Nürnberg als Kulturhauptstadt: Berliner entwirft Strategie

19.7.2017, 05:16 Uhr
Der Kulturladen Schloss Almoshof feierte 2016 sein 30-jähriges Bestehen – ein Beispiel für Soziokultur.

© Eduard Weigert Der Kulturladen Schloss Almoshof feierte 2016 sein 30-jähriges Bestehen – ein Beispiel für Soziokultur.

Der Prozess unter Leitung des promovierten Kulturmanagers Patrick Föhl soll bis Anfang 2018 abgeschlossen sein. Das Netzwerk Kulturberatung wird das Konzept gemeinsam mit einem Beirat entwerfen.

In dem Gremium sitzen Personen, "die fachlich oder/und kulturpolitisch im Kunst und Kulturbereich der Stadt Nürnberg bzw. in angrenzende Bereiche hinein wirken", heißt es in der Pressemitteilung des Referats. Namen wollte Kulturreferentin Julia Lehner (CSU) auf der Pressekonferenz zur Kulturstrategie noch nicht nennen.

Die berufsmäßige Stadträtin betonte, dass die Kulturpolitik in Nürnberg freilich schon jetzt nicht "blind und zufällig" geschehe; aber für die Bewerbung brauche man eben eine Strategie, die über 2025 hinausgehe. "Das hat den Charme, zu sehen, wo wollen wir denn hin." Auch Lehners Mitarbeiterin Annekatrin Fries verwies darauf, dass die Entwicklung einer solchen Strategie unabhängig von der Bewerbung hilfreich sei. Mit der Entscheidung für Föhl lege man die Aufgabe in "bewährte Hände", so Lehner, schließlich habe der 1978 geborene Berliner solche Konzepte zum Beispiel schon für Plovdiv, die zweitgrößte Stadt Bulgariens, oder Düsseldorf entwickelt.

Föhl hat bereits die ersten Gespräche mit Experten aus der Kultur geführt, am Dienstag konstituierte sich zudem der besagte Beirat, und am 25. September soll der erste von drei Workshops mit rund 150 Protagonisten des Kulturbereichs stattfinden.

Es werde in der Strategie nicht darum gehen, alles umzukrempeln, so Föhl, sondern vielmehr Veränderungsprozesse sinnvoll zu gestalten. Wenn eine Einrichtung zum Beispiel wenig Publikumszuspruch erfahre, sei eine Schließung ohnehin der falsche Weg: "Dann hat man ein leeres Gebäude, das öffentlich verwaltet werden muss." Vielmehr müsse man einen Weg finden, eine solche Einrichtung weiterzuentwickeln, um sie attraktiver zu machen, meint der Kulturwissenschaftler. Ein Ziel der Analyse sei es auch, vorhandene Strukturen besser sichtbar zu machen, erläuterte Föhl, der seit 2004 für rund 20 Städte solche Konzepte entworfen hat.

In Düsseldorf zum Beispiel sei ihm aufgefallen, dass es (anders als in Nürnberg) keinen Verbund der Museen gab, in Plovdiv stellte das Netzwerk Kulturberatung eine Dichte von Kulturhäusern fest, die den dortigen Akteuren der Kulturpolitik in dieser Form gar nicht bewusst war. Während Plovdiv das Strategiepapier ebenfalls für die (letztlich erfolgreiche) Kulturhauptstadt-Bewerbung benötigte, wollte die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt aus eigenem Antrieb eine solche Expertise.

"Nürnberg und Düsseldorf haben beide einen vergleichsweise gut aufgestellten Kulturhaushalt", sagte Föhl, der aber auch auf die Unterschiede zwischen den Städten hinwies. So
liege in Nürnberg aufgrund seiner Geschichte ein besonderer Schwerpunkt bei den Themen Vergangenheitsbewältigung und Menschenrechte, das gebe es in Düsseldorf in der Form nicht. Zudem sei Nürnberg in der soziokulturellen Bewegung ein Vorreiter gewesen, was natürlich die kulturelle Infrastruktur noch immer präge.

Bürger können Debatte im Internet verfolgen

Das Netzwerk Kulturberatung und der Beirat sollen das Strategiepapier bis Anfang 2018 fertigstellen. Es wird in Form eines Maßnahmenkataloges erarbeitet und als Broschüre veröffentlicht. Der Stadtrat muss das Konzept via Beschluss absegnen. 2019 wird die Kulturstrategie dann Teil der Bewerbung für den Titel der "Kulturhauptstadt Europas 2025" sein.

Die Diskussion um die Kulturstrategie können Interessierte zwar im Internet verfolgen, eine konkrete Bürgerbeteiligung ist auf dieser Ebene des Bewerbungsprozesses jedoch nicht vorgesehen, wie Kulturreferentin Lehner deutlich machte.

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