"Werden um Standort kämpfen"

Nächste Galeria-Insolvenz: Große Ungewissheit in Nürnberg - wie geht es weiter?

Johanna Mielich

Online-Redaktion

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11.1.2024, 13:41 Uhr
Blick auf das Nürnberger Galeria-Karstadt-Kaufhof-Haus an der Nürnberger Lorenzkirche. Die Warenhauskette hat am Dienstag beim Amtsgericht Essen erneut einen Insolvenzantrag gestellt.

© Roland Fengler, NNZ Blick auf das Nürnberger Galeria-Karstadt-Kaufhof-Haus an der Nürnberger Lorenzkirche. Die Warenhauskette hat am Dienstag beim Amtsgericht Essen erneut einen Insolvenzantrag gestellt.

Es ist bereits zum dritten Mal passiert: Am Dienstag hat die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof beim Amtsgericht Essen einen Insolvenzantrag gestellt, wie das Unternehmen selbst mitteilte. Auch am Standort Nürnberg herrscht seither Ungewissheit, hier hat die Hiobsbotschaft die Beschäftigten allerdings nicht vollkommen aus heiterem Himmel getroffen.

Über die Medien habe sich in den vergangen Tagen bereits abgezeichnet, dass es zu dem Schritt kommen wird, erklärt Thomas Vieweg, Betriebsratschef von Galeria in Nürnberg und Mitglied des Gesamtbetriebsrats gegenüber unserer Redaktion. "Es war hier eigentlich keiner überrascht. Die langjährigen Mitarbeiter erleben das ja nicht zum ersten Mal, daher war hier auch nicht gerade die große Unruhe zu spüren."

"Letztlich ist es natürlich ein Rückschritt"

Thomas Vieweg, Betriebsratschef von Galeria in Nürnberg, glaubt weiterhin fest an den Standort in der Frankenmetropole.

Thomas Vieweg, Betriebsratschef von Galeria in Nürnberg, glaubt weiterhin fest an den Standort in der Frankenmetropole. © Roland Fengler, NNZ

Laut Galeria Karstadt Kaufhof führe der Konzern aktuell bereits Gespräche mit potenziellen Investoren. Galeria-Chef Olivier van den Bossche sagte: "Galerias operativer Erfolg wird durch die Rahmenbedingungen der alten Eigentümerstruktur belastet. Wir sehen in dem heutigen Tag ausdrücklich einen Befreiungsschlag." Die Signa-Gruppe, der der Konzern bislang gehörte, wollte die Filialen teuer vermieten, um die Finanzen glattzubügeln. Das Problem: Die Betreiber können die hohen Mieten nicht aufbringen.

Vieweg kann die Ansicht des Galeria-Chefs nicht komplett teilen. "Letztlich ist es natürlich ein Rückschritt für die angestoßenen Veränderungen in Nürnberg", erklärt der Betriebsratschef weiter. "Aber es ist sicherlich eine Möglichkeit, sich von dem bisherigen Eigentümer Signa zu lösen und aus der Umklammerung der hohen Mieten herauszukommen".

Erste Gespräche mit Interessenten

Laut dem vorläufigen Galeria-Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus gebe es für die Galeria-Standorte bereits Interessenten. Ziel sei, "dass wir im Zeitfenster von sieben, acht Monaten dann auch dieses Insolvenzverfahren wieder verlassen können", erklärte er gegenüber der "Deutschen Presse-Agentur". Konkrete Namen von Investoren seien Vieweg momentan nicht bekannt.

Den Filial-Standort Nürnberg schätzt der Betriebsratschef für die Investoren als "sehr interessant" ein. Im Moment könne man aber nicht abschätzen, was das für ein Investor sein wird - und welche Auswirkungen damit auch auf die Frankenmetropole zukommen.

Stadt Nürnberg will um "Standort kämpfen"

Die Stadt Nürnberg, die auch in diesem Verfahren erneut Gläubiger ist, will sich an den Spekulationen zu der Zukunft des Konzerns momentan nicht beteiligen. "Zu den Auswirkungen für den Standort Nürnberg können wir noch überhaupt nichts sagen. Das ist noch zu früh", sagt Wirtschaftsreferentin Andrea Heilmaier. Die Stadt hat aus den Medien von der Pleite erfahren. "Natürlich ist die Insolvenz keine gute Nachricht, aber sie trifft uns nicht vollkommen unvorbereitet".

Gespräche mit dem hiesigen Standortleiter und dem Betriebsrat seien bereits fest in der Planung. "Wir werden um den Standort kämpfen. Alles was wir als Kommune beitragen können, werden wir auch beitragen", betont Heilmaier. Sie glaubt weiterhin an den Standort in Nürnberg - und die Zukunft der Warenhäuser als "Magnet in den Innenstädten".

Auch Betriebsratschef Vieweg hält einen frühen Austausch mit der Stadt für sehr wichtig. "Je früher alle Beteiligten im Boot sind, desto besser. Es geht ja darum, die Verödung der Innenstädte zu verhindern", meint er. Wie auch die Stadt glaubt Vieweg fest an die Zukunft des Standorts in Nürnberg: Ein wichtiger Schritt sei die Verschönerung der U-Bahn-Passage, die gerade in vollem Gange ist. Wenn man Regionalität in die Häuser bringt und Einkaufen mehr zum Erlebnis macht, seien Warenhäuser seiner Meinung nach durchaus zukunftsfähig. "Um den Weg fortsetzen zu können, braucht es einen Käufer, der in die Häuser investiert", so Vieweg abschließend.

Galeria-Mitarbeiter können Insolvenzgeld erhalten

Alle Filialen und der Onlinehandel von Galeria-Kaufhof sollen deutschlandweit weiterlaufen, eine Zerschlagung der Warenhausgruppe sei laut Geschäftsleitung nicht geplant. Wie es mit den Häusern und Mitarbeitenden weitergeht, ist aktuell ungewiss und hängt wohl vom Investor ab. Bis zum heutigen Tag betreibt Galeria in Nürnberg nur noch die Filiale an der Lorenzkirche mit 230 Beschäftigten, nachdem das Haus in der Königsstraße Mitte Juni 2023 seine Pforten schließen musste. Die ehemalige Filiale in Langwasser wurde inzwischen von der Modekette Aachener wiedereröffnet.

Galeria betreibt derzeit noch etwa 92 Warenhäuser und beschäftigt nach eigenen Angaben mehr als 15.000 Menschen. Nach der vergangenen Insolvenz hatte der Warenhauskonzern etwa 40 Filialen schließen müssen. Die letzten 18 davon machen im Laufe dieses Monats dicht.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) wird den Beschäftigten der Warenhauskette Insolvenzgeld zahlen, sobald das am Dienstag beantragte Insolvenzverfahren eröffnet wird. "Die BA hat nach intensiven Beratungen mit dem Unternehmen und einer detaillierten Prüfung der Voraussetzungen festgestellt, dass bei einer erneuten Insolvenzeröffnung die Beschäftigten Insolvenzgeld erhalten können", heißt es in einer Mitteilung der Behörde vom Dienstag.