Neue Stromtrasse: Führt Hochspannungsleitung durch Nürnberg?

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

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17.3.2021, 18:37 Uhr
Die bestehende Hochspannungsleitung, die in Höhe von Katzwang den Nürnberger Süden kreuzt, soll in den Jahren als "neue Juraleitung" ausgebaut werden. 

© Julian Stratenschulte Die bestehende Hochspannungsleitung, die in Höhe von Katzwang den Nürnberger Süden kreuzt, soll in den Jahren als "neue Juraleitung" ausgebaut werden. 

Statt mit einer Spannung von bisher 220 Kilovolt soll Strom künftig mit 380 Kilovolt zwischen den Umspannwerken Raitersaich (Landkreis Fürth) und Altheim (Landkreis Landshut) fließen. In fünf Jahren soll es soweit sein. Über die Trassenführung und mögliche Varianten wird seit Jahren teilweise erbittert gerungen - ein Aktionsbündnis macht gegen die "P 53" mobil. Bei verschiedenen Informationsveranstaltungen wurde vor allem die Sorge vor drohenden Gefahren durch elektromagnetische Strahlung laut.

Besonders heikel ist die Trassenführung in oder in der Nähe von dichter Wohnbebauung, aber auch von geschützten Naturflächen. Beides prägt auch den Nürnberger Süden zwischen Wolkersdorf und Wendelstein. Deshalb waren gerade hier verschiedene Varianten im Gespräch, neben der Bestandstrasse vor allem eine Linienführung in weitem Bogen südlich um Katzwang herum. Die Skizzen für den Abschnitt, offiziell als "A 2" bezeichnet, sind auf der Internetseite des Netzbetreibers Tennet auch noch abrufbar.

Michael Frieser, der als Abgeordneter im Stimmkreis Nürnberg-Süd genau das betroffene Gebiet betreut, hat nun aber Wind davon bekommen, dass Tennet nur eine einzige Variante ins anstehende Raumordnungsverfahren einbringen wolle. Ein Verlauf mitten durch Katzwang sei dabei nur mit Erdverkabelung denkbar. Die aber komme nur in Frage, wenn Abstandsvorgaben nicht auf andere Weise einzuhalten sind.

Die neuerdings möglichen Pilotprojekte zur Erdverkabelung von Hochspannungsnetzen seien jedenfalls nicht dafür gedacht, so der Unions-Abgeordnete, den einfachsten und kürzesten Weg mitten durch dicht besiedelte Ortschaften zu gehen. Zudem lägen zu der Technologie noch keine Erfahrungswerte vor. Die Betroffenheit des "Schutzgutes Mensch" solle ganz offensichtlich mit dem "Feigenblatt der Erdverkabelung" kleingerechnet werden, wettert Frieser.

Es gehe nicht an, dass alle weiteren Optionen, die präsentiert und diskutiert wurden, nun "still und heimlich" verworfen werden. Jahrelang habe das Unternehmen "die Öffentlichkeitsbeteiligung wie eine Monstranz vor sich hergetragen". Nun zeige sich, dass die Bekenntnisse zur Beteiligung der Öffentlichkeit nichts wert seien, hält der Nürnberger CSU-Bezirkschef dem Netzbetreiber in ungewöhnlich scharfer Form vor.

"Prüfungen laufen noch"

Gegen die Vorwürfe verwahrt sich Lea Gulich, Referentin für Bürgerbeteiligung bei Tennet in Absprache mit dem Pressesprecher des Unternehmens. "Von einer Festlegung auf eine Variante ist derzeit nichts bekannt", beteuert sie, bestätigt aber, dass eine Querung von Katzwang per Erdkabel näher untersucht werde. "Unsere Prüfungen laufen noch." Dass eine Novelle des Bundesbedarfsplans, die nun zu berücksichtigen ist, erst zu Jahresbeginn in Kraft trat, habe zu Verzögerungen geführt. "Bis zum Frühsommer wollen wir Ergebnisse präsentieren."

In nicht minder scharfer Form prangern nun die Sozialdemokraten die Pläne des Unternehmens an. Dieses hatte dagegen offiziell eine Vorfestlegung dementiert. Der Tennet-Vorschlag löse „blankes Ensetzen“ aus, ließ der Partei- und Fraktionsvorsitzende Thorsten Brehm wissen. „Eine solche Monstertrasse mitten durch Katzwang ist für uns völlig indiskutabel!“

"Grob fahrlässig"

Im Landesentwicklungsprogramm seien für derartige Vorhaben Mindestabstände zur Wohnbebauung vorgesehen, gibt Stadtrat Harald Dix zu bedenken. Leider habe es die Staatsregierung jedoch versäumt, deren Einhaltung verbindlich zu regeln. „Das ist grob fahrlässig und fällt uns nun auf die Füße“, so der Kommunalpolitiker aus dem Süden der Stadt. Sorge äußern die Sozialdemokraten auch um die schützenswerten Wässerwiesen im Rednitztal. Die historische Form der Grünlandbewirtschaftung sei ins immaterielle Kulturerbe aufgenommen worden - eine Erdverkabelung sei da unvertretbar. Die Stadt Nürnberg müsse daher „alle Rechtsmittel ausschöpfen“.

Immer wieder vorgetragene Bedenken seien nicht berücksichtigt worden, kritisieren auch die Landtagsabgeordneten Arif Tasdelen und Stefan Schuster und fordern einen offenen Dialog. Planungsalternativen dürften nicht unter den Tisch fallen.

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