hat oberste Priorität
"Wir sind ein Familienfest, das Sicherheitsgefühl unserer Gäste hat immer oberste Priorität", erklärt Kalb gegenüber unserer Redaktion. Demnach sei Sicherheitspersonal an allen Eingängen zum Volksfestgelände positioniert, die ein genaues Auge auf alle Besucher werfen und stichprobenartige Taschenkontrollen durchführen. Auch Polizeistreifen seien permanent auf dem Gelände unterwegs und vor Ort stationiert. Zusätzlich gebe es auf dem gesamten Volksfestgelände sogenannte "Sicherheitspunkte" an denen sich Besucherinnen und Besucher einfinden können, die ein Problem haben oder sich unsicher fühlen. Auf dem Lageplan sind diese leider nicht kenntlich eingezeichnet. Für Notrufe sind auf der Website des Nürnberger Herbstvolksfests allerdings Telefonnummern zu Polizei und Rettungsdienst vermerkt:
- Telefonkontakt Polizei: 0911 94 82 271
- Telefonkontakt Sanitäter (BRK): 0911 46 24 074
Schaustellerinnen und Schausteller seien zusätzlich mit Funkgeräten untereinander vernetzt: "Wenn eine bedrohliche Situation entsteht, können alle Schausteller einander sofort Bescheid geben, einen Notruf absetzen und sogar öffentliche Durchsagen machen", erklärt Kalb.
Sicherer könne eine öffentliche Großveranstaltung wie das Nürnberger Volksfest nicht sein, findet der Vizepräsident des Deutschen Schaustellerbundes. Das Konzept habe sich bisher stets bewährt und das empfinden, seiner Ansicht nach, auch die Gäste so: Auch am Samstag, am Tag nach dem Attentat von Solingen, seien Stimmung und Besucherzahlen auf dem Herbstvolksfest hervorragend gewesen. Dementsprechend hält Kalb Zusatzmaßnahmen auf seinen Volksfesten nicht für notwendig.
Polizei in Bayern "höchst wachsam"
Nach dem tödlichen Messerangriff von Solingen sind auch die Sicherheitsbehörden in Bayern "höchst wachsam". "Für Bayern liegen uns derzeit keine konkreten Gefährdungshinweise vor. Die abstrakte Gefährdungslage durch den islamistischen Terrorismus ist aber sehr hoch", sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) der "Deutschen Presse-Agentur". Alle Kräfte der bayerischen Polizei seien "höchst wachsam" und "sensibilisiert".
"Unsere Polizeipräsidien überprüfen die getroffenen Schutzmaßnahmen für Einrichtungen und Veranstaltungen engmaschig und werden diese erforderlichenfalls erhöhen, beispielsweise durch mehr Polizeipräsenz", sagte Herrmann.
Keine Hinweise auf Gefahr für Herbstvolksfest
Derzeit läuft beispielsweise das Herbstfest in Nürnberg. "Wir beobachten aufmerksam das Geschehen in Solingen und bewerten die Ereignisse fortlaufend", sagt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken. "Zum aktuellen Zeitpunkt liegen uns keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdung des Volksfestes vor. Die Beamten zeigen dennoch in jedem Fall eine erhöhte Wachsamkeit."
Die polizeilichen Konzepte sollen dort laufend überprüft und an Lageveränderungen angepasst werden, die Polizei stehe im ständigen Austausch mit dem Veranstalter sowie dem Sicherheitsdienst, heißt es weiter.
Abschließend ist zu sagen: Eine hundertprozentige Sicherheit auf Großveranstaltungen gibt es nicht, egal ob auf dem Herbstvolksfest, einem Konzert oder im Fußballstadion. Jeder muss nach eigenem Empfinden entscheiden, ob ein Besuch sich gut und richtig und sicher anfühlt oder eben nicht.
Nachdem das Attentat von Solingen leider nicht der erste dieser Art in Deutschland war, lässt sich jedoch festhalten, dass sowohl Sicherheitsbehörden als auch Veranstalter bestmöglich auf Ausnahmesituationen wie Terroranschläge vorbereitet und sensibilisiert sind. Wenn überhaupt sorgen Vorkommnisse wie am Freitag in Solingen also eher noch dafür, dass Besucher, Sicherheitsdienste, Polizei und Veranstalter mit noch wachsamerem Auge unterwegs sind.