OB-Wahl: Grüne Verlierer, die sich als Sieger fühlen
15.3.2020, 20:35 UhrVerlierer, die sich als Sieger fühlen? Im Nürnberger Presseclub, wo es immer wieder ungewohnt still ist für einen Wahlabend, findet man sie bei der Umweltpartei. Hier lauert man dank Corona ohne Wahl- oder Parteivolk, dafür umlagert von Fernsehkameras auf die Ergebnisse. Hier bemüht OB-Kandidatin Verena Osgyan auch das Mantra vom "historisch guten Ergebnis", das an diesem Abend noch öfter zu hören sein wird.
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Für Paul Arzten, 27, ist es das erste Mal. Der Mann auf dem grünen Listenplatz 2 ist erst seit zwei Jahren Parteimitglied, aber er spricht bereits fließendes Politiker-Deutsch. "Wir haben ganz auf Sieg gesetzt", sagt der Student der Religionspädagogik. Die Grünen hätten Themen besetzt, die die Menschen bewegen.
Dass es zum Teil Themen waren, die auch von der Konkurrenz aufgegriffen wurden, sagt dann Grünen-Stadträtin Andrea Friedel, die ganz oben auf der Liste steht. Die Hebamme hat am gestrigen Wahltag noch Dienst geschoben und — nein, kein Kind geholt, sondern Mütter bei Hausbesuchen betreut. Das Ergebnis sei "historisch gut", traurig sei nur, dass man nicht feiern könne mit den vielen Helferinnen und Helfern.
Die Grünen hätten mit rund 13 Prozent mehr zugelegt als alle anderen, sagt Julia Borghoff, die Kreisvorsitzende der Partei. Osgyan sei "die Richtige" gewesen, allerdings seien grüne Themen mittlerweile in der Mitte angekommen, auch CSU und SPD hätten sich einen grünen Anstrich verpasst. Will heißen: "Jeder will jetzt Radwege, jeder will mehr Grün."
"Strategisch hervorragend" sei jetzt die Lage der Partei, blickt Mletzko in die Zukunft: "Und unsere 15 Prozent fehlen den beiden Stichwahl-Kandidaten." Für inhaltliche Verhandlungen sei das ein Pfund, mit dem man wunderbar wuchern könne.