Nürnberg ist Pilotstadt im Kampf gegen den Smog
24.5.2016, 06:00 UhrHier kann die smarte Datenanalyse helfen: Telefónica Deutschland beteiligt sich an einem Pilotprojekt, das mit Hilfe von Mobilfunkdaten die Luftqualität viel umfangreicher als bisher ermittelt. Telefónica-Pressesprecherin Julia Dose gestern im NZ-Gespräch: "Ist das Projekt erfolgreich, haben Städte im Kampf gegen den Smog ganz neue Möglichkeiten." Das Forschungsprojekt wird von Low Carbon City Lab (LoCaL), einem EU-Programm von Climate-KIC gefördert. Es startet in Nürnberg und soll später auf weitere Städte ausgeweitet werden.
Für Städte ist die Messung der Luftqualität bisher sehr aufwendig. Sie bezahlen Personen, die an Straßenkreuzungen sitzen und per Hand den Verkehr notieren. Das ist Julia Dose zufolge nicht nur teuer, sondern auch ungenau. Im Rahmen eines Pilotprojekts suchten Telefónica Deutschland, die South Pole Group, Teralytics und die Stadt Nürnberg nach einer besseren Lösung. Diese basiere im Vergleich zu herkömmlichen Messmethoden auf einem völlig anderen Rohstoff: mobile Daten.
Präzisere Daten
Die Fragen lauten: Wie schnell sind die Verkehrsteilnehmer unterwegs? Welche Strecke legen sie mit welchem Verkehrsmittel zurück? Mit Hilfe von mobilen Daten können Verkehrsströme erfasst und die entsprechenden Schadstoffbelastungen abgeleitet werden. Die Daten entstehen automatisch, wenn Mobilfunkgeräte beim Telefonieren, Surfen oder SMS-Schreiben mit den Mobilfunkzellen von Telefónica Deutschland kommunizieren. "Die Stichprobe ist somit größer als bei üblichen händischen Messungen und kostengünstiger", so die Pressesprecherin. Die Kundendaten seien dabei vollständig geschützt. Telefónica Deutschland anonymisiere die verwendeten Daten über ein dreistufiges Verfahren und entferne jeglichen Personenbezug. Lediglich über größere Gruppen von Menschen könnten Aussagen gemacht werden.
Nürnberg arbeitet zurzeit an einem neuen Luftreinhalteplan. Ist das Pilotprojekt erfolgreich, könnten die Erkenntnisse und Ableitungen daraus in den Plan einfließen. In Nürnberg werden dafür die Emissionen der Jahre 2016 und 2015 miteinander verglichen. Telefónica Deutschland liefert hierfür die anonymisierten mobilen Daten. Diese wandelt Teralytics im Auftrag der Telefónica mit Hilfe ihrer eigens entwickelten Algorithmen im Rechenzentrum der Telefónica in Bewegungsflüsse um, und die South Pole Group leitet daraus die Schadstoffbelastung ab.
Zum Vergleich nutzt das Pilotprojekt bereits existierende Daten zur Luftqualität der Stadt. Diese stammen von Messstationen, Wetterdaten sowie Verkehrsdaten von Verkehrszählungen. Mit Hilfe der Ergebnisse will die Stadt Nürnberg gezielt Maßnahmen in den Regionen anstoßen, in denen die Luftqualität am schlechtesten ist. Beispielsweise könnte die Stadtverwaltung Transportmittel mit hohen Emissionen durch Verkehrsmittel mit niedrigen Emissionen austauschen und dafür Radwege ausbauen. Darüber hinaus zeigt ein Vergleich der Daten aus 2015, ob sich die Maßnahmen der Stadt aus dem vergangenen Jahr bereits auf die Emissionswerte ausgewirkt haben. "Dies wäre für Gespräche mit Investoren und Behörden sowie im Dialog mit den Bürgern von hoher Relevanz", so Julia Dose.
Umweltreferent Peter Pluschke: "Wir haben nicht lange gezögert und uns als Pilotstadt gerne zur Verfügung gestellt."
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