Neue U-Bahn: Werden die Sitzplätze immer weniger?
17.9.2020, 18:54 UhrSchon länger hat Fahrgast Markus Fromme den Eindruck, dass immer mehr Flächen frei bleiben – nicht nur in den U-Bahnen, sondern auch in den Bussen der VAG. Städte wie München oder auch Wien verfolgen laut Fromme einen ganz anderen Ansatz.
VAG-Sprecherin Elisabeth Seitzinger bestätigt, dass es in den neuen Fahrzeugen weniger Sitzplätze gibt. Zwar liegt die Gesamtkapazität des G1 bei 604 Fahrgästen – die VAG rechnet mit vier Fahrgästen pro Quadratmeter –, davon können aber nur 128 Platz nehmen. Zum Vergleich: Die Langzüge der Modelle DT2 und DT3 bieten je 164 Menschen Gelegenheit, sich niederzulassen, die des DT1 sogar 196 Personen. Selbst im Langzug des DT3-F liegt die Kapazität mit lediglich 144 Sitzplätzen immer noch über der des G1.
Nach dem Wegfall von zwei Fahrerständen wurden die Räume in den von vorne bis hinten durchgängigen U-Bahnen aber bewusst anders aufgeteilt. "Wir haben sehr unterschiedliche Bedürfnisse bei den Fahrgästen", sagt die Sprecherin der VAG. "Grundsätzlich bevorzugen es viele Fahrgäste, bei den kurzen Aufenthaltszeiten in den Fahrzeugen zu stehen. Ein Grund dafür: Sie sind dann auch schneller wieder draußen und wollen es sich gar nicht gemütlich machen."
Darüber hinaus gebe es immer mehr Passagiere, die mit einem Rollstuhl oder einem Rollator unterwegs seien. Außerdem verweist die VAG-Sprecherin auf Eltern mit Kinderwagen und Fahrgäste, die ihr Fahrrad dabei haben. "Für all diese brauchen wir mehr und möglichst großzügige Multifunktionsflächen. Hier soll nicht schon mit einem Kinderwagen oder einem Rollstuhl kein Durchkommen mehr sein. Tatsächlich müsste man die Rollstuhlplätze und die Flächen für die Kinderwagen zu den Sitzplätzen dazu rechnen", sagt Seitzinger.
Vergleich mit München hinkt
Auf Klappsitze wurde beim G1 verzichtet. In diesen Bereichen, also in den Übergängen zum nächsten Wagen, gibt es nun Anlehnhilfen. Da die VAG generell mit einer Fahrgastzunahme rechnet, wurde die Gesamtkapazität, die bislang bei maximal 596 Personen lag, leicht erhöht. Auch wenn es die offene Gestaltung auf den ersten Blick vielleicht nicht erkennen lässt, weist die Längsbestuhlung in den Kopfwagen laut Seitzinger gleich viele Sitzplätze auf wie die Querbestuhlung in den Mittelwagen.
Der Vergleich mit München hinkt übrigens, da die dortigen C1- und C2-Wagen mit knapp 115 beziehungsweise exakt 115 Metern deutlich länger sind als die knapp 76 Meter langen neuen Fahrzeuge in Nürnberg. Aufgrund der Bahnsteiglängen auf der Linie U1 kann die VAG aber keine längeren Fahrzeuge einsetzen.
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