Umfrage unter Passanten

Nürnberger Hauptbahnhof als einer der bundesweit gefährlichsten: Fühlen Sie sich hier sicher?

Rurik Schnackig

Lokales

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5.3.2023, 17:03 Uhr
Das lässt aufhorchen: Am Nürnberger Hauptbahnhof geht es in Bezug auf Straftraten hoch her. Erleben das auch Reisende und Passanten so? 

© Collage Das lässt aufhorchen: Am Nürnberger Hauptbahnhof geht es in Bezug auf Straftraten hoch her. Erleben das auch Reisende und Passanten so? 

Auf der Internetseite des Bahnhofs Nürnberg wünscht man den Passanten und Fahrgästen einen „angenehmen Aufenthalt und eine entspannte Weiterreise“. Ob beides möglich ist, darf hinterfragt werden.

Sexualdelikte, Gewaltverbrechen und Eigentumsdelikte: Der Nürnberger Hauptbahnhof gehört laut aktueller Statistik zu den bundesweit am meisten von Kriminalität heimgesuchten Bahnhöfen. Und das obwohl er nicht zu den zehn am meisten frequentierten Stationen zählt. Woran das liegt, lesen Sie in unserer exklusiven Hintergrund-Recherche bei NN+.

Kann man sich da überhaupt noch sicher fühlen? Eine Umfrage unter Menschen in der Mittelhalle.

Angelika Holzberger ist selten hier. Ihre Tochter hingegen kommt oft zu früher Stunde hier an, um zu ihrem Dienst als Krankenschwester zu beginnen.

Angelika Holzberger ist selten hier. Ihre Tochter hingegen kommt oft zu früher Stunde hier an, um zu ihrem Dienst als Krankenschwester zu beginnen. © Lukas Koschyk, NNZ

Angelika Holzberger: Ich bin relativ selten am Hauptbahnhof, das ist gerade also eher ein Zufall, dass Sie mich hier antreffen. Ich warte auf meine Tochter, mit der ich heute zusammen heimfahre, sonst nutze ich das Auto. Sie arbeitet als Krankenschwester im Klinikum und nutzt meistens den Zug. Durch ihre Arbeitszeiten ist sie auch mal in den ganz frühen Morgenstunden hier unterwegs. Ganz wohl ist mir bei dem Gedanken nicht. Hin und wieder fühlt sie sich dann auch etwas unwohl, wenn Menschen hier sich herumtreiben und schwer einzuschätzen sind. Ernsthaft in Gefahr war sie aber noch nie und ich hoffe natürlich, dass das auch so bleibt.

Emma Fersch hat schon einige schlechte Erfahrungen gemacht. Bevorzugt geht sie mit Begleitung durch den Hauptbahnhof. 

Emma Fersch hat schon einige schlechte Erfahrungen gemacht. Bevorzugt geht sie mit Begleitung durch den Hauptbahnhof.  © Lukas Koschyk, NNZ

Emma Fersch: Ich bin hier einmal pro Woche und muss sagen, dass ich mich oft unwohl fühle. Vor allem im Gedränge ist es mir schon passiert, dass jemand mir näher gekommen ist als mir das Recht ist. Die Situation am Eingangsbereich ist oft so unübersichtlich, dass man nur noch schnell vorbei will. Einmal ist mir etwas heruntergefallen, ich habe es aufgehoben und hörte - noch in der Hocke - schon direkt an meinem Ohr jemanden atmen. Beängstigend, ich bin schnell weiter. Oft bin ich in Begleitung hier oder ich nehme meinen Schlüssel in die Hand. Ob es hilft? Es gibt mir jedenfalls etwas Sicherheit.

Sascha Recker ist Fan des Nürnberger Hauptbahnhofes. Er selbst kommt aus Aachen und ist ganz begeistert von den Läden und der Aufenthaltsqualität. 

Sascha Recker ist Fan des Nürnberger Hauptbahnhofes. Er selbst kommt aus Aachen und ist ganz begeistert von den Läden und der Aufenthaltsqualität.  © Lukas Koschyk, NNZ

Sascha Recker: Was? Dieser Bahnhof soll eine hohe Kriminalitätsrate haben? Das kann ich gar nicht glauben. Ich komme aus Aachen und finde, dass der kleine Aachener Bahnhof viel weniger vertrauenserweckend wirkt. Okay, vorhin war hier ein Polizeieinsatz, aber das zeigt, dass die Polizei präsent ist. Ansonsten habe ich mich hier ganz gern aufgehalten, weil ich noch etwas Zeit hatte, bis der Zug geht. Es gibt schöne Geschäfte und leckeres Essen. Ja, ich habe mich wohl gefühlt.

Ivan Ramses (ohne Foto): Ich fühle mich nicht unsicher hier, nein. Ich komme aus Regensburg und bin etwa einmal im Monat hier. Dabei habe ich noch keine schlechte Erfahrung gemacht. Und ich habe das Gefühl, wenn irgendwas wäre, dann ist die Polizei und der Security-Dienst immer in der Nähe.

Dramatisch findet auch Claudio Rubio die Situation nicht. In Frankfurt geht es noch ganz anders zu, sagt er.  

Dramatisch findet auch Claudio Rubio die Situation nicht. In Frankfurt geht es noch ganz anders zu, sagt er.   © Lukas Koschyk, NNZ

Claudio Rubio (betreibt temporär einen Käse und Delikatessenstand im Bahnhof): Nein, unsicher fühle ich mich nicht. Ich bin für ein paar Wochen im Jahr hier und das passt eigentlich alles. Natürlich passiert hier einiges, aber es gibt sehr viel Polizei und Sicherheitsdienst, da ist irgendjemand immer schnell zur Stelle. Ich kenne den Vergleich mit dem Frankfurter Bahnhof und finde, dass es da noch ganz anders zugeht, vor allem, was die Drogen betrifft. Okay, immer wieder verschwindet hier eine meiner Delikatessen - aber gut, damit muss ich leben.

Bernhard Herrmann hat keine Angst. Oft sei das Gebrüll viel harmloser als es zunächst schien. 

Bernhard Herrmann hat keine Angst. Oft sei das Gebrüll viel harmloser als es zunächst schien.  © Lukas Koschyk, NNZ

Bernhard Herrmann: Ich sitze im Obergeschoss und nutze gerade das WLan für mein Tablet. Bestimmt würde ich mich nicht unnötig hier aufhalten, wenn ich mich sehr unsicher fühlen würde. Klar, manchmal weiß man nicht genau, wohin die Situation führt - vor allem, wenn es sehr laut wird und jemand brüllt. Oft ist es aber harmloser als man denkt. In einer brenzligen Situation am Bahnhof bin ich noch nicht gewesen. Außer vielleicht einmal: Da kam jemand auf mich zu und sprach mich in aggressivem Ton an. Ich weiß mich aber zu wehren und habe dann noch lauter geantwortet, woraufhin der Typ dann gleich weiter gezogen ist.


Wie sicher fühlen Sie sich am Nürnberger Hauptbahnhof? Gibt es Bereiche, die Sie vielleicht bewusst meiden? Was könnte Ihrer Meinung nach verbessert werden und wie könnte dies gelingen? Schreiben Sie uns eine Nachricht an redaktion-nuernberg@vnp.de

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