Nicoleta kann Mama nicht hören
04.07.2009, 00:00 Uhr
Doch die Verbindung zu Verwandten und Freunden brach nicht ab. Regelmäßig schickte die Werbemittelhändlerin Briefe und Pakete ins kleine Dorf Vurpar nahe Sibiu, in dem sie aufgewachsen war, besuchte auch frühere Nachbarn.
Entsetzt über die Vorurteile
Doch erst im vergangenen Jahr lernte sie die damals bereits sechs Jahre alte Nicoleta kennen – und war entsetzt über die Vorurteile, mit denen die Bewohner dem gehörlosen Kind begegneten. Das Mädchen sei sogar zunächst als autistisch eingestuft worden, erzählt die Nürnbergerin. «Die Leute können nichts mit einer Behinderung anfangen.» Sie sei ein Außenseiter, «es wird immer noch mit dem Finger auf sie gezeigt».
Niemand in Nicoletas Umfeld spricht die Gebärdensprache, das Kind trägt zwar seit zwei Jahren ein Hörgerät, doch damit dringen laut Lederer allenfalls dumpfe Geräusche in sein Ohr. «Ob ein Automotor dröhnt oder ein Vogel zwitschert, kann sie damit nicht unterscheiden». Zwar bemühe sich Nicoletas Mutter um eine Förderung, doch scheitere die nötige Unterstützung am Geld.
Situation ließ keine Ruhe
Die Situation des trotz ihrer Behinderung so fröhlichen Mädchens ließ der jungen Frau keine Ruhe. Und so fasste sie schon auf der Heimfahrt nach Deutschland den Entschluss, Nicoleta zu helfen. «Ich konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass Nicoleta nie die Stimme ihrer Mutter hören wird», sagt Lederer.
Ein Cochlea Implantat könnte das ändern. Diese Hörprothese hilft Gehörlosen, deren Hörnerv noch funktioniert. Sie ist eine Art Herzschrittmacher für das Ohr und wandelt Schall in elektrische Impulse um, durch die der Hörnerv in der Hörschnecke (lateinisch Cochlea) stimuliert wird. Dass Nicoleta mit dieser Methode Hören und Sprechen lernen könnte, hat Gerlinde Lederer bereits herausgefunden.
Mangelnde und späte Förderung
Anfang des Jahres ließ sie das Kind im Cochlea Implantat Centrum Rhein-Main untersuchen. Die Therapeuten kamen zu dem Ergebnis, dass das Mädchen, obwohl es für den Eingriff schon relativ alt ist, von dem Implantat profitieren würde. Allerdings kostet die Operation an einer deutschen Klinik 35.000 bis 40.000 Euro – und die gilt es, möglichst schnell aufzubringen. Denn wegen der mangelnden und späten Förderung hat Nicoleta nach Aussagen der Ärzte das aktive Sprachniveau eines einjährigen Kindes.
Gut die Hälfte der Summe hat Gerlinde Lederer mit Freunden und Bekannten bereits aufgebracht, auch dank vieler kleiner Aktionen: Ein erstes Benefiz-Konzert mit Tombola hat bereits statt gefunden, bei einem Junggesellenabschied wurden T-Shirts versteigert; ein Bekannter übernahm für 20 Euro das Ausfüllen der Anträge zur Abwrackprämie und spendete das Geld; eine Konfirmandin verzichtete auf einen Teil ihrer Geschenke. Ein größerer Betrag kam von der Aktion «Ein Herz für Kinder».
Spenden gehen auf das Konto der Professor Ernst-Lehnhardt-Stiftung, Stichwort «Nicoleta». Konto Nr. 107 31 33, BLZ 683 900 00 Volksbank Dreiländereck. Infos im Internet unter www.einliedfuernicoleta.de