Nürnberg: Echte Gemälde zum Ausleihen
6.12.2016, 15:09 UhrMit äußerst knappem Platz muss die Artotheks-Leiterin Anette Stufler im Untergeschoss des Kopfbaus am Künstlerhaus zurechtkommen, die Werke geschickt stapeln und sie zum Teil abends abhängen, damit nichts wegkommt. Drei Außenlager nutzt die Kunstverleih-Stelle inzwischen. Es dürften bald noch mehr werden, denn die Bestände wachsen kontinuierlich. Vor 25 Jahren startete der Verein mit 200 Werken, jetzt sind es schon 1100.
Aber Stufler mag nicht nur jammern und lobt auch die Vorzüge des Standorts Künstlerhaus: „Die Innenstadt-lage ist glänzend und im Haus bieten sich mit dem Kunsthaus oder dem Filmhaus tolle Synergien.“ Vielleicht meint sie, erleichtere die „unperfekte Präsentation“ manchen Leuten sogar den Zugang. Mit einem erhabenen Elfenbeinturm, mit dem Museen gerne mal verglichen werden, hat die Artothek jedenfalls so gar nichts gemein. „Das nimmt Besuchern die Angst. Und es ist hier ein unglaublich kommunikativer Ort“, sagt Stufler.
Das Angebot der Leihkunst gilt für jeden, der über 16 Jahre alt ist und in der Metropolregion wohnt. Zum Preis von 9 Euro pro Stück darf man sich die Gemälde, Grafiken oder Fotografien drei Monate lang an die heimischen Wände hängen oder Skulpturen im Wohnzimmer platzieren. Firmenkunden zahlen das Doppelte.
Viele Stammkunden
Rund 1000 registrierte Kunden hat die Einrichtung derzeit. „Die Hälfte kommt regelmäßig und viele kenne ich schon seit über 20 Jahren“, sagt Stufler, die von Anfang an dabei und echte Expertin im Kunst-Verleih ist. Dazu gehört neben der Kundenberatung, der Künstlerbetreuung und dem Beobachten der Szene natürlich auch die Beschaffung, sprich das Erwerben von Kunst. Stufler kauft bevorzugt bei regionalen Künstlern und in Galerien vor Ort. Zu denen sieht sie sich nicht als Konkurrenz, weil in der Artothek Kunst verliehen und nur in seltenen Fällen verkauft wird, wenn sich Kunden unsterblich in ihren Kunst-Gast verlieben und ihn nie mehr missen möchten. Von der Stadt erhält der Verein einen jährlichen Etat von rund 30 000 Euro, dazu kommen die Leihgebühren, die eingenommen werden.
Zum Jubiläum zeigt die Artothek das, was sie in diesem und dem Vorjahr erworben hat, im Kopfbau oberhalb der Touristinformation — insgesamt 50 Gemälde, Fotografien, Grafiken, Skulpturen und Objekte. „Mit dem Neuankauf haben wir auch die zeitliche Klammer geschlossen“, erklärt Stufler. Joachim Kersten, Karin Blum oder Ralf Siegemund beispielsweise waren Künstler der ersten Stunde in der Artotheks-Sammlung. Nun wurden weitere ihrer Werke erworben. Dazu kommen aber auch neue Namen. Bis zum 7. Dezember ist die Ausstellung zu sehen, danach können Kunstfreunde auch all die Neuerwerbungen ausleihen und für begrenzte Zeit mit ihnen leben.
Geöffnet ist die Artothek Mi. 11-13 und 16-19, Do./Fr. 13-18, Sa. 10-13 Uhr.
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