Nürnberg wächst immer weiter - aber nur dank Zuwanderung
22.7.2020, 05:54 UhrNürnberg ist bunt. Nürnberg wächst. Zwei Feststellungen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Doch der Eindruck täuscht. Nürnberg wächst zum einen nur noch, weil es bunt ist, und es wird zum anderen bunter, je mehr es wächst. Denn: Der Bevölkerungszuwachs der letzten Jahre ist fast ausschließlich dem Zuzug aus dem (EU-)Ausland geschuldet.
Am eindrucksvollsten lässt sich dies am Anstieg der ausländischen Bevölkerung in Nürnberg ablesen, der zum 31. Dezember 2019 einen neuen Höchststand erreichte: Zu dem Stichtag lebten laut Melderegister insgesamt 133.491 Menschen aus mehr als 170 Ländern in der Stadt, die eine nichtdeutsche Staatsbürgerschaft haben. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung von 535.886 Menschen, macht dies einen Anteil von 24,91 Prozent aus.
Allein im Jahr 2019 legte die Zahl ausländischer Staatsbürger in Nürnberg dabei um 4301 Personen (Stand Ende 2018: 129.190) zu, was einem Zuwachs von 3,33 Prozent entspricht. Die Zahl der tatsächlich nach Nürnberg Zugewanderten dürfte indes noch höher sein: Insgesamt 1203 "Bestandsausländer" die im vergangenen Jahr eingebürgert wurden, sind aus der Gesamtzahl nämlich abgezogen worden.
Türken werden weniger
Unter den ausländischen Staatsbürgern in Nürnberg bilden Türken mit insgesamt 17.408 Personen zwar weiterhin die größte Gruppe. Ihre Zahl ist allerdings schon seit mehreren Jahren stetig am Fallen. Zum Vergleich: 2012 lebten in der Stadt noch knapp 19.407 Menschen, die einen türkischen Pass trugen. Setzt sich der Trend fort, dürften sie bereits in wenigen Jahren von einer anderen Nationalität abgelöst werden, die 2018 erstmals die Griechen (2019: 12.145) als zweitgrößte Ausländergruppe abgelöst hat. Es sind Zuwanderer aus Rumänien, deren Zahl sich in Nürnberg seit 2012 (4466) mehr als verdreifacht hat und aktuell bei 14 903 Personen liegt.
Prozentual ebenso stark zugelegt haben die Bulgaren in Nürnberg, deren Zahl im Vergleichszeitraum von 1986 (2012) auf derzeit 5801 Menschen hochgeschnellt ist. Nicht ganz so steil, aber trotzdem stetig nach oben ging und geht es laut dem aktuellen Bericht, den das Einwohneramt und das Amt für Stadtforschung und Statistik gemeinsam in der Integrationskommission vorgestellt haben, aber bei fast allen EU-Staaten. Ob bei den Griechen, deren Zahl 2012 noch bei 9678 lag, bei den Kroaten, die im selben Zeitraum von 3281 auf 5893 zulegten, oder den Ungarn, deren Zahl sich zwischen 2012 und 2019 fast verdoppelte von 1189 auf 2144: Überall steigende Zahlen.
"Fast 50 Prozent sind EU-Staatsbürger"
Trotz der großen Flüchtlingsströme der vergangenen Jahre – die Zahl syrischer Staatsbürger in Nürnberg, von denen es 2012 gerade mal bei 94 gab, liegt derzeit bei 4710 Menschen und damit fast gleichauf mit den Irakern, die im selben Zeitraum von 2463 auf 4745 zulegten – geht das Gros der Zuwanderung nach Nürnberg auf Migranten aus der Europäischen Union zurück. Daswirkt sich auch auf ihren Anteil an der ausländischen Gesamtbevölkerung aus: "Fast 50 Prozent sind EU-Staatsbürger", erläutert Olaf Kuch, Leiter des städtischen Einwohneramtes.
Während seine Behörde nur die Ausländerzahlen liefert, hat das Amt für Statistik – anhand von Merkmalen wie Staatsangehörigkeit, Geburtsort oder Herkunftsland des Zuzugs – hinaus auch die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund ermittelt. Eine Gruppe zu der, ungeachtet der Staatsbürgerschaft, jeder Nürnberger gerechnet wird, bei dem mindestens ein Elternteil als nichtdeutscher Staatsangehöriger geboren wurde. Auch in Deutschland geborene Deutsche können somit einen Migrationshintergrund haben, "sei es als Kinder von Aussiedlern, Spätaussiedlern oder Eingebürgerten oder als ‚ius soli‘-Kinder ausländischer Eltern", heißt es in dem Bericht, der der Integrationskommission vorgelegt wurde.
Wurzeln im Ausland
Demnach haben 251.744 Nürnberger, also rund 47 Prozent der Einwohner, einen Migrationshintergrund. Tendenz: steigend. An erster Stelle liegen hier Personen mit Wurzeln in den Ländern der früheren Sowjetunion mit 41.462, von denen 28.423 (68,6 Prozent) deutsche Staatsbürger sind. Es folgen mit einigem Abstand Menschen mit den Bezugsländern Türkei (31.329) und Rumänien (30.596), von denen jeweils 46,3 (14.491) und 53,2 Prozent (16.287) einen deutschen Pass besitzen. Ebenfalls stark vertreten sind Menschen, die aus dem ehemaligen Jugoslawien (23 512), Polen (18 450), Griechenland (14 941), Italien (9799) und dem Irak (8082) stammen.
Und Deutsche ohne jeglichen Migrationshintergrund? Die gibt es natürlich auch. Mit einem Anteil von 53 Prozent (284.142) stellen sie zwar weiterhin die mit Abstand größte Bevölkerungsgruppe in der Stadt dar. Ihre Zahl ist laut Wolf Schäfer, dem Leiter des Statistikamtes, aber schon seit Jahren am Sinken – anteilig wie in absoluten Zahlen: Im Jahr 2009 lag sie noch bei 302.712 Personen, bei einer Gesamtbevölkerung von damals nur 495.977 Menschen. Zum Bevölkerungszuwachs der vergangenen zehn Jahre, so Wolf Schäffer, haben sie demnach keinen Beitrag geleistet. "Nürnbergs Wachstum ist im Wesentlichen Folge der Zuwanderung der vergangenen Jahre."
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