Gedenken an die Opfer
„Nicht als Einzeltat abstempeln“: Demonstration in Nürnberg fünf Jahre nach Anschlag in Hanau
11.02.2025, 13:44 Uhr![Vor einem Jahr haben etwa 1500 Menschen am 19. Februar in Nürnberg demonstriert. Vor einem Jahr haben etwa 1500 Menschen am 19. Februar in Nürnberg demonstriert.](https://images.nordbayern.de/image/contentid/policy:1.14576673:1739277863/19022024_Gedenkdemonstration_Hanau_Nuernberg_U.jpg?f=16%3A9&h=816&m=FIT&w=1680&$p$f$h$m$w=622d473)
Vor fünf Jahren, am 19. Februar 2020, wurden in Hanau neun Menschen aus rechtsextremen Motiven ermordet. Zu diesem fünften Jahrestag des Anschlags organisiert Migrantifa Nürnberg gemeinsam mit den bundesweiten Migrantifa-Strukturen eine Demonstration, die an das rassistische Attentat erinnern soll.
Migrantifa geht es dabei nicht nur darum, den neun ermordeten Menschen Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov zu gedenken "und diese Tat als rassistischen Einzelfall abzustempeln und zu den Akten der deutschen Nachkriegsgeschichte zu legen". Es sei wichtig, den Anschlag in Hanau einzuordnen in eine Reihe anderer rassistischer Attentate.
"Diese Schüsse galten (...) uns allen"
Denn: "Diese Tat ist nur ein Beispiel von vielen: Hanau ist bereits der zweite NSU. Und der NSU ist das zweite Solingen. Und Solingen ist das zweite Rostock-Lichtenhagen. Hanau hat uns noch mal ganz klar vor Augen geführt, dass wir als Migrant*innen in diesem Land nicht sicher waren, und auch nicht sicher sein können." Hanau habe eine Zäsur in der jüngeren Geschichte dargestellt, einen Moment, der viele tief ins Herz getroffen habe. "Der Täter hat neun junge Menschen in Hanau erschossen. Diese Schüsse galten aber uns allen. Es hätte jede*n von uns treffen können, der als nicht deutsch genug angesehen wird." Deswegen will Migrantifa den 19. Februar als Antirassistischen Kampftag in der Bundesrepublik etablieren.
Die von den Angehörigen der Opfer geforderten Konsequenzen, die geforderte Aufklärung habe es bislang noch immer nicht gegeben, so Migrantifa. Stattdessen nehme der Rassismus in diesem Land immer mehr zu. "Die politischen Entwicklungen lassen uns nicht daran glauben, dass es in Zukunft kein zweites Hanau geben wird. Wenn es ein zweites Hanau gibt, wird man sich schnell damit zufriedengeben, dass der Täter wahrscheinlich ein verwirrter Einzeltäter war, vielleicht noch kurz mit uns trauern und dann aber schnell wieder von uns als importiertem Problem sprechen."
Demo-Zug durch Nürnberg
Los geht es um 18.30 Uhr am Plärrer Ecke Gostenhofer Hauptstraße in Nürnberg. Von dort wird sich der Demozug durch die Innenstadt in Richtung Lorenzkirche bewegen und dann über den Hauptbahnhof zum Aufseßplatz laufen, wo die Abschlusskundgebung stattfindet.
Migrantifa will mit dieser Demonstration den Opfern von Hanau gedenken, auf die rassistischen Kontinuitäten in Deutschland aufmerksam machen und darauf, wie sich der Rassismus quer durch das politische Spektrum bemerkbar macht. "Sich gegen den Rechtsruck zu stellen, bedeutet den Mund aufzumachen, vor allem dann, wenn es mal unbequemer wird."
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