Gefährliche Fantasien
Nürnberger Kannibale wollte blonde Frauen verspeisen
1.2.2017, 05:39 UhrK. ging in Nürnberg seiner Arbeit nach. Er lebte alleine, hat weder Freundin noch Kinder. Heute ist der 41-Jährige aufgrund eines richterlichen Beschlusses in der forensischen Klinik in Ansbach untergebracht. Er gilt als psychisch krank und brandgefährlich.
Denn K. hat seit seinem sechsten Lebensjahr sexuelle kannibalistische Fantasien. In seiner Vorstellung lebte er sie aus, mit dem Drang, sie irgendwann in Wirklichkeit umzusetzen. In seinen Gedanken drehte sich alles um blonde, junge Frauen, die er tötet und verspeist.
Im Erwachsenenalter hatte K. sich zunächst unter Kontrolle, im Internet fand er ein Ventil für seine Neigung. Der vereinsamte Computerexperte trieb sich in den Sudelecken des Netzes herum, suchte Gleichgesinnte und potenzielle Opfer.
Die Behandlung zeigte bei K. keine dauerhafte Wirkung
K. wollte Ernst machen. Doch dann bekam er Angst vor sich selbst. 2014 nahm er deswegen Kontakt zum Klinikum Nürnberg auf und bat um Hilfe. Das Krankenhaus verwies ihn an die Forensik in Ansbach. Seit 2012 läuft dort ein in Europa einzigartiges Pilotprojekt: die Behandlung in der Präventionsambulanz. Sie hat das Ziel, psychisch Kranke mit Risikoprofil davon abzuhalten, Straftaten zu begehen. "Hierher kommen Menschen mit Schizophrenie, Psychosen und schweren Persönlichkeitsstörungen", sagt Chefarzt Joachim Nitschke auf Anfrage
K. bekam triebdämpfende Mittel, war in therapeutischer Behandlung, blieb auf freiem Fuß und arbeitete - bis zum Oktober 2016. Wie die Redaktion erfuhr, stießen Netzwerkfahnder der Polizei wieder auf brisante Einträge in einschlägigen Foren. Der Absender: K. Der Nürnberger suchte wieder nach Möglichkeiten, aus Fantasien Realität zu machen.
Seitdem ist K. nach Paragraf 63 des Strafgesetzbuches in der forensischen Klinik untergebracht. Das Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen "öffentlicher Aufforderung zu Straftaten" ist im Gang, so Anita Traud, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth, auf Anfrage. Es fehle noch die Stellungnahme des psychiatrischen Gutachters.
Parallelen zum Rotenburger Kannibalen
Der Fall K. erinnert stark an Armin Meiwes aus Rotenburg in Hessen. Der alleinstehende Mann - ebenfalls Computertechniker - lebte auf einem heruntergekommenen Gutshof und arbeitete lange daran, seine sexuell-kannibalistische Neigung in die Tat umzusetzen. Der Mittvierziger fand im März 2001 auch sein Opfer: den masochistisch veranlagten Bernd B. aus Berlin.
Er ließ sich in Rotenburg von Meiwes entmannen und teilweise verspeisen. Monate später fanden Ermittler bei einer Durchsuchung des Anwesens tiefgekühlte Körperteile, die zu B. gehörten. 2004 wurde Meiwes wegen Totschlags zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Der Bundesgerichtshof hob das Urteil später auf. Das Landgericht Frankfurt am Main urteilte dann 2006: Es war Mord in Tateinheit mit Störung der Totenruhe - Meiwes bekam lebenslänglich, also 15 Jahre Haft. 2019 muss ein Gericht entscheiden, ob der "Kannibale aus Rotenburg" entlassen werden kann.