Nürnberger Surfer-Welle: Anwohner diskutieren Pro und Contra

24.9.2019, 06:00 Uhr
Nürnberger Surfer-Welle: Anwohner diskutieren Pro und Contra

© Nürnberger Dauerwelle e.V.

Der Applaus ist ein Gradmesser an diesem Abend in der Sportgaststätte des SC Germania: für oder gegen die stehende Welle am Fuchsloch zwischen Schniegling und Muggenhof. Die Redebeiträge für das Projekt erhalten viel Applaus, bei denen dagegen wird deutlich weniger geklatscht.

Nach gut zwei Stunden teils hitziger Debatten jedoch stellt Sven Heublein fest, dass sich Befürworter und Gegner doch noch angenähert hätten: "Und dafür hat sich die Veranstaltung gelohnt." Heublein ist Vorsitzender des Bürgervereins St. Johannis-Schniegling-Wetzendorf, der gemeinsam mit dem Bürgerverein Gostenhof-Kleinweidenmühle-Muggenhof und Doos zu der Diskussionsveranstaltung eingeladen hatte.

Bei der stehenden Welle – darüber informiert der bereits 2012 hierfür gegründete Verein "Dauerwelle" eingangs – handelt es sich um eine künstliche Welle mit Pegnitz-Wasser, auf der gesurft werden kann. Die Genehmigungsverfahren sind abgeschlossen, ebenso die Bürgerbeteiligungen; 2020 soll mit dem Bau unweit der Sportgaststätte begonnen werden.

"Wann wurden die Anwohner informiert, abgesehen von heute?", heißt es von Anwohnern und dass man sich überrumpelt fühle und eigentlich davon ausging, dass das Projekt an der Finanzierung scheitern werde. Woraufhin wenig später ein Mann aufsteht und sagt, dass er sich in TV, Hörfunk, Zeitung und Internet über den Projektfortschritt auf dem Laufenden halten konnte: "Ich weiß nicht, wie das Thema an jemandem vorbeigehen konnte."

 

 

Befürchtet wird, dass die Surfer nicht mit der U-Bahn kommen, sondern mit Autos und dann wildparken; dass sie Lärm machen; dass die Umwelt durch die Anlage zerstört wird. "Hat man auch an die Biber gedacht?" Es wehren sich: Dauerwelle-Vorsitzender Thorsten Keck und die sportpolitischen Fraktions-Sprecher Max Müller (CSU) und Nasser Ahmed (SPD).


Fix: Stadt unterstützt Surfer-Welle auf der Nürnberger Pegnitz


"Die Stadt wird darauf achten, dass hier keine Event-Hölle entsteht", verspricht Ahmed. Keck stellt klar, dass es auch im Interesse der Surfer sei, hier Ruhe zu haben. Zur Seite springt ihm ein anderer Surfer, der unter anderem die stehenden Wellen in München nutzt und sagt, dass Surfer an sich eine friedliche Spezies seien, die nicht grölt und auch ihren Müll wieder mitnimmt. In München erlebe man ein friedliches Miteinander zwischen Surfern und anderen Bürgern. Lärm, stellt Planer Paul Müller klar, mache eigentlich nur die Welle selbst, aber die sei leiser als der Straßenverkehr.

Pläne mit Herzblut

Die Bedenken einer Anwohnerin, dass in der Umgebung in den nächsten Jahren knapp 2200 Wohnungen entstehen und eine solche Anlage eine zusätzliche Belastung darstellen könnte, werden im Verlauf des Abends gleich mehrfach aufgegriffen. Ein junger Mann sagt, dass er begeistert sei von dem Tatendrang der Dauerwelle-Vereinsmitglieder, hier mit Herzblut ein solches Angebot zu schaffen, und dass man das nicht kritisieren sollte – viel Applaus.

Nürnberger Surfer-Welle: Anwohner diskutieren Pro und Contra

© Foto: Stefan Hippel

Auch ein Kind meldet sich und sagt, dass es nicht nur Videospiele zocken, sondern auch rausgehen und vielleicht mal surfen wolle – noch mehr Applaus.

Die Aussage des Kindes wird schließlich von einem Mann aufgegriffen, der feststellt, dass man die Anlage doch eigentlich nicht für seine Generation baue, sondern für die Kinder. Und das könne schließlich keiner mehr kritisieren.

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