Nürnbergs Mini-Stadtteil wächst - nur nicht in die Höhe
14.11.2020, 19:18 UhrBunn ist eine Exklave. Der Reichswald trennt den kleinen Ort im Südosten vom restlichen Stadtgebiet Nürnbergs. Brunn hat nur eine Buslinie, einen Bulldog-Club und einen Bürgerverein mit 240 Mitgliedern. Das heißt, dass jeder Vierte am Vereinsleben teilnimmt. Denn: Zusammen mit dem Nachbarort Netzstall hat Brunn gerade einmal 962 Einwohner. Und ist damit einer der kleinsten Stadtteile.
Brunn ist "hoffnungslos überaltert"
Das ist ein Problem, sagt Daniel Ulrich. Denn Brunn ist "hoffnungslos überaltert". Die Zahlen geben Nürnbergs Baureferent recht. 238 Einwohner sind zwischen 45 und 60 Jahre alt. Noch größer ist die nächste Gruppe: Knapp 300 Brunner sind 60 Jahre und älter.
Brunn: Wirtshaussterben in der Waldsiedlung
Umso mehr freut sich Daniel Ulrich, dass Brunn wachsen und jünger werden soll. 30 neue Wohneinheiten sollen am östlichen Ortsrand entstehen – und zwar im "Brunner Zwickel". Das Gebiet ist im Flächennutzungsplan schon länger als Wohnbaufläche vorgesehen. "Wir müssen schauen, wo Nürnberg überhaupt noch wachsen kann", sagt Ulrich. Mit dem Neubaugebiet in Brunn kann die Stadt "die anhaltend hohe Nachfrage nach Wohnraum" etwas stillen.
Neue Familien und neuer Kindergarten
Mit dem neuen Wohngebiet will die Stadt die Dorfstruktur stärken, aber auch "einer Überalterung entgegenwirken", sagt Ulrich im Stadtplanungsausschuss. Mit den Plänen für das Gelände ist er zufrieden – inzwischen. Zuerst sei dort "viel zu dicht" geplant gewesen, die 30 Doppelhaushälften sind ein guter Kompromiss.
Auf der Fläche soll außerdem ein Kindergarten mit zwei Gruppen entstehen, da die Häuser vor allem für Familien gedacht sind. Schon 2014 hat eine Studie des Stadtplanungsamts ergeben, dass es in Brunn viel Potenzial für Ein- und Zweifamilienhäuser gibt. Nur stehen die eigentlich baureifen Flächen "aus unterschiedlichen Motiven seitens der Eigentümer" nicht für den Wohnungsmarkt zur Verfügung.
Also wird die Stadt nun zusammen mit einem Investor auf der eigenen Fläche nördlich der Brunner Hauptstraße aktiv. Sie will das Ortsbild auf der 1,2 Hektar großen Fläche abrunden – mit einer "großzügigen Eingrünung", einem 500 Quadratmeter großen Spielplatz und einer noch viel größeren nutzbaren Grünfläche.
Mehr Wohnungen: Grüne wollen aufstocken
Dafür aber muss anderes Grün weichen. Denn auch wenn ein erster Umweltbericht noch viele offene Punkte hat, zeigt sich laut Grünen-Stadtrat Mike Bock doch, dass hier "viel Einfluss auf die biologische Vielfalt" genommen wird. Auch seien Doppelhaushälften angesichts der Wohnungsnot "nicht das, was wir uns vorstellen". Cengiz Sahin, ebenfalls bei den Grünen, schlägt mehrgeschossige Gebäude vor, gerade in Richtung Brunner Hauptstraße eine Art Lärmschutz.
Klemens Gsell kann bei diesen Ideen nur schwer ruhig bleiben, so weit gingen sie von den tatsächlichen Begebenheiten im stark dörflich geprägten Brunn weg. Der ehemalige Schulbürgermeister empfiehlt dringend, sich an die herrschende Bebauung zu halten.
Bürgerverein: Ideen "nicht akzeptabel"
Damit spricht er Bernhard Lettenbauer aus dem Herzen. "Mit den 30 Häusern können wir leben", sagt der Erste Vorsitzende des Brunner Bürgervereins. Alles andere sei tatsächlich "nicht akzeptabel".
Baureferent Daniel Ulrich macht noch einmal deutlich, dass an einer Straße, "die von nirgendwo nach nirgendwo" führt, kein Schallschutz nötig ist.
Für Ulrich ist der Entwurf eine gelungene "Dorfabrundung". Am Ende stimmen alle Räte dafür, das Bebauungsplan-Verfahren einzuleiten, bei dem die Öffentlichkeit frühzeitig einbezogen werden soll.
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