Nürnberger City-Point muss dem Altstadt-Karree weichen
3.8.2018, 13:28 UhrBald wird der City-Point Geschichte sein. 19 Jahre lang war das Einkaufszentrum mit seinen rund 55 Läden Pilgerstätte für Kaufwütige. Der Bau wurde 1999 aus dem ehemaligen Hertie-Kaufhaus geformt, das wiederum aus den Fünfzigern stammte. 2017 hat der Düsseldorfer Projektentwickler Development Partner den Komplex übernommen.
Den Verantwortlichen sei gleich klar gewesen, dass das Objekt – so wie es jetzt existiert – keine Zukunft haben werde. Der City-Point sei ein Auslaufmodell. Zu groß seien die strukturellen Defizite, erklärt Projektleiter Ralf Kapfer. Schon zur Übernahme herrschte ein "gehöriger Leerstand", das ging immer so weiter. Heute sind nur noch etwa ein Dutzend Läden übrig. Deshalb kommt für das Unternehmen nur eine Lösung infrage: der Abriss. Der steht für Herbst 2019 an. "Bis dahin sind wir um jeden Euro aus den Mieteinnahmen froh", sagt Kapfer. "So lange das Haus steht, wollen wir es geöffnet halten." Die wenigen übrigen Geschäfte bleiben also erst einmal – wenn der Mietvertrag nicht vorher ausläuft. Für Gespräche mit den Mietern sei er aber offen.
Wie es mit dem Platz zwischen Breiter Gasse, Hallplatz und Pfannenschmiedsgasse danach weitergeht? Die Pläne zum Neubau mit einem Investitionsvolumen von rund 200 Millionen Euro haben nun Gestalt angenommen. Ein Name ist auch schon gefunden: Altstadt-Karree.
An dem Architektenwettbewerb nahmen elf Büros teil. Eine Jury – bestehend unter anderem aus Städteplanern und Vertretern der unteren Denkmalbehörde sowie der Altstadtfreunde – hat drei Sieger gekürt. Auf Platz eins steht der Entwurf vom Münchner Architektenbüro "Meili Peter". Den zweiten Preis erhält das Büro "Jessen Vollenweider" aus Basel, der dritte geht an die Nürnberger Architekten von "stm".
Mehrere Eingänge, Gastro und ein Hotel
Die Qualität im Wettbewerb sei herausragend gewesen, freut sich Planungs- und Baureferent Daniel Ulrich. "Es ist genau das herausgekommen, was wir uns gewünscht haben." Das Ziel war, Stadtreparatur zu betreiben, das sei gelungen. Alle drei Preisträger hätten das Potenzial, gebaut zu werden. Es geht nun darum, die Details und die Wirtschaftlichkeit der Entwürfe zu prüfen. Development Partner wird sich in den nächsten Wochen auf einen Gewinner festlegen. Favorit ist das Büro Meili Peter.
Der Neubau werde sich in jedem Fall besser in seine Umgebung einfügen als sein Vorgänger, so Kapfer. So nahm der Bauherr des City-Points zum Beispiel keine Rücksicht auf das angrenzende, architektonisch herausragende Zeughaus. "Man denkt stattdessen, da ist inmitten der Häuser ein Ufo gelandet."
Der Komplex wird einladender, verspricht Ulrich. Es wird mehrere Eingänge geben, nicht mehr nur einen wenig ansprechenden Haupteingang zur Breiten Gasse hin – neben dem Nebeneingang an der Pfannenschmiedsgasse. Die Geschäfte sollen sich mehr nach außen an die Straße orientieren – anstatt wie derzeit nach innen. Shoppingcenter in der Innenstadt seien Unsinn, sagt Ulrich. Die Grundfläche wird aber beibehalten. Der neue Inhaber setzt nicht nur auf Einzelhandel. Er sieht daneben einen Nutzungsmix aus Gastronomie, Dienstleistung und Hotel vor. Vor allem an letzterem unterscheiden sich die Entwürfe. Während Meili Peter das Hotel in den zwei oberen Stockwerken verortet, gestehen stm und Jessen Vollenweider der Hotellerie drei Stöcke zu. Bei rund 240 Zimmern und dreieinhalb Sternen.
Eröffnung ist für 2022 geplant
So erhofft man sich, dem seit Jahren währendem Problem Herr zu werden, dass nur wenige Besucher des City-Points den Weg in die oberen Geschosse finden. Der Neubau sieht zwei Untergeschosse mitsamt Tiefgarage vor, nach oben wird teilweise sechsstöckig gebaut. Er wird außerdem mit einem passendem Dach versehen. Es sei ein großer Wunsch gewesen, dass er sich gut in die Struktur des besonderen Standortes mit der Vermischung der Alt- und Neubauten einfüge, erklärt Ulrich. Die Eröffnung ist für 2022 geplant. "Sehr mutig!", kommentiert Ulrich Kapfers Plan. Vor allem, weil ein Abriss inmitten der Fußgängerzone nicht so einfach vonstatten gehe. "Da kann man nicht einfach mit dem Bagger drüber."
Über Monate hinweg herrschte Unklarheit aufseiten vieler Verkäufer. "Wir haben uns nichts vorzuwerfen", so Kapfer. Development Partner hätte gleich mit den Mietern das Gespräch gesucht. Ulrich fügt hinzu, dass die bisherigen Planungen ein schönes Beispiel für die enge Abstimmung zwischen Investor und Stadt seien. Alle Beteiligten seien in dem Verfahren, das "irrsinnig aufwendig" ist, gut mitgenommen worden.
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