OB Maly mit 67 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt
16.3.2014, 22:22 UhrWie da Parteichef Christian Vogel mit nassen Wangen und glasigen Augen nach Taschentüchern kramt, kaum dass die erste Hochrechnung an die Wand gebeamt wird. Wie dem knorzigen Kämmerer Harry Riedel ein Bächlein übers Gesicht läuft und Bürgermeister Horst Förther sich ungeniert Freudentränen aus den Augenwinkeln tupft.
Wer nicht weint an diesem für die SPD furiosen Wahlabend im Karl-Bröger-Zentrum, dem ist zumindest ein breites Lächeln ins Gesicht gemeißelt. „Es könnte knapp reichen“, sagt OB Ulrich Maly ins Mikrofon und erntet, was er so oft erntet: Lachstürme.
Im Ernst, er habe gleich zwei Gegner gehabt in diesem Wahlkampf, Sebastian Brehm und Markus Söder von der CSU. Doch man wachse mit der Zahl der Widersacher, sagt Maly noch, bevor ein Juso-Superman auf die Bühne springt und gratuliert. „Bravo Uli!“, schreibt der Beamer jetzt auf knallrotem Grund an die Wand des rappelvollen Saales.
Doch, auch er habe Wasser in den Augen gehabt, gibt er später zu, als sei man ohne erkennbare Emotion nur ein halber Genosse. Seinen haushohen Sieg kann er wieder ganz gefasst erläutern. Die Bürger hätten das pauschale Schlechtreden ihrer Stadt durch die CSU nicht gemocht, und die Rollenverteilung zwischen OB-Kandidat Sebastian Brehm und Minister Markus Söder sei schwer zu begreifen gewesen.
Mit roten Backen
Jetzt müsse er sich „weiter durch den Raum küssen und umarmen“. Und wirklich, schon hängt dem Wiedergewählten der Nächste am Hals. Als wär’s nicht so schon heiß genug im Raum, wo die meisten längst die Jackets abgelegt und rote Backen bekommen haben.
Die Wahlanalyse von Jürgen Fischer, 42 lange Jahre im Stadtrat und jetzt am Ende seiner politischen Laufbahn, fällt ätzender aus als die des OB. Nie habe er einen unredlicheren Wahlkampf erlebt, schimpft er.
500 zusätzliche Parkplätze in der Altstadt, 200 neue Bäume, dazu ein Konzertsaal am Augustinerhof, leere CSU-Versprechungen, die nicht zu halten gewesen wären, so Fischer. Aber auch: „Der Uli hat die Fraktion mitgezogen.“
Sie habe so geschrien bei der ersten Hochrechnung, dass ihre Nachbarn gedacht hätten, ihr sei etwas passiert. Eine strahlende Hildegard Hörndler, 75, seit 50 Jahren SPD-Mitglied und im Herzen so rot wie ihre Bluse rosa, genießt das Fest, bei dem die aktualisierten Hochrechnungen schnell zur netten Nebensache werden, weil alle so mit sich beschäftigt sind. Aus Reichelsdorf ist sie mit der Bahn angereist, um Ulrich Maly zu feiern, ihren erklärten Lieblings-Oberbürgermeister. Die Reise, meint sie, habe sich gelohnt.
Hildegard Hörndler hat Otto Bärnreuther noch gekannt, den OB der 1950er Jahre, Andreas Urschlechter („Der war am Ende kein Sozi mehr“), Peter Schönlein und jetzt eben Ulrich Maly. Keine Frage, dass die Sozialdemokratin in der Menge war, die sich in der Straße der Menschenrechte für das Poster gegen die Rechten hat fotografieren lassen. „Braune Pest“, sie schnaubt verächtlich.
Dass es so glatt gehen würde für die SPD, habe überrascht, das geben die meisten dann doch im Saal zu. Jetzt, sagt Bürgermeister Horst Förther, der die Tränen getrocknet und die Fassung wiedergewonnen hat, falle ihm der Abschied von der Politik leichter.
Das amtliche Endergebnis der Wahl
Dr. Ulrich Maly (SPD): 67,1 Prozent
Sebastian Brehm (CSU): 24,1 Prozent
Achim Mletzko (Die Grünen): 1,7 Prozent
Dr. Christiane Alberternst (FDP): fehlt
Marion Padua (Linke Liste Nürnberg): 2,9 Prozent
Thomas Schrollinger (ÖDP): fehlt
Nikolaus Struck (Die Guten): fehlt
Jürgen Dörfler (Freie Wähler): fehlt
Ralf Ollert (BIA): 1,7 Prozent
Prognose für die Stadtratswahlen in Nürnberg:
SPD: 48,4 Prozent
CSU: 30,1 Prozent
Grüne: 6,9 Prozent
Linke: 3,8 Prozent
Freie Wähler: 2,1 Prozent
BIA: 3,2 Prozent
ÖDP 1,6 Prozent
Piraten 1,3 Prozent
Weitere Zahlen in Kürze an dieser Stelle.
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