Fehlende Perspektive

Nächste Schließung in der Innenstadt: Dieser Laden verlässt Nürnberg

Alicia Kohl

Volontärin

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5.7.2024, 16:21 Uhr
Viele Ladenfronten in der Kaiserstraße in Nürnberg sind inzwischen leer.

© Elia Hupfer Viele Ladenfronten in der Kaiserstraße in Nürnberg sind inzwischen leer.

Läuft man die Kaiserstraße entlang, begegnen einem viele leere Schaufenster und verklebte Türen. Um gemütlich durch verschiedene Läden zu schlendern, muss man häufig mal längere Distanzen zurücklegen, um zum nächsten geöffneten Geschäft zu kommen. Eine weitere Ladenfront ist nun seit Montag, 1. Juli, ebenfalls leer, die Tür bleibt verschlossen.

Geschäftsführer Jérôme Louis hat seine Filiale von Hut.de in Nürnberg aufgegeben. Kundinnen und Kunden fanden dort verschiedenste Kopfbedeckungen, zum Teil auch maßgeschneidert. Erst 2020 hat er den Laden in der Kaiserstraße 41 eröffnet. Ein denkbar schlechter Zeitpunkt, wie im Nachhinein alle wissen. "Uns war bewusst, dass es schwer werden würde", sagt Louis. Trotzdem habe er es durchziehen und am Konzept von Hut.de, die Vernetzung von online und offline, festhalten wollen. Von der Zielgruppe sei der Laden trotz Corona gut angenommen worden.

Zu wenige Kundinnen und Kunden in der Kaiserstraße

Trotzdem kamen Kundinnen und Kunden in den letzten vier Jahren nicht im erwarteten Umfang, sagt Louis. Der Hauptgrund für die Schließung aber ist ein anderer: "Durch die Entwicklung der Straße und der Innenstadt in Nürnberg habe ich für die nächsten Jahre einfach kaum Perspektive für den Laden gesehen." Viele Geschäfte in der Kaiserstraße hätten nach Corona geschlossen, die Innenstadt sei immer leerer geworden. So seien die Kundinnen und Kunden gar nicht mehr bis zum Hut.de-Laden gekommen. Diejenigen, die den Laden gefunden haben, hätten auch gekauft, sagt Louis. Das zeigt ihm, dass die Zielgruppe schon Interesse an dem Geschäft hatte. "Aber es waren einfach zu wenige."

Der Mietvertrag lief aus, eine Verlängerung hätte keinen Sinn gemacht. Das Team in Nürnberg habe dem so gut es eben ging entgegengesteuert und gute Arbeit geleistet. Louis hat sie nun bezahlt freigestellt, damit sie Zeit haben, sich etwas Neues zu suchen. "Wir wollen die Mitarbeitenden bei der Suche unterstützen und nicht von heute auf morgen gehen lassen." Eine Versetzung bei Hut.de habe leider keinen Sinn ergeben, die anderen Filialen sind zu weit weg.

Mögliche Rückkehr nach Nürnberg?

Insgesamt zehn Hut.de-Läden gibt es in ganz Deutschland, die meisten in der nördlichen Hälfte. Dem Unternehmen geht es gut, sagt Louis, die meisten anderen Filialen seien nicht gefährdet. Stattdessen sollen im kommenden Jahr sogar zwei neue öffnen. Nur die in Bremen wird aus ähnlichen Gründen wie die in Nürnberg ebenfalls schließen.

Louis ist dankbar für die Zeit in Nürnberg. Er betont: "Grund für die Schließung ist nicht die Stadt oder der Vermieter, sondern die Situation und die fehlende Perspektive." Bayern sei weiter wichtig für Hut.de und er würde nach Möglichkeiten für neue Filialen im Bundesland suchen. "Und Nürnberg schließen wir natürlich nicht aus. Wer weiß, wie die Situation in ein paar Jahren ist. Vielleicht kommen wir in fünf Jahren zurück."