Neue Zahlen: Biss-Attacken von Hunden nehmen in Bayern zu
12.2.2020, 15:36 UhrAuch die Zahl der Hunde, die von einem Artgenossen attackiert wurden, nahm zwischen 2011 und 2018 von 376 auf 544 zu. Marianne Ruß hat mehrere Erklärungen für diese Zunahme der Beißattacken, wobei die Vorsitzende des Verbands für das Deutsche Hundewesen (VDH) in Bayern das Problem vor allem bei den Haltern sieht. Immer mehr Menschen würden sich einen Hund anschaffen, so Ruß. Tatsächlich ist die Zahl der Hundehalter im Freistaat in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. Allein in München von 34.439 im Jahr 2015 auf 37.324 im Jahr 2018. In Nürnberg wurden in diesem Zeitraum mehr als 1200 und in Augsburg mehr als 600 der Tiere neu registriert.
Geringer war der Anstieg hingegen in Regensburg, Ingolstadt oder Würzburg. "Kein Hund ist von sich aus böse", sagt Ruß. Viele, die sich gerade in Großstädten einen Vierbeiner anschafften, seien sich der Verantwortung für das Tier nicht bewusst und würden auch keinen Hundeführerschein machen. "Heute kauft sich Hinz und Kunz einen Hund. Viele glauben dann, es genügt, einmal am Tag die Tür aufzumachen. Die haben einfach zu wenig Zeit", so Ruß. Hunde bräuchten neben ausreichender Betreuung und viel Auslauf aber vor allem auch Erziehung und müssten auf die Kommandos "Sitz", "Platz" und "Fuss" hören. "Und wenn ich ihn rufe, muss er kommen." Dazu kommt aus ihrer Sicht, dass, getrieben von der hohen Nachfrage, immer mehr Hunde aus Osteuropa ihren Weg nach Deutschland finden. Mit den Preisen für diese Tiere könnten die deutschen Züchter nicht mithalten, so Ruß.
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Im Gegensatz zu den zurecht hohen Auflagen hierzulande würden Welpen dort teilweise unter üblen Bedingungen aufgezogen. "Denen fehlt die Prägungs- und Sozialisationsphase", so Ruß. Die Hunde würden zwar "nett ausschauen", hätten aber charakterlich große Schwächen. Ruß, die selber Bernhardiner züchtet und sich nach eigenen Angaben jeden potentiellen Käufer "sehr genau" anschaut, bevor sie ein Tier abgibt, sieht bei dem Thema vor allem die Regierung gefragt. Die Tierschutz-Hundeverordnung "müsste verbessert, mehr Kontrollen durchgeführt werden." Einen verpflichtenden Hundeführerschein würde Ruß ebenfalls begrüßen. Hier winkt das Bayerische Innenministerium hingegen ab. Wichtig seien die strengen, im Freistaat bereits 1992 eingeführten Auflagen für Kampfhunde, so ein Sprecher.
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Der Blick müsse sich auf die Tiere richten, die potentiell gefährlich seien. Ein Hundeführerschein für jeden Halter, wie ihn aktuell auch die Tierschutzvereinigung Peta für Bayern fordert, würde hingegen nur "mehr Bürokratie und mehr Kosten" verursachen und am Ziel vorbeischießen. "Wir gehen davon aus, dass die gestiegene Zahl von Beißattacken auf die ebenfalls gestiegene Zahl von Hunden zurückzuführen ist", heißt es aus dem Innenministerium. Es sei wie im Straßenverkehr: Wo mehr Pkw unterwegs sind, würden in der Regel auch mehr Unfälle passieren. Zudem hätten die Kommunen bereits jetzt ausreichend Möglichkeiten auf die Hundehalter einzuwirken und einen generellen Leinenzwang anzuordnen, wie es beispielsweise in Nürnberg der Fall ist.
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