Nürnberg hat gleich zwei Seifenkisten-Weltmeister
7.9.2017, 20:07 UhrBis zu 60 Stundenkilometer schnell wird Armin Braun - im Liegen! Nämlich dann, wennn der 14-Jährige in sein lila-gelbes Geschoss steigt: seine Seifenkiste. In der hat er bei der ersten Seifenkisten-WM in Österreich in seiner Altersklasse alle hinter sich zu lassen. Jetzt ist Armin Weltmeister.
Dabei hat der Junge vom Gartenstadt-Racingteam für diese Saison eigentlich ein anderes Ziel im Auge gehabt: das Treppchen bei der deutschen Meisterschaft. Die findet am 15. September in Mertingen statt. Und Armin reist als Weltmeister an.
Gerechnet hat der 14-Jährige damit nicht, "so langsam habe ich es aber realisiert", sagt er. Dafür hat er aber ein paar Tage gebraucht. Die vier Tage in Spielberg in Österreich waren auch für einen erfahrenen Seifenkistenfahrer – Armin fährt schon seit 2011 – besonders.
Auf der Formel-1-Rennstrecke
Schuld daran ist vor allem die Strecke. Denn die Seifenkistenfahrer, die aus Österreich, Deutschland, Polen, den Niederlanden, Belgien oder Rumänien zum Rennen kommen, starten auf dem Red-Bull-Ring. Dort drehen sonst Formel-1-Boliden und DTM-Wagen ihre Runden, während Armin echte Straßen gewohnt ist. "Der
Belag war ganz anders, viel besser", beschreibt er das neue Fahrgefühl, "auch muss man keinem Gully ausweichen." Die bremsen die Seifenkiste üblicherweise.
Aber Armin kommt auf der "ganz schön steilen" Strecke und bei Geschwindigkeiten bis 60 km/h gut zurecht, auch weil er "die Linie fahren konnte, wie ich sie mir gedacht habe". Also nimmt er schon in den Probeläufen die Kurven so eng wie möglich – und fährt Bestzeit. Nach vier Durchgängen hält er einen goldenen Siegerkranz und "einen rieeesigen, fast einen halben Meter hohen Pokal" in der Hand.
Dabei bleibt es aus fränkischer Sicht nicht. Nach Armins Sieg in der Elite-XL-Klasse belegen Stella Schrüfer und Alma Trenkle von den Seifenkistenfreunden Nürnberg die ersten beiden Plätze in der Master-Klasse – als Welt- und Vizeweltmeister. Dafür werden sie von Armin und anderen Seifenkistenfahrern zur Siegerehrung getragen.
Es ist ein "Erlebnis, das wohl kein Fahrer und Betreuer jemals vergessen wird", ist auf der Internetseite des Nürnberger Gartenstadt-Racingteams in einem ausführlichen Tagebuch nachzulesen. Dort steht auch, dass Armins 3200 Euro teure Seifenkiste besser hält als das Auto, mit dem er und seine Familie nach Österreich fahren. Denn das macht kurzzeitig schlapp.
Doch auch das bremst Armin nicht. Bis er 18 Jahre alt ist, darf der 14-Jährige in seiner Klasse noch fahren, aufhören will er nach dem WM-Titel nicht. "Ich fahre, bis ich nicht mehr in die Kiste passe", lacht Armin, der sich durchaus eine Formel-1-Zukunft vorstellen kann. Vorher aber will er erst einmal nur: Seifenkiste fahren!
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