Stundenlanger Transport

Neue Fischkatze im Tiergarten Nürnberg: Kumi soll für Nachwuchs sorgen

Erik Thieme

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24.11.2024, 18:05 Uhr
Fischkatze Kumi im Zoo Duisburg.

© Marcel Vogelfänger / Zoo Duisburg Fischkatze Kumi im Zoo Duisburg.

Eigentlich leben Fischkatzen in asiatischen Regenwäldern, sie ernähren sich von Fischen, Vögeln und kleinen Säugetieren. Nach Angaben des Leipziger Zoos werden sie bis zu zwölf Kilogramm schwer und 60 bis 80 Zentimeter lang, die Tiere besitzen sogar Schwimmhäute. Doch die Art ist mittlerweile als gefährdet eingestuft.

Nicht nur die Umweltverschmutzung, auch das Abholzen der Regenwälder sowie der Bau von Straßen und Siedlungen haben das Verbreitungsgebiet der Tiere in den letzten Jahren deutlich verkleinert. Das Erhaltungszuchtprogramm des europäischen Zooverbandes (EEP) umfasst aktuell nur 45 Tiere, daran soll sich aber etwas ändern.

Fischkatzendame ist bereits in Nürnberg

Weil die Fischkatze Singha aus dem Tiergarten nach Köthen verfrachtet wurde, ist in Nürnberg wieder ein Platz frei. Den soll das 14-jährige Fischkatzenweibchen Kumi füllen, das bereits seit dem 12. November 2024 vor Ort ist. Das teilt der Tiergarten in einer Pressemeldungmit. Die Katzendame hat bereits sieben Mal erfolgreich Nachwuchs aufgezogen. "Kumi hat sich schon gut eingelebt und ist gerade dabei, die Innenanlage zu erkunden. Sobald das Wetter besser wird, soll sie auch den Außenbereich kennenlernen", erklärt Tierpflegerin und Revierleiterin Dagmar Fröhlich.

Kumi soll schwanger werden

Im Tiergarten trifft die in Tschechien geborene Kumi auf Kater Thaler. Mit diesem soll die erfahrene Mutter erstmals für Nachwuchs in Nürnberg sorgen. Denn obwohl der Zoo bereits seit 2015 Fischkatzen hält, gab es bislang keine Baby-Fischkatzen zu sehen. Die beiden Tiere konnten sich bereits durch ein Gitter kennenlernen.

"Wir hoffen, dass die Zusammenführung reibungslos funktioniert und sich die beiden gut verstehen. Nachwuchs bei den Fischkatzen wäre nicht nur etwas ganz Besonderes für den Nürnberger Tiergarten, sondern vor allem ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der Art", so Fröhlich.

Ob die Tiere irgendwann einmal ausgewildert werden können, um die tatsächliche Verbreitung der Art zu stärken und ihnen ein Leben außerhalb der Gefangenschaft zu ermöglichen, geht aus der Pressemitteilung nicht hervor. Tatsächlich können viele Tierarten bereits in der ersten Zuchtgeneration schon nicht mehr ausgewildert werden. Der Bayerische Landtag erklärt gegenüber der Tierschutzorganisation Peta, dass es beispielsweise bei Primaten sehr schnell zu körperlichen Veränderungen und Anpassungen des Verhaltens kommen kann. "Die Tiere sind aus Gründen des Tierschutzes nicht zur Auswilderung geeignet."

Die vielen Umzüge werfen Fragen auf

Doch wie lange die beiden Fischkatzen Thaler und Kumi tatsächlich im Tiergarten Nürnberg leben werden, bleibt abzuwarten. Den etwa 460 Kilometer weiten Weg von Duisburg nach Nürnberg verbrachte Kumi einem Bericht der "WAZ" zufolge in einem Transporter in einer grünen Box mit Luftlöchern. Das war jedoch nicht der erste Umzug der in Prag geborenen Katze, der Tiergarten Nürnberg spricht allerdings nur über ihre letzte Station in Duisburg. Auch Kater Thaler hat trotz seines jungen Alters schon mehrere Ortswechsel hinter sich. Thaler wurde 2019 in München geboren und kam 2021 nach Nürnberg. Ein Jahr später wurde er auf Empfehlung des EEP in den Zoo nach Prag verlegt, nur um ein Jahr später wieder in den Tiergarten zurückzukehren.

Die Tierschutzorganisation Peta erklärt unter Berufung auf mehrere Studien, dass derartige Transporte bei Tieren enormen Stress auslösen können. So können Verhaltungsstörungen begünstigt oder verstärkt werden. Zudem müssen viele Tiere für die Überführung betäubt werden, was sogar deren Tod zur Folge haben kann.

Zoos stehen wegen ihres Umgangs mit Tieren immer wieder stark in der Kritik, auch der Tiergarten Nürnberg macht immer wieder Schlagzeilen. Peta kritisiert auch die von den Zoos ins Leben gerufenen Zuchtprogramme, vor allem bei besonders seltenen Arten. So kommt aufgrund der geringen Anzahl an Tieren schnell zu Inzucht. Viele Tiere werden mit schweren Gendefekten geboren, zum Teil sind sie nicht einmal lebensfähig.