Nachwuchs-Fechterin Lea Krüger will mehr

14.6.2010, 00:00 Uhr
Nachwuchs-Fechterin Lea Krüger will mehr

© Zink

Und während die Nachwuchs-Athleten der Jahrgänge 1996 und 97 in der Halle des BBZ ihren Meister suchten und fanden, bot sich altbekanntes Bild: eine Heerschar an Helfern, Offiziellen, Schiedsrichtern, Trainern und Eltern, die mit Kameras bepackt den großen Wurf ihres Sprosses festzuhalten suchten. Dazu unzählige Jung-Fechter, die sich zwischen ihren Duellen betont lässig geben, jedoch unterschwellig nervös wie Tiger zwischen den zwölf abgesteckten Bahnen umherlaufen. Sei es, um den Vereinskameraden als moralische Unterstützung zur Seite zu stehen, oder doch noch einen letzten Blick auf die Konkurrenz werfen zu können.

Eine von ihnen ist Lea Krüger. Die 14-Jährige nimmt an ihrer ersten Endrunde teil, im vergangenen Jahr verhinderte eine Verletzung das Debüt. Krüger ist ein »shooting star« des Nürnberger Fechtsports, denn sie zieht sich erst seit gut zwei Jahren die Maske über. Davor hatte die hoch aufgeschossene Lea Klettern in ihr Herz geschlossen. »Ich habe einfach eine neue Sportart gesucht, und dabei zuerst an Basketball gedacht«, erinnert sich die Schülerin, die die achte Klasse der Rudolf-Steiner-Schule besucht. Eher zufällig kam sie zum Fechten. Ein Freund der Familie lud zum Essen, und Lea entdeckte Maske und Säbel des Gastgebers für sich.

Die erste bayerische Meisterschaft, an der sie teilnahm, gewann sie auch gleich. Stoppen konnte sie erst eine Ansammlung von Blut im Schienbein-Knochen, der letzte Saison einen Durchmarsch bis zur deutschen Meisterschaft unmöglich machte. Doch so fand Leas erster Auftritt auf der DM-Bühne zumindest vor heimischem Publikum statt. »Das finde ich total super«, freut sich der Blondschopf mit den wilden Locken. Freunde und Familie sind gekommen, um Lea die Daumen zu drücken.

Chancenlos gegen die deutsche Meisterin

Es hat durchaus geholfen: Krüger kämpfte sich durch eine schwere Vorrunden-Gruppe, überstand die Zwischenrunde, und rettete sich nach einer Niederlage in einem K.-o.-Duell durch die Hoffnungsrunde bis ins Viertelfinale. Dort allerdings wartete mit Ann-Sophie Kindler die amtierende deutsche Titelträgerin, die sich auch wenig später den zweiten Titel in Folge sichern konnte. Mit 1:10 zog Krüger klar den Kürzeren. »Sie ist einfach besser«, gestand die Geschlagene nach dem Aus neidlos an. »Als ich gesehen habe, gegen wen ich im Viertelfinale antreten muss, wusste ich schon, was passiert. Ich wollte dann einfach ein bisschen zeigen, was ich drauf habe.«

Die Niederlage wirft Lea Krüger nicht aus der Bahn. Mancher Fechter macht seiner Anspannung durch Kampfschreie Luft, hier und da fließt eine Träne der Enttäuschung. »Das kommt bei mir auch schon mal vor«, gibt Krüger zu. »Allerdings nicht bei einem so klaren Ergebnis.« Fechten, so lässt das Nachwuchstalent wissen, sei reine Kopfsache. »Wenn man an die Startlinie geht, muss man genau wissen, was man machen will – egal, wie der Gegner reagiert.« Sie selbst bekämpft die Nervosität so: »Ich überlege mir, was ich besonders gut kann. Dann legt sich die Aufregung.« Wenn es nicht läuft? »Dann bin ich enttäuscht von mir selber.«

Abergläubisch ist Krüger nicht, es gibt kein Ritual oder gar Stofftier, ohne das kein Sieg gelingen kann. Nur ohne ihren Säbel geht es natürlich nicht. »Den hat mir ein guter Freund geschenkt«, erklärt sie lächelnd. Dabei ist es eher der erste Besitzer, der das Gerät so besonders macht: »Der Säbel gehörte Uwe Hübner.« Und jener krönte sich erst im März gegen Weltmeister Nicolas Limbach zum deutschen Meister.

Wie Limbach und Hübner träumt Krüger von einem Einsatz für die deutsche Nationalmannschaft. Der Perspektivkader ist in greifbarer Nähe. »Mal schauen, ob es geklappt hat«, hofft Lea angesichts der zahlreichen Sichter des Verbandes, die sich am Berliner Platz tummeln. Für dieses Ziel nähme die Schülerin einiges auf sich. Trainiert sie im Moment dreimal die Woche, würde sich das Pensum deutlich erhöhen. Zumindest der Rückendeckung ihrer Mitschüler und Lehrer könnte sie sich dabei sicher sein. »Eigentlich finden es alle super«, berichtet sie. Selbst der eine oder andere verpasste Schultag wird Lea, die nach dem Abitur gerne Medizin studieren würde, verziehen.

Zunächst stehen jedoch andere, sportliche Ziele im Vordergrund: »Ich will in der Rangliste unter die besten vier klettern. Und eben den Perspektivkader angreifen. Ich will noch viel erreichen.«

Keine Kommentare