Nachfrage steigt
Nürnberg registriert Trendwende bei den Impfungen
6.10.2021, 17:02 UhrEs sind Zahlen, die Ulrike Goeken-Haidl gerne öffentlich macht. Lange Zeit sei man bei den Impfungen auf der Stelle getreten, sagt die Sprecherin der Koordinierungsstelle Nürnberger Impfzentrum. "Jetzt sehen wir eine schöne Entwicklung." Rund 1000 Menschen haben sich am vergangenen Freitag und Samstag in der Stadt impfen lassen, mehr als 700 waren es am Montag. Von den Rekordzahlen des Frühjahrs ist man zwar weit entfernt - am 11. Mai hatten sich an einem Tag 3440 Menschen impfen lassen - doch in den vergangenen Wochen sei das Interesse deutlich niedriger gewesen als jetzt, sagt Goeken-Haidl. "Unseren Tiefstand hatten wir am 9. August mit nur 280 Impfungen." Und die Nachfrage sei weiterhin hoch, so die Sprecherin, die dafür auch einige Erklärungen parat hat. Ab 11. Oktober werden die meisten Ungeimpften für einen Corona-Test zahlen müssen, bei etlichen Nürnbergern erhöhe das offenbar die Bereitschaft, sich doch noch piksen zu lassen. "Das sensibelste Organ des Menschen ist eben doch sein Geldbeutel", sagt Goeken-Haidl. "Wir sehen jetzt einen klaren Aufwärtstrend." Auch die Öffnung der Clubs und Diskotheken sei für manche ein Anreiz, sich impfen zu lassen. Zudem treibe die Angst vor einer weiteren Welle die Zahlen nach oben.
Paradox dabei: Die gestiegene Nachfrage fällt ausgerechnet mit der Vorgabe der Staatsregierung zusammen, die Impfkapazitäten zu senken. Das Impfzentrum in der NürnbergMesse wurde bereits aufgelöst, der CityPoint steht nur noch bis Ende Oktober zur Verfügung. Geimpft wird derzeit vor allem in der ehemaligen Kfz-Zulassung, außerdem setzt die Stadt auf Impfangebote im Einkaufszentrum Mercado und im Cinemagnum. "Hier erreichen wir genau die Gruppen, die wir erreichen wollen", betont Goeken-Haidl. Im Mercado, wo das Impfzentrum in einem leerstehenden Laden im Erdgeschoss eingerichtet wurde, seien es die jungen Eltern, die das Angebot beim Einkaufsbummel wahrnehmen, im Cinemagnum kommen jüngere Kinogänger, teilweise auch mit Migrationshintergrund, die zuvor oft schwer zu erreichen waren. Wenn das Wetter mitspielt, soll demnächst wieder der Impfbus auf dem Hauptmarkt parken, zudem sind Angebote auf der Consumenta und in Diskotheken geplant.
Derzeit liegt die Impfquote in Nürnberg bei 68,8 Prozent und damit leicht über dem Durchschnitt in Deutschland von 64,7 Prozent. Wie Goeken-Haidl betont, sind dabei aber auch Auswärtige mitgezählt, die sich in Nürnberg impfen lassen. Und deren Zahl steige gerade an, weil im Umland schon viele Anlaufstellen geschlossen wurden. Mittlerweile sei das Impfzentrum in der Kfz-Zulassung die einzige offizielle Anlaufstelle in der Region, die an Samstagen geöffnet habe. Laut Goeken-Haidl kamen deshalb bereits Impfwillige aus Neumarkt, Forchheim und Amberg.
Die nächsten Impftermine sind am 8. Oktober im Mercado und im Franken-Center in Langwasser geplant. Am 15. Oktober soll es eine Impfaktion bei Pflanzen-Kölle geben, außerdem wird vom 20. bis 22. Oktober im Cinemagnum geimpft. Alle aktuellen Termine finden sich auf der städtischen Homepage.
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