Nach Nudeln und Toilettenpapier: Menschen hamstern Hefe

Jo Seuß

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26.3.2020, 15:48 Uhr
Hefe ist normalerweise ein Produkt, das in Supermärkten immer verfügbar ist.

© Jo Seuß Hefe ist normalerweise ein Produkt, das in Supermärkten immer verfügbar ist.

Die 42-Gramm-Würfel liegen in Kühltheken, wo sie manchmal nur so versteckt liegen, dass man etwas länger suchen muss. Doch derzeit nutzt in allen Lebensmittelläden auch das Nachfragen beim Personal nichts: Hefe ist ausverkauft. Bei Norma heißt es, dass die nächste Lieferung erst am Freitag kommen soll. Bei der Edeka in der Rollnerstraße ist nicht mal der nächste Liefertermin bekannt.

Der Hauptgrund für den Hefe-Mangel sind Hamsterkäufe. Nach Klopapier, Dosenravioli und Tiefkühlpizza ist Hefe das nächste Produkt, das in großen Mengen gebunkert wird. Während sonst wegen der begrenzten Haltbarkeit höchstens mal drei Würfel gekauft werden, landen jetzt ganze 30er-Packungen im Einkaufswagen und danach in der Tiefkühltruhe. Das sorgt für viele Anfragen bei den Herstellern, die befürchten, dass die Produktion des Backmittels darniederliegt und der geliebte Osterhefe nun auch ein Opfer von Corona wird. Doch dem widerspricht die Betriebsleitung der Hefefabrik in Buch ebenso wie der Deutsche Verband der Hefeindustrie e.V. in Bonn.

Dessen Hauptgeschäftsführer Markus Weck berichtet von "deutlich erhöhten Bestellungen", beziffern kann er den Anstieg aber noch nicht genau. "Die Hefehersteller in Deutschland haben den Ausstoß an Würfelhefe bereits deutlich erhöht und produzieren am Limit der Verpackungsfähigkeit", berichtet er und betont: "Weder die Rohstoffverfügbarkeit noch die Fermentationsleistung stellt ein Problem dar." Allerdings seien die Produzenten auch in dieser Branche "mit personellen Schwierigkeiten konfrontiert".



Man tue "alles, um die Sicherheit unserer Mitarbeiter zu gewährleisten. Dies kann in einigen Fällen auch zu Schwierigkeiten bei der Organisation von Produktion und Logistik führen", so Weck. Zur Frage nach Alternativen zum Supermarkt sagt er: "Früher haben Konsumenten Hefe bei ihrem Bäcker gekauft. Bäcker werden in der Regel mit 500-Gramm-Blöcken beliefert, davon können sie abschneiden. Alternativ kann bei Verfügbarkeit auf Onlinemarktplätzen Trockenhefe gekauft werden."

Klar ist: Hefe-Engpässe bestehen derzeit in ganz Deutschland. Dass sich der Preis für einen Würfel, der momentan so um 20 bis 30 Cent liegt, erhöhen wird, müssen Konsumenten laut Weck nicht befürchten: "Der Lebensmitteleinzelhandel setzt die Preise für Würfelhefe im Wettbewerb fest. Aktuell sind uns keinerlei veränderte Preisvorstellungen bekannt."

Ansonsten verspricht der Geschäftsführer: "Sie können sicher sein, dass wir unsere Kunden regelmäßig wöchentlich versorgen. Deshalb bitten auch wir: Notwendige Bevorratung ja, hamstern nein!" In Norma-Filialen weisen aber schon jetzt Schilder darauf hin, dass Kunden nur noch "Maximal drei Stück Hefe pro Einkauf" erwerben können. JO SEUSS

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