Nürnbergs Zukunftsmuseum zeigt, wie Überwachung funktioniert

Christina Merkel

Hochschule & Wissenschaft

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26.3.2021, 05:50 Uhr
So soll es auf den verschiedenen Ebenen des Museums bald aussehen. Noch hängen aber nur Illustrationen davon an den Wänden.

© Roland Fengler, NN So soll es auf den verschiedenen Ebenen des Museums bald aussehen. Noch hängen aber nur Illustrationen davon an den Wänden.

Es wird wie eine Art Zauberstab sein – der Zugang zu neuen Welten eröffnet. Die Besucher des Nürnberger Zukunftsmuseums bekommen ein kleines Gerät in die Hand gedrückt, das sie durch die Ausstellung mit sich tragen. Es zeichnet ihren Weg auf und wie lange sie sich für ein Exponat interessieren. Aber es stellt ihnen auch Fragen zu dem, was sie sehen. Wie sie eines Tages gerne wohnen würden, reisen und essen. Was sie über Umweltschutz denken oder Gentechnik.

"Das wird eine ganz neue Art und Weise, die Besucher im Museum mitzunehmen und zu beteiligen", sagt Wolfgang Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums München, das auch die Nürnberger Zweigstelle betreibt. "In München fragen wir sie hinterher höchstens: Wie hat es euch gefallen?" Die meisten hätten dann wenig Zeit für eine Umfrage. "In Nürnberg nutzen wir modernste Möglichkeiten."


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Dafür hat Heckl gestern einen Kooperationsvertrag unterzeichnet, mit dem Präsidenten der Universität Erlangen-Nürnberg und Michael Kircher vom Nürnberger IT-Dienstleister Datev, die das Projekt mit 300.000 Euro unterstützt.

Für drei Jahre wird damit auch ein Doktorand finanziert, der das Thema am Erlanger Lehrstuhl für Maschinelles Lernen und Datenanalytik erforscht. "Wir wollen die Besucher spielerisch und mit Spaß dazu bringen, sich mit den Möglichkeiten der Datenanlyse, aber auch des Datenschutzes auseinander zu setzen", erklärt Lehrstuhlinhaber Björn Eskofier.

Am Ende des Rundgangs kann jeder seine Auswertung bekommen. Kameras an den Wänden und Sensoren an den Ausstellungsstücken sammeln Informationen, sogar die Gefühle der Gäste beim Betrachten eines Exponats lassen sich stellenweise erfassen.

"Alles natürlich absolut freiwillig", betont Uni-Präsident Hornegger. "Aber wer sich für die Zukunft interessiert, hat vielleicht auch den Mut, sich auf dieses Experiment einzulassen." Jeder Besucher entscheidet, ob er mitmachen will oder nicht. "Das ist ein spannendes Projekt, um Wissenschaft zu erleben und gleichzeitig direkt dazu beizutragen."

Aufgabe der Datev soll es sein, die rechtlichen, technischen und auch ethischen Aspekte der Datenanalyse zu vermitteln. "Wir erhoffen uns ordentliche Aha-Effekte beim Besucher, was sich mit moderner Technik schon in einem so kurzen Zeitraum wie dem Museumsbesuch über einen Menschen herausfinden lässt", sagt Kircher.

Die Museumsmitarbeiter wiederum sind gespannt, welcher Teil ihrer Ausstellung gut ankommt und wo die Gäste womöglich schnell weitergehen. "Das ermöglicht eine ganz neue Diskussionskultur zur Gestaltung eines Museums", sagt Heckl.

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