Nürnberg: Demo gegen Abschiebungen von Afghanen
2.6.2017, 16:59 UhrLautstark aber völlig ohne Zwischenfälle ist am Freitag eine Demonstration "Gegen Abschiebungen und Polizeigewalt" verlaufen. Die Kundgebung stand in direktem Zusammenhang mit der folgenschweren Auseinandersetzung zwischen Schülern und Polizei am vergangenen Mittwoch. Zahlreiche Polizeifahrzeuge füllen die Rasenfläche rund um die trutzige Reformations-Gedächtnis-Kirche am Berliner Platz, neben der Berufsschule 11. Dort, wo es am Mittwoch wegen der drohenden Abschiebung eines Mitschülers zu einem Konflikt zwischen Schülern und Polizei gekommen ist, der deutschlandweit Schlagzeilen gemacht hatte.
Die Zahl der Demonstranten ist zunächst noch überschaubar. 150 werden es wohl sein, die sich friedlich um einen Bus mit Lautsprechern versammeln, aus dem Punkmusik dröhnt. Man wolle noch etwas warten, heißt es. Einige Schüler der B11 haben Nachmittagsunterricht. Langsam steigt die Zahl der Teilnehmer. Eine Mutter holt ihren Dreijährigen Sohn aus der benachbarten Krippe ab. Sie fühlt sich nicht wohl dabei.
"Ich finde es eine Zumutung, dass genau hier demonstriert werden darf, wo wir mit unseren Kindern durchmüssen. Was, wenn es noch mal zu einer solchen Auseinandersetzung kommt?" Mittlerweile sind die Teilnehmer auf gut 500 angewachsen. Bevor sich der Zug Richtung Rathaus in Bewegung setzt, ergreifen einige Schüler das Mikrophon und schildern noch unter dem Eindruck der Bilder, wie sie die Auseinandersetzung erlebt haben.
Sie kritisieren die Polizei, die eine Eskalation herbeigeführt habe und die Medien, die zum Teil die Schüler als Täter hinstellen würden. Der Weg führt über die Bayreuther Straße in die Innenstadt, Autofahrer werden ausgebremst. Aus einer geöffneten Scheibe ballt sich eine Faust und der Fahrer feuert die Demonstranten an, die nun "Hoch die internationale Solidarität" skandieren. Niels steht am Rand und schaut zu.
Der 24-Jährige stammt aus Franken, studiert in Weimar und setzt sich ehrenamtlich für Flüchtlinge ein. Er halte nichts davon, allein der Polizei die Schuld zuzuschieben, vor allem die Politik sei verantwortlich, sagt er. Aber er freue sich darüber, dass seine Generation zu solch einer Empathie und Solidarität fähig sei.
Am Rathaus angekommen wird die Versammlung bald für beendet erklärt. Noch vor 18 Uhr. "Nürnberg ist überall", haben sie noch gerufen. Die Polizei wird einen ruhigen Verlauf zu Protkoll geben und letztlich ganz zufrieden sein. Soweit man mit einer Demo zufrieden sein kann, die sich auch gegen die eigenen Reihen richtet
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