Nürnbergs Eichhörnchen-Auffangstation hat erste Bewohner
16.3.2016, 06:00 UhrFred und Wilma hatten großes Glück. Sie sind nur noch am Leben, weil Hannah Dilly am 1. März im richtigen Moment den Müll rausgebracht hat. Die 19-Jährige wohnt am Dutzendteich, in direkter Nachbarschaft sind große Bäume und entsprechend viele Eichhörnchen. An jenem Dienstag gegen 14 Uhr entdeckte sie auf dem Weg zu den Abfallbehältern, dass da irgendetwas auf dem Boden lag. "Ein Rattenbaby oder so", dachte sie sich, als ihr auch schon ein Nachbar begegnete. Er erzählte ihr, dass er einen Eichhörnchenkobel am Balkon hatte. Da längere Zeit kein Muttertier mehr aufgetaucht sei, habe er ihn weggeschmissen.
Die junge Frau reagierte rasch und angelte das kaputte Nest mit einem weiteren Jungtier aus dem Restmüll. Zurück in ihrer Wohnung googelte sie sich schnell schlau, sprach dem Eichhörnchennotruf auf den Anrufbeantworter und wärmte die beiden Winzlinge — erst in ihren Händen, dann baute sie aus einer Decke eine Art Nest und stellte es auf eine nicht zu heiße Wärmflasche. "Sie haben nichts gemacht, lagen nur da und atmeten schwer", erinnert sie sich. Der Notruf vermittelte sie an die Nürnberger Auffangstation von Katja Grabmann, wo sie die beiden Tiere wenige Stunden später hinbrachte. Gerade noch rechtzeitig, "denn das starke Atmen war eine Lungenentzündung", weiß Katja Grabmann.
Betreuung rund um die Uhr
Seit 2007 betreibt sie mit der Unterstützung ihrer beiden Töchter die Nürnberger Eichhörnchen-Auffangstation, die auch beim Umweltamt der Stadt eingetragen ist. Fred und Wilma sind die ersten Tiere in dieser Saison. Sie müssen alle zweieinhalb Stunden gefüttert werden — rund um die Uhr. Bei ihrer Ankunft waren sie wenige Tage alt und hatten noch die Nabelschnur am Körper. Grabmann bezweifelt die Aussage des Nachbarn, dass die Mutter ihre Jungen längere Zeit allein gelassen habe, "das hätten sie bei der niedrigen Außentemperatur gar nicht überlebt".
Eichhörnchen bekommen ab Ende Februar bis April ihren Nachwuchs, die zweite Wurfzeit ist zwischen Juni und August. Die kleinen Nager halten den gut eingespielten Dreifrauen-Betrieb in Atem. Allein 2015 beherbergte die Familie 36 Tiere. Höhepunkt war bisher das Jahr 2013 mit 47 Tieren. Die Töchter Lea (18) und Nina waren von Anfang dabei. Die 15-jährige Schülerin, die gerade Fred mit geübten Handgriffen füttert, hat bestimmt schon über 240 Eichhörnchen versorgt. Vor allem junge, aber auch verletzte und kranke Tiere landen hier.
Die Nager können auch zubeißen
Wie verhält man sich, wenn man ein junges Eichhörnchen am Boden liegen sieht? Man kann es anfassen, die Mutter werde ihr Junges deswegen nicht ablehnen, informiert Grabmann. "Wichtig ist es, das Kleine sofort am Körper zu wärmen, es darf nicht auskühlen", betont sie. Wenn unter Anleitung die Rückführung zur Mutter nicht klappt, wird das Jungtier in der Auffangstation versorgt.
"Auch kommt es vor, dass junge Eichhörnchen den Menschen am Bein hochlaufen. Dann sind sie ausgehungert und sollten zu uns gebracht werden", fährt Grabmann fort. Als Faustregel gilt: Wenn sich ein Eichhörnchen leicht fangen lässt, braucht es Hilfe. Allerdings rät Grabmann, bei älteren Tieren zu einem Handschuh zu greifen, "die Nager können heftig beißen".
Die Nürnberger Eichhörnchen-Auffangstation ist unter Tel. 0176/32520009 erreichbar. Auch die Biologin Jessica Schmidt von Noris-Wildtiere kümmert sich um Eichhörnchen in Not (Tel. 0157/ 36631803), ebenso Claudia Bengs von Michi‘s Eichhörnchenhilfe, Tel. (0911)3769918 und das Nürnberger Tierheim unter seiner Notrufnummer 0160/2524332.
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