Nürnberg und die Bomben: Eine Chronik der Blindgänger
10.12.2013, 20:49 UhrNahe der Herschel-Schule (Gibitzenhof) lag im Oktober 2006 eine englische 250-Kilo-Bombe im Boden. Rund 2500 Anwohner im Umkreis von 300 Metern wurden evakuiert. Der erfahrene Sprengmeister Karl-Heinz Wolfram konnte die Zünder noch am selben Abend problemlos herausschrauben und die Bombe damit unschädlich machen.
Folgenreicher war der Fund einer amerikanischen 450-Kilo-Bombe Anfang Februar 2011 in der Südstadt. 3500 Menschen leben im 300-Meter-Radius um die damalige Siemens-Baustelle an der Gugelstraße, in deren Boden die Mehrzweckbombe vom Typ GP 1000 lag. Wenige Stunden nach dem Fund wurde der gesamte Bereich evakuiert. Sprengmeister Wolfram schritt nach Mitternacht zur Tat – um 1.05 Uhr war der Zünder entfernt, und die Anwohner konnten in ihre Wohnungen zurückkehren.
Gut drei Wochen später wurde erneut in der Südstadt Bombenalarm ausgelöst. Ein Baggerfahrer, der ein Rasenstück für eine neue Abluftanlage ausheben sollte, stieß auf das Relikt, das nur einen Meter unter der Grasnarbe schlummerte. Die städtische Koordinierungsgruppe aus Polizei, Feuerwehr, Bürgermeister Horst Förther und städtischen Ämtern entschied sich diesmal gegen eine spontane Aktion.
Zwei Fliegerbomben in drei Wochen
Die Entschärfung wurde auf den folgenden Sonntag verlegt – was sowohl den Einsatzkräften als auch den knapp 2600 Bewohnern im Sicherheitsradius genügend Zeit zur Vorbereitung gab. Rund 780 Einsatzkräfte begleiteten die Evakuierung, die Sperrungen sowie die Entschärfung des Sprengkörpers – ebenfalls eine Mehrzweckbombe vom Typ GP 1000. Sprengmeister Wolfram, nach 30 Jahren im Dienst hoch erfahren, brauchte knapp eine halbe Stunde für die beiden Zünder.
Im Dezember 2011 stießen Bauarbeiter bei Kanalarbeiten im Industriepark der Telekom (Schweinau) auf einen 70-Kilo-Blindgänger. Lediglich 30 Anwohner mussten ihre Wohnungen vorübergehend räumen. Dennoch war das Aufgebot von 170 Einsatzkräften vergleichsweise enorm. Sprengmeister Wolfram machte das todbringende Geschoss innerhalb von 15 Minuten unschädlich.
2012 wurden zwei Fliegerbomben im Abstand von nur drei Wochen entdeckt. Das erste 250-Kilo-Geschoss kam im August auf dem Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs bei Tiefbauarbeiten ans Tageslicht. Gut 3800 Anwohner sowie die Bewohner eines benachbarten Stifts leben im Sicherheitsradius. Die Entschärfung wurde auf den nächsten Tag verschoben, was die Evakuierung ganz entscheidend erleichterte. Die Sprengmeister Martin Tidjen und Diethard Posorski entschärften die Fünf-Zentner-Bombe mit ihren 120 Kilo TNT-Mischung in nur neun Minuten.
Mitte September fand sich auf einem Baugrundstück an der Bayreuther Straße eine britische 125-Kilo-Bombe. Der hintere Aufschlagzünder war beschädigt. Die Sprengmeister Michael Weiß und Tobias Oelsner hatten einige Mühe mit diesem Zündertyp, der auch auf Erschütterungen reagieren kann. Den beiden Experten gelang es nach 30 Minuten, den Mechanismus zu überlisten und den Detonator gleich vor Ort zu sprengen.
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