Nürnberg bekommt Stickoxide und Feinstaub in den Griff
24.10.2018, 09:16 UhrDass Nürnberg die Stickoxid-Grenzwerte leicht überschritten hat, ist ein großes Thema. Was weniger bekannt ist: Bei der für die Gesundheit viel wichtigeren Frage des Feinstaubs ist die Stadt schon lange im grünen Bereich. "Beim Feinstaub liegen wir deutlich unter dem Grenzwert von 40 Mikrogramm, und die Emissionen gehen weiter zurück", sagt Umweltreferent Peter Pluschke. "2008 wurden in der Von-der-Tann-Straße 27 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft gemessen, 2017 waren es 23 Mikrogramm." Auch bei den Stickoxid-Werten ist die Tendenz positiv: Im gleichen Zeitraum ist der Jahresmittelwert an dieser Messstelle von 55 auf 43 Mikrogramm gesunken.
Was aber immer noch drei Mikrogramm zuviel sind. Wie soll es nun weitergehen? "Da Nürnberg nicht zu den 14 "Intensivstädten" gehört, haben wir bei den Fördergeldern von der Bundesregierung kaum etwas zu erwarten", sagt Pluschke. "Der Masterplan scheint für uns also zu verpuffen, wir fallen zurück auf unseren eigenen Luftreinhalteplan." Auch mit diesen Maßnahmen dürfte Nürnberg gut fahren, Pluschke erwartet in absehbarer Zeit die Entwarnung beim Thema Stickoxide: "Ich rechne damit, dass Nürnberg es schon in den nächsten Jahren, vermutlich zwischen 2020 und 2022, schaffen wird, unter den Grenzwert von 40 Mikrogramm zu kommen."
Mehr Pendler zum Umsteigen motivieren
Es ist leicht paradox, dass Nürnberg ausgerechnet jetzt als Schadstoff-Problemstadt ins Rampenlicht geraten ist – wo es doch in dieser Hinsicht stetig besser wird. Der positive Trend der vergangenen zehn Jahre hat verschiedene Ursachen. Etwa die Verlagerung von drei großen Einrichtungen aus der Stadt in den Hafen und in Gewerbegebiete: Das Hauptzollamt beim Hauptbahnhof, der Containerbahnhof in Gostenhof sowie DB Schenker und weitere Logistiker am Kohlenhof hatten zuvor viel Verkehr in die Innenstadt gezogen.
"In den letzten zehn Jahren wurde auch die Kohle aus den Heizungen in Privathaushalten verdrängt. Zudem hat die N-Ergie die Fernwärme ausgebaut", berichtet Pluschke. "Der Umstieg vom Individualverkehr auf das Fahrrad und in Öffentliche Verkehrsmittel ist sehr zäh, aber es gibt doch Fortschritte." Während bei den Pkw die Anzahl des Verkehrsaufkommens laut Pluschke in der Innenstadt sogar leicht rückläufig ist, gibt es einen leichten Anstieg beim Verkehr über die Stadtgrenze. Man muss also insbesondere mehr Pendler zum Umsteigen motivieren.
"Man muss eine Debatte über Tarifpolitik führen"
"Laut Verkehrszählung der Stadt gibt es in Nürnberg täglich rund 300.000 Einpendler", berichtet Jürgen Hildebrandt, Sprecher des ADAC Nordbayern. "Sinnvoll wäre es da bei vielen Haushalten, wenn sie als Zweitwagen ein Elektroauto nehmen und das als Pendelfahrzeug nutzen. Oder eben auf Öffentliche Verkehrsmittel umsteigen." Für diesen Umstieg sollten aber noch einige Hürden abgebaut werden. "Man muss eine Debatte über die Tarifpolitik der Öffentlichen Verkehrsmittel führen", betont Umweltreferent Pluschke.
"Die Tarife sollten übersichtlicher und einfacher werden, zudem sollte es noch einen günstigen Leuchtturmtarif geben. So wie das Wiener Tagesticket für einen Euro. In diese Richtung ging ja auch der jüngste Vorschlag von Ministerpräsident Söder." Konkrete Pläne hat Nürnberg für die eigenen Fahrzeuge: "Die Antriebssysteme sollen auf Elektrofahrzeuge umgestellt werden", sagt Pluschke. "Bei der Stadt läuft bereits die Umstellung der Lieferfahrzeuge, bei der VAG betrifft das die nächste Tranche der Busse, die ab 2020 beginnt." Auch die Post und verschiedene Lieferdienste stellen auf emissionsarme Antriebe um.
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