Naturerlebnis an ehemaliger Bahntrasse
10.3.2019, 19:53 UhrGut 500 Meter lang ist der Wanderweg entlang der "Lebensader". Er kann zu einem außergewöhnlichen Erlebnis werden, wenn man ein Auge auf die Details wirft. Hilfreich ist dabei die neue Broschüre "LaB2.0", auch "das grüne Labor" genannt. Der ansprechende Naturführer wurde von der Deutschen Bahn Stiftung gGmbH gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband Nürnberg e. V. herausgegeben, damit Kinder und Jugendliche im "grünen Klassenzimmer" die heimische Natur kennen- und schätzen lernen. Sie erfahren Wissenswertes über die hier spezifischen Sandlebensräume, die seltenen, auch bedrohten Tiere und Pflanzen, die hier ein Zuhause gefunden haben.
Käfer mit Aprikosenduft
Entlang des Naturerlebnispfades, einst Bahntrasse, können vier unserer fünf Sinne auf ihre Kosten kommen. Beispielsweise mit etwas Glück beim Beobachten und Beschnuppern eines Eremit-Blatthornkäfers, der nach reifer Aprikose riechen soll. Oder man lässt den feinen Sand der eiszeitlichen Dünen zwischen den Fingern hindurchrieseln und hört auf das Summen der Wildbienen. Nur "schmecken" ist nicht erlaubt, denn essbare Pflanzen sollen hier gedeihen oder sie gehören den Tieren, die davon leben.
Peter Pluschke, Umweltreferent der Stadt, spricht nicht nur über Umweltschutz, er lebt ihn auch. Während sein Elektroauto in der Günthersbühler Straße parkt, zeigt er von der steinernen Brücke aus in westliche Richtung: Hier beginnt der lichte Pfad mit trockenen und sandigen Lebensräumen. Landschaftspflegerische Maßnahmen seien notwendig, betont Pluschke, denn man benötige die lichten Flecken. Insbesondere damit Anzahl und Arten der Insekten — wie Wildbienen, Hummeln, Heuschrecken, Blatthornkäfer und Tagfalter — zunehmen. "Würde man das Biotop sich selbst überlassen, wäre nach ein paar Jahren alles bewaldet und schattig. Die Fülle an verschiedenen Naturräumen, die für Artenvielfalt sehr wichtig ist, wäre verschwunden."
Der Landschaftspflegeverband (LPV) organisiert Aktionen, bei denen der Nachwuchs unter Anleitung bei den Pflegearbeiten mithelfen kann. Zudem gibt der neue Naturführer zahlreiche Tipps und Anregungen für Schul- und Hortklassen, aber auch für Familien, die hier unterwegs sind. Beispielsweise darüber, was man alles unternehmen kann, was es zu beachten gibt, wie man aktiv werden kann. Petr Mlnarik vom Landschaftspflegeverband: "Wir möchten die Kinder und Jugendlichen von der digitalen Welt in die reale locken."
Barfußpfad erkunden
Der Erlebnispfad habe einen hohen ökologischen Wert, denn hier gedeihen "echte Nahrungs- und Wassermangelspezialisten". Eine Chance für hier lebende Arten, denn der nährstoffarme Boden sei für sie perfekt, betont Mlnarik.
Beispiel Ameisenlöwe: Das Insekt, das bereits Literatur und Film inspirierte, scheint sich an der "Lebensader Bahn 2.0" gut eingelebt zu haben. Überdacht von Baumstämmen, die quer zu den Sanddünen eingearbeitet wurden, leben die Larven des Insekts in kleinen Trichtern, die sie in den Sand graben. Von dort bewerfen sie krabbelnde Ameisen mit Sandkörnchen, damit diese in den Trichter rutschen und als Lieblingsnahrung verspeist werden können.
Die Broschüre ermöglicht es, ganz gezielt Erlebnisstationen aufzusuchen, zu erkunden und zu erforschen: "Wie riecht Moos? Beschreib den Duft!" – "Was fühlen deine Füße auf dem Barfußpfad? Ist es Holz, Sand, Stein oder Rindenmulch?"
Auch die Ohren sind gefordert: Das Dendrophon am Wegrand besteht aus verschiedenen Holzarten. Schlägt man mit einem Stock gegen die Baumstämme, hört man verschiedene Töne. "Warum klingen sie nicht alle gleich?"
Wind und Wasser am Werk
Volker Horand vom Landschaftspflegeverband betont, wie unbeschwert ein Kind hier Kind sein darf. "Interessant ist, dass sich manche anfangs noch etwas hilflos den Sand von den Hosen klopfen." Er schmunzelt. "Aber dann beginnen sie doch recht schnell, gebannt zu beobachten oder mal herumzuflitzen."
Pluschke hebt indes einen kleinen Stein auf. "Dieser wurde einst vom Wasser geformt, denn er ist glatt und zeigt keine scharfen Ecken und Kanten." Er schaut sich suchend um. "Dieser hier . . .", er bückt sich nach einem weiteren, ". . . ist ein sogenannter Windkanter. Er wurde vom Wind geformt, der darüber hinwegfegt." Und Mlnarik deutet auf einen schwarzen Fledermauskasten, hoch oben an einem Baumstamm. "Eine Biologin erzählte mir, dass darin etwa 200 Zwergfledermäuse Platz finden. Beinahe unglaublich, oder?"
Den kostenlosen Naturführer "LaB2.0" gibt es per E-Mail unter lpv@stadt.nuernberg.de oder als PDF-Download: www.deutschebahnstiftung.de/lebensader
Lehr- und Betreuungskräfte, die Interesse an einer Aktion im Projektgebiet haben, können sich per E-Mail beim LPV melden.
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