Nachlass von Schmidt-Burkhardt wird versteigert
25.8.2014, 06:00 UhrEs ist ein beträchtliches Repertoire, das sich im Nürnberger Auktionshaus Weidler angesammelt hat und nun darauf wartet, unter den Hammer zu kommen. Rund 3000 „Positionen“ schätzt Chef Herbert Weidler, werden auf 800 Quadratmetern während der 1850. Auktion, die vom 28. bis 30. August im Haupthaus stattfindet, versteigert. Dass sich unter den unzähligen Möbeln, Alltags- und Kunstgegenständen derzeit nicht nur gräflicher Nachlass, sondern nun auch der einer bedeutenden Nürnberger Mäzenin findet, verrät einzig ein kleiner Hinweis auf dem Katalog.
Keinesfalls mehr dazu verlangt die Professionalität von Herbert Weidler und Tochter Kathrin: „Es handelt sich um den Nachlass einer Nürnberger Unternehmensfamilie“, so die beiden öffentlich bestellten und vereidigten Auktionatoren. Und das sei „wirklich aufregend“.
Aus vermutlich erbrechtlichen Gründen sei vereinbart, die Identität der Nachlassstifterin unter Verschluss zu halten. Deswegen wird mit Nachdruck nicht bestätigt, aus dem Haushalt welcher Persönlichkeit die rund 200 Positionen stammen, Tafelsilber, Intarsienschränke, Porzellanfiguren, von denen der Auktionator sich einen „guten fünfstelligen bis sechsstelligen Betrag“ erhofft.
Es ist, Gerüchten zufolge, der Nachlass von Henriette Schmidt-Burkhardt, der Grundschullehrerin, die 1983 ihren Beruf zugunsten des Unternehmens Lebkuchen Schmidt aufgab, um nach dem Tod ihres Gatten die Firma als geschäftsführende Gesellschafterin weiterzuführen. Um auch über ihr eigenes Ableben hinaus den Fortbestand der Firma zu sichern, gründete sie eine Stiftung – der nun mutmaßlich der Auktionserlös zugutekommen soll. „Aber darüber wissen wir nichts“, so Weidler.
In drei Lkw-Ladungen wurde geliefert. Alte Puppen und Fächer, Tischuhren mit kunstvollen Löwenapplikationen, „gute Gemälde von herausragenden Malern“ wie Heckendorf, antike Möbel aus dem 19. Jahrhundert, Orientteppiche, Designersilber und so weiter, „durch die Bank schöne Kunst und Antiquitäten in nahezu perfektem Zustand“, so Weidler, der erklärt, dass eine Anonymisierung nichts Ungewöhnliches sei.
Einzig die Einlieferungsnummer verrät die Herkunft der Gegenstände: Mit 85.309 und 85.310 im Katalog gekennzeichnet, findet sich hierunter beispielsweise auch die Nummer 9: „1 Figur Porzellan Rosenthal ‚Schäferhund‘.“ Limit, also das Mindestgebot: 800 Euro. Der „Lieblingshund“ der Unternehmerin sei das gewesen, erzählt Weidler, während er den knapp einen Meter langen Vierbeiner behutsam aus seiner Vitrine hebt: „Ich mache seit 44 Jahren Kunstauktionen, aber so etwas habe ich noch nie gesehen.“
Den gesamten Nachlass habe er bewundert, darunter Pelze wie der Zobelmantel (685) im Wert von „drei- bis viertausend Euro“, so Kathrin Weidler, oder 30 „Nymphenburger Majolika Figuren“: überdimensionale, tonnenschwere Kakadus, Knaben oder Frauen, die dereinst dekorativ im Garten standen.
Ausprobieren erlaubt
All diese Positionen können unter den strengen Augen von 25 Mitarbeitern besichtigt werden. Anfassen, umdrehen, Probe sitzen? Kein Problem: „Wir sind ein Auktionshaus und kein Museum“, so Kathrin Weidler, und man will ja schließlich wissen, wofür man bietet. Die Besichtigung ist noch möglich vom 25. bis 27. August, jeweils von 15 bis 19 Uhr, bevor am Wochenende der Hammer geschwungen wird. Im September steht dann die Versteigerung des zweiten Teils des Nachlasses der Unternehmerin und Mäzenin Henriette Schmidt-Burkhardt, der Mitinitiatorin des Klassik Open Airs und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes.
Übrigens: Man möchte es nicht meinen, aber der freche goldene Zwerg, der aus einem Regal im Unterhaus einen gar nicht ehrenhaften Finger reckt, gehört auch zum Nachlass. Nummer 5877: „1 Figur Kunststoff sign. Hörl (wohl Ottmar H.) Zwerg goldf.“
0 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen