Nürnberger Bluttat bei "Aktenzeichen XY": 30 Hinweise
3.3.2016, 17:31 UhrEin vorgeblicher Kunde stach im Dezember 1995 auf den Betreiber eines Elektrogeschäfts an der Gärtnerstraße ein. Das Opfer, ein damals 54 Jahre alter Syrer, überlebte mit knapper Not. Die Ermittler tappten lange Jahre im Dunkeln - das soll sich nun aber ändern.
Der Täter ließ einen auffälligen Koffer und ein Panzerarmband zurück. Schon damals stand die Kripo vor einem Rätsel. Im vergangenen Jahr wurde der Fall wieder aufgenommen. Doch obwohl es inzwischen ein Phantombild des Täters gibt, traten die Ermittler weiter auf der Stelle. Das soll sich nach der XY-Sendung ändern - zumal das Landeskriminalamt für sachdienliche Hinweise eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt hat.
Der brutale Messerstecher kam am 7. Dezember 1995 gegen 16 Uhr in das kleine Geschäft, in dem es neben Elektrogeräten auch Kleidung und Dekorationsware gab. Der Mann war nicht zum ersten Mal in dem Laden. Dem Inhaber erzählte er diesmal, er suche Weihnachtsgeschenke und ließ sich Telefone und Anrufbeantworter zeigen. Dabei erzählte er dem Geschäftsmann, er sei geschieden, habe erneut geheiratet und habe zwei Kinder – und seine Tochter heiße Jennifer. Der Syrer wunderte sich ein paar Mal während des Gesprächs, denn der Besucher erzählte manche Dinge immer wieder.
Ein leerer Koffer steht im Fokus der Ermittler
Bei einem Gang durch den Laden zog der vermeintliche Kunde plötzlich ein Küchenmesser mit rotem Plastikgriff und stach auf den arglosen Ladeninhaber ein. Ein Stammkunde betrat den Verkaufsraum, der 54-Jährige rief um Hilfe, der Kunde reagierte sofort und rannte los. Kaum war er weg, stach und trat der Täter erneut auf sein Opfer ein. Als die Klinge des Küchenmessers abbrach, griff er nach einem 34 Zentimeter langen Dolch in der Auslage und stach weiter zu. Dann flüchtete der Mann. Der schwer verletzte Syrer konnte sich noch vor die Tür schleppen und Passanten um Hilfe bitten. Dank einer Notoperation im Klinikum entging er gerade noch dem Tod. Monate später rief eine Frau den Ladenbesitzer an und drohte ihm am Telefon, er würde noch am selbigen Tage sterben.
Im Zentrum der neuerlichen Ermittlungen sieht die Mordkommission auch einen leeren, etwa 70 mal 50 Zentimeter großen Koffer, den der Angreifer damals im Laden zurückließ. Der Koffer ist außen grau und innen mit grünem Stoff ausgeschlagen. Auf der Außenseite kleben zwei gelbe Aufkleber mit einem schwarz-gelben Symbol und dem Namen des schwedischen Schwimmvereins "Helsingborgs Simsällskap". Der Messerstecher könnte den Koffer zu einem früheren Zeitpunkt von einem Athleten des Vereins bekommen oder das Gepäckstück gestohlen haben. In jedem Fall will die Kripo herausfinden, welche Verbindung zwischen dem südschwedischen Verein und dem Täter bestand.
Auch gefundenes Panzerarmband liefert keine Hinweise
Peter Hagl von der Kripo in Nürnberg erhofft sich aus der Bevölkerung Hinweise auf den Zusammenhang zwischen Koffer, schwedischem Schwimmverein und Täter. "Auch ein silberfarbenes Herren-Panzerarmband sowie DNA und Fingerspuren wurden am Tatort gefunden", erklärte Hagl - doch man könne diese nicht zuordnen.
Der unbekannte Täter könnte im Dezember 1995 30 bis 35 Jahre alt gewesen sein. Laut Zeugenbeschreibung war er 1,75 bis 1,80 Meter groß, schlank und hatte kurze, dunkle Haare sowie einen Stoppelbart. Der Mann sprach Deutsch mit fränkischem Dialekt.
Von den Zuschauern bei "Aktenzeichen XY" erhoffen sich die Ermittler Hinweise auf den ominösen Koffer und dessen damaligen Besitzer sowie zu den auffälligen Aufklebern. Möglicherweise erinnern sich Zuschauer auch an einen Mann, der eine Tochter beziehungsweise Stieftochter mit dem Namen "Jennifer" hatte und der sich 1995 psychisch auffällig verhielt. Hinweise in diese Richtung ergaben aber ebenso wenig, erklärte Hagl im ZDF.
Die Anrufer hätten sich fast alle auf das in der ZDF-Sendung gezeigte Phantombild bezogen. Dieses sei jedoch sehr alt und der Täter sehe heute vermutlich ganz anders aus. Rund sechs Millionen Zuschauer verfolgten die Sendung am Mittwoch.
Weitere Hinweise nimmt der Kriminaldauerdienst unter der Rufnummer (0911) 21 12 - 33 33 entgegen.
Der Artikel wurde am 3. März um 17.31 Uhr aktualisiert.
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