Offener Brief an Chefarzt: Klinikums-Mitarbeiter wehren sich

11.10.2020, 12:28 Uhr
Am Donnerstag streikten die Klinikums-Beschäftigten. 

© Stefan Hippel Am Donnerstag streikten die Klinikums-Beschäftigten. 

Der Chefarzt der Neurologie hatte im Rahmen der Verhandlungen über die Notdienstvereinbarung gesagt, dass die Vorstellungen der Gewerkschaft ver.di über den Notbetrieb unzumutbar seien und Menschenleben gefährdeten.

Damit, so die Mitarbeiter in ihrem Brief, werde auch den Pflegekräften und Therapeuten unterstellt, sie würden Leben aufs Spiel setzen, weil sie streikten. "Dabei bringt uns eben der Normalzustand auf die Barrikaden, unter dem wir wegen Unterbesetzung und Arbeitsdruck den Patienten allzu oft nicht die Fürsorge geben können, die ihnen zusteht."

Man arbeite täglich an der Belastungsgrenze - und werde nun von denen kritisiert, "die für die Organisation und Leitung eines solchen Klinikums verantwortlich sind". Der Fachkräftemangel in der Pflege sei bekannt, doch die Menschen wüssten zu wenig über die Auswirkungen.

So müsse sich zum Beispiel auf den Allgemeinstationen eine Pflegekraft nachts bei voller Belegung um 30 Patienten kümmern. "Wir als Pflegende wissen, dass wir selbst schnell Patienten sein können. Deshalb kämpfen wir für bessere Bedingungen."

Am Dienstag soll der ver.di-Streik in eine neue Runde gehen, diesmal legen die Auszubildenden ihre Arbeit nieder. Azubis aus ganz Nordbayern sind aufgerufen, sich um 10.30 Uhr am Eingang des Nordklinikums in Nürnberg zu treffen und gemeinsam zu demonstrieren. "Die Ausbildungsvergütung ist kein Taschengeld", sagt Timo Klein, Gewerkschaftssekretär für den Bereich Jugend in Mittelfranken. Unter anderem fordert die Gewerkschaft monatlich 100 Euro mehr für Azubis und Praktikanten.

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